Bei einer Impfaktion in Urbach hat nicht jeder eine Dosis bekommen. Foto: Gottfried Stoppel

In Urbach werden mehrere Interessenten für eine Booster-Anwendung abgewiesen. Die Begründung: Ihre Corona-Zweitimpfung liegt noch nicht sechs Monate zurück.

Urbach - Constanze Seyfang ist ganz schön sauer. So wichtig könne es mit dem Boostern dann auch nicht sein, befindet sie in einem Beitrag auf der Internetplattform Facebook, „Danke für nichts!“

Der Grund für den Unmut der 34-Jährigen ist eine Erfahrung bei einer Impfaktion in Urbach gewesen. Constanze Seyfang hatte sich dort zusammen mit ihrem Schwiegervater eingefunden, nachdem sie für beide einen Termin ergattert hatte, um sich je eine Booster-Impfung verabreichen zu lassen. Doch daraus wurde nichts, beide wurden wieder unverrichteter Dinge nach Hause geschickt. Die Begründung: Die Zweitimpfung liege noch nicht lange genug zurück.

Zwei Wochen zu früh

13 Tage hätten ihrem 80-jährigen Schwiegervater gefehlt, dann wären sechs Monate vergangen gewesen, die der behandelnde Arzt als maßgebliches Kriterium für eine Booster-Impfung genannt und darauf bestanden hätte. In ihrem Fall wären es nur elf Tage, bei einer Dame hinter ihr lediglich acht gewesen. „Es ging mir gar nicht um mich, aber für meinen Schwiegervater ist das Ganze beschwerlich, aber auch wichtig.“

Im Landratsamt, das die Impfaktion in Urbach organisiert hatte, bestätigt man, dass bis dato eine Frist von sechs Monaten ausgegeben worden sei, die – zumindest über den Daumen gepeilt – als Messlatte für die Berechtigung einer Booster-Impfung angewandt werden sollte. Man habe sich damit an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientiert, aber auch die Devise ausgegeben, bei bis zu zwei Wochen darunter Kulanz walten zu lassen.

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Im Landessozialministerium sieht man das ähnlich. Die Stiko habe am 18. November ihre Empfehlungen nochmals aktualisiert, und zwar weiter empfohlen, dass die Auffrischimpfungen in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis erfolgen solle. Aber auch schon nach fünf Monaten könnten Auffrischimpfungen gemacht werden – wenn es genügend Kapazitäten gebe, so ein Ministeriumssprecher. Man habe die zwölf Krankenhaus-Standorte, an denen die Mobilen Impfteams des Landes angedockt sind, ausdrücklich auf diese Empfehlung hingewiesen und gebeten, kulant mit jenen umzugehen, die sich bereits nach fünf Monaten boostern lassen wollten.

Auffrischimpfung vor allem für Senioren wichtig

Die Auffrischimpfungen seien ganz besonders für Senioren und für Menschen mit Vorerkrankungen wichtig, so der Ministeriumssprecher: „Nach unserer Auffassung hätte man den 80-Jährigen und die ältere Dame, von denen Sie schildern, nicht wegschicken müssen.“ Klar sei aber auch: Alle Ärztinnen und Ärzte arbeiteten nicht weisungsgebunden, sondern seien frei in ihren medizinischen Entscheidungen.

Der Kreis hat für seine Impfteams reagiert. Ab sofort kann bereits nach fünf Monaten geboostert werden.