Der Bedarf an Corona-Schnelltests ist stark zurückgegangen. Anderswo werden schlichtweg die Räume wieder benötigt. Foto: Caroline Holowiecki

Erst schossen sie wie Pilze aus dem Boden, nun wird ausgedünnt: Einige Corona-Teststellen sind schon wieder zu. Das liegt an der sinkenden Nachfrage, aber nicht nur.

Filder - Seit bald anderthalb Jahren schon leben wir mit Corona. Eine zermürbend lange Zeit, doch sie hat auch etwas Gutes. Vieles hat sich eingespielt und läuft wie am Schnürchen. Etwa das Testen. In diesem Frühjahr sind die Abstrichzentren wie Pilze aus dem Boden geschossen. Mittlerweile kann man sich auf der Filderebene in einem Hotel in Möhringen, in einer Zahnarztpraxis im Asemwald, in Supermärkten oder in einem Bus, der auf dem Kirchplatz in Echterdingen stoppt, testen lassen.

Testangebote wurden eingestellt

Doch so schnell die Stationen eröffnet haben, so schnell verziehen sie sich auch wieder. Die ersten schließen. Beispiel Bezirk Sillenbuch: In der Begegnungsstätte Heumaden wurde das Testangebot nach dem 30. Juni eingestellt. Die Einrichtung im Äckerwaldzentrum hat bereits am 19. Juni geschlossen – aus operativen Gründen, hört man vom Betreiber. Das heißt indes nicht, dass der Bezirk unterversorgt ist. Mindestens sechs Teststellen stehen den Bürgern nach wie vor zur Verfügung – teils täglich bis in den Abend und ohne Anmeldung; Öffnungszeiten, die nicht jeder bieten kann.

Auch anderswo wird ausgedünnt. Das Corona-Abstrichzentrum (CAZ) an der Messe wurde Anfang Juni geschlossen. „Wir haben festgestellt, dass die Nachfrage nach PCR-Tests am CAZ Messe sehr stark nachgelassen hat“, sagte Peter Freitag, der Gesundheitsdezernent im Kreis Esslingen. Ende April waren noch bis zu 200 Personen täglich zum PCR-Test gekommen, am Schluss eine Handvoll. Nun hat der Kreis auch sein zweites CAZ in Wernau dichtgemacht. Thomas Krämer, der Sprecher der Stadt Leinfelden-Echterdingen, berichtet überdies von zwei Apotheken, die das Testen einstellen. Das örtliche Zentrum im Walter-Schweizer-Kulturforum hat Ende Mai zugemacht. Betrieben hatten es Vereine. „Es war immer klar, dass das Ehrenamt nur überbrücken kann und wird“, sagte der DRK-Bereitschaftsleiter Ron Wüst und verwies auf kommerzielle Anbieter.

Bedarf ist in den Keller gerauscht

Fakt ist: Die Infektionszahlen sinken, die Testpflicht für die Außengastronomie oder im Einzelhandel ist entfallen. Der Bedarf ist in den Keller gerauscht. Das bestätigt Heiko Volz als Sprecher der NK Medical Services, einer Ausgründung des Schifffahrtsunternehmen Neckar-Käpt’n. „Die Nachfrage ist total zurückgegangen.“ In der Hochphase habe man an die 40 Zentren betrieben und bis zu 700 Leute pro Tag an einem Ort getestet, und bis jetzt gibt es Einrichtungen an der Uni in Vaihingen, in Sielmingen in der Mini-Bar oder in Leinfelden-Echterdingen in der Soho-Bar oder bei Le Populaire. Doch nun wird eingedampft. „Wir werden ganz wenige Testzentren weiterbetreiben und auch nur an Wochenenden“, kündigt Heiko Volz an. Die Homepage werde laufend aktualisiert.

Räume werden wieder benötigt

Anderswo werden schlichtweg die Räume wieder benötigt. Während des Lockdowns hatten Testzentren in verwaisten Cafés oder Sälen eröffnet, nun kehrt mit den voranschreitenden Öffnungen dorthin das Leben zurück. In der Begegnungsstätte in Heumaden etwa dürfen wieder Treffs stattfinden. „Wir hätten umziehen müssen“, sagt Anna Wertenauer für die Betreiber des Testzentrums, doch das hätte sich nicht gelohnt. „Die Kundschaft bleibt einfach aus“, daher werde etwa auch das Zentrum am Dreiecksplätzle in Kaltental aufgeben.

Doch was, wenn eine vierte Welle kommt? Anna Wertenauer reagiert gelassen: „Wir sind seit anderthalb Jahren geschult, schnell reagieren zu können.“ Die Delta-Variante habe man durchaus im Blick, „keiner ist blauäugig“, unausgelastete Zentren könne man dennoch nicht offenhalten. Auch im Stuttgarter Rathaus macht man sich keine Sorgen. „Es wird in Stuttgart weiterhin über 140 Testzentren verteilt auf das gesamte Stadtgebiet geben. Auch das Testzentrum auf dem Wasen wird an sechs Tagen in der Woche geöffnet sein“, teilt der Sprecher Martin Thronberens mit. Die Testkapazitäten für Stuttgart seien damit mehr als ausreichend.