Auch für Flüchtlinge gilt inzwischen, dass sie Abstand zueinander halten sollen. Foto: dpa/Christoph Schmidt

Die Menschen leben in den städtischen Sammelunterkünften von Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen dicht an dicht. Wie gut sind diese Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus geschützt?

Filder - Bisher ist alles gut gegangen. Keiner der Flüchtlinge in Filderstadt oder Leinfelden-Echterdingen hat sich bislang (Stand: Montagabend, 30. März) mit dem Coronavirus infiziert. Aus diesem Grund gibt es auch noch keine Flüchtlingsunterkunft, die komplett geschlossen ist. Besucher müssen allerdings schon jetzt draußen bleiben.

In Filderstadt dürfen Gäste nur in ganz dringenden Fällen in die Heime. Das gilt auch für die Ehrenamtlichen, die den Flüchtlingen im Alltag, beim Ausfüllen von Formularen, Behördengängen oder bei der Arbeitssuche helfen. Wenn sie reinwollen, müssen sie unterschreiben, dass sie auf eigenes Risiko in die Unterkünfte gehen. „Falls die Flüchtlinge dringend Hilfe brauchen, können sie telefonieren oder E-Mails schicken“, sagt Barbara Scheubert, die Leiterin des Amtes für Integration, Migration und Soziales in Filderstadt. Die Nummern und Adressen der Stadt und der Ehrenamtlichen seien in den Heimen ausgehängt. „Die Flüchtlinge wurden außerdem mehrsprachig über Verhaltensregeln informiert.“

Doch wie sieht es aus in Unterkünften, in denen die Menschen dicht beieinander leben? Um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren, würden keine Flüchtlinge mehr aufgenommen, sagt Scheubert. Im Heim an der Humboldtstraße seien derzeit 70 Männer untergebracht, obwohl es Platz für 90 gäbe. Es sei zwar so, dass es noch drei Wohngruppen mit 14 Männern gebe, die sich eine Küche teilen. Man könne die Leute aber auch nicht auseinanderreißen.

„Umzug würde für Unruhe sorgen“

Diesen sozialen Aspekt sieht auch der Sprecher des Arbeitskreises Asyl Filderstadt, Werner Weinmann. „Es würde nur für Unruhe sorgen, wenn man die Menschen woanders unterbrächte“, sagt er.

Abstand halten, regelmäßiges Händewaschen, keinerlei Besuche: Diese Regeln gelten auch für die Bewohner der städtischen Unterkünfte in Leinfelden-Echterdingen: und damit für Flüchtlinge und für Obdachlose. 130 Menschen leben in dieser Stadt in Obdachlosenheimen. 285 Flüchtlinge sind in größeren Sammelunterkünften untergebracht, wie es sie an der Steinbeisstraße in Oberaichen oder an der Ulrichstraße in Musberg gibt. 20 bewohnen städtische Sozialwohnungen. Für 100 Zuwanderer hat die Stadt über das Projekt „L.E. mietet“ private Wohnungen gefunden.

Genau wie in Filderstadt dürfen ehrenamtliche Helfer bis auf Weiteres nicht in die Heime. So will auch Leinfelden-Echterdingen die Bewohner, aber auch die Ehrenamtlichen vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus schützen. Hausmeister und die städtischen Integrationsmanager kontrollieren, ob die Besuchsverbote eingehalten werden. Die Bewohner wurden für die Dinge sensibilisiert, die nun auch in ihren Unterkünften besonders wichtig sind. Entsprechende Informationsblätter wurden ausgehängt.

„Noch größere Verantwortung für die Stadt“

„Die Kommune trägt nun eine noch größere Verantwortung für die Obdachlosen und Flüchtlinge, die in den Gemeinschaftsunterkünften leben und die sich dort Bad, Küche und teils auch die Waschräume teilen“, sagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Die Stadt könne diese Menschen aber nicht anders verteilen, sodass sie fortan auf noch mehr Abstand zueinander gehen können. Über diesen zusätzlichen Platz verfüge die Kommune schlichtweg nicht. Immerhin werden die Container-Notunterkünfte auf dem Renault-Gelände jetzt nicht – wie eigentlich geplant – vollends abgebaut. „Das haben wir vorerst gestoppt, um die räumlichen Kapazitäten in dieser Krise nicht auch noch zu reduzieren“, sagt der Bürgermeister. Die anderen städtischen Unterkünfte sollen zum jetzigen Zeitpunkt nicht bis ans Limit belegt werden.

Bisher haben diese Vorsichtsmaßnahmen ausgereicht. Sollte sich das ändern, will man in Leinfelden-Echterdingen keine der Unterkünfte schließen. „Wir halten uns aber offen, infizierte Menschen umzuziehen, damit sie in einer anderen Unterkunft in Quarantäne gehen können“, sagt Kalbfell. Hierfür habe die Stadt auch schon eine Liegenschaft ausgeguckt.