Die S-Bahn stellt den Takt um. Foto: 7aktuell.de//Oskar Eyb

Die Coronakrise wirkt sich zunehmend auf den Nahverkehr in Stuttgart und Region aus. Nun will die Bahn den Takt bei den S-Bahnen umstellen. Ähnliche Überlegungen gibt es für die Stadtbahnen und Busse in Stuttgart.

Stuttgart - Die Corona-Krise wirkt sich nun auch auf den Nahverkehr in der Region Stuttgart aus. Nachdem schon seit Dienstag der Busbetrieb in den Kreisen nach dem ausgedünnten Ferienfahrplan verkehrt, gibt es nun auch Einschränkungen im S-Bahnverkehr. Ab Dienstag, 24. März, fährt die S-Bahn auf allen Linien nur noch im Halbstundentakt. Bisher galt der 15-Minuten-Takt. Auch der Nachtverkehr mit Zug und Bussen wird vom Wochenende an ausgesetzt. Die SSB planen offenbar ebenfalls, den Stadtbahn- und Bustakt in Stuttgart auszudünnen. „Wir überlegen in allen Richtungen“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag, wollte sich aber nicht konkret zu den Plänen äußern.

Mit dem 30-Minuten-Takt und dem Einsatz von Langzügen (also drei Einheiten) wolle man allen Fahrgästen, die im systemrelevanten Bereichen arbeiten, in den kommenden Wochen einen verlässlichen Nahverkehr und einen stabilen Fahrplan anbieten, erklärte Regionaldirektorin Nicola Schelling. Der Stuttgarter S-Bahnchef Dirk Rothenstein meinte: „Mit dem stabilen Grundangebot schaffen wir in den kommenden Wochen so lang es geht, zunächst bis zum Ende der Osterferien, Verlässlichkeit.“

Fahrgastzahlen brechen ein

Bis einschließlich Montag, 23. März, fährt die S-Bahn noch nach dem gültigen Fahrplan. Von Dienstag, 24. März, an gilt der Halbstundentakt auf allen Linien. Die S 60 verkehrt aber nur im Abschnitt Böblingen-Renningen mit einem Kurzzug, auf der S 4 zwischen Marbach und Backnang wird ein Vollzug mit zwei Triebwagen eingesetzt. Auf diesen Abschnitten sind die Bahnsteige zu kurz, um Langzüge fahren zu lassen. Ersatzlos gestrichen wird die Frühanbindung des Flughafens sowie die Schusterbahn zwischen Kornwestheim und Stuttgart-Untertürkheim. Die Teckbahn zwischen Kirchheim und Oberlenningen wird wie gewohnt bedient. Auch der regionale Expressbus Relex mit den Linien Waiblingen-Esslingen, Leonberg-Flughafen und Kirchheim/Teck-Flughafen fährt wie gewohnt.

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Damit wird auch auf die stark sinkende Nachfrage reagiert. Die Fahrgastzahlen im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) brechen nämlich ein. „Unsere Zahlen liegen unter 50 Prozent des normalen Aufkommens“, sagt Horst Stammler, einer der beiden VVS-Geschäftsführer. 36 Prozent aller Fahrten im VVS unternehmen Schüler, Auszubildende und Studenten. Diese Gruppen fehlen seit Dienstag. Weil viele Firmen ihre Beschäftigten ins Homeoffice geschickt haben, der Großteil des Handels zugesperrt hat und auch Fabriken die Tore schließen, ist der Berufsverkehr „deutlich reduziert“, so Stammler. Und der Gelegenheitsverkehr ¬habe sich ebenfalls mehr als halbiert.

Personalsituation ist ein Dauerthema

In den nächsten Tagen, wenn die von Bund, Land und Stadt verfügten Einschränkungen noch stärker greifen, rechnet der Verkehrsverbund mit einem noch weiteren Rückgang der Fahrgastzahlen. Täglich wird daher mit Vertretern der rund 40 im Verbund tätigen Unternehmen die Lage am Telefon erörtert. „Dann stimmen wir uns mit dem Verkehrsministerium ab und bringen Änderungen in die Fahrplanauskunft“, so Stammler. Die Personalsituation ist jetzt ein Dauerthema. Jedes Unternehmen im VVS hat laut Stammler einen Pandemieplan, bei den SSB tagt ein Krisenstab, der Betriebsrat ist eingebunden, so eine Sprecherin. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Krankenstand bislang nur um ein Prozent erhöht.

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Der VVS koordiniert das Vorgehen der Mitgliedsbetriebe, zum Beispiel den Buseinstieg nur noch hinten, um die Fahrer zu schützen. „Wir gehören zur kritischen Infrastruktur, wir wollen den Nahverkehr so lange wie möglich aufrechterhalten“, so der VVS-Chef, schließlich müssten zum Beispiel Beschäftigte der Krankenhäuser an ihren Arbeitsplatz kommen können. „Wir wollen den Betrieb grundsätzlich aufrechterhalten“, so die SSB-Sprecherin.

Keine Auswirkung wird die Corona-Krise auf die zum 1. April beschlossene Fahrpreiserhöhung um 1,9 Prozent im Verbund haben.