Schüler halten sich tapfer ans Abstandsgebot auf den Fluren. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

An fünf Stuttgarter Schulen gibt es seit Montag Corona-Verdachtsfälle, Informationskette und Infektionskette stehen im Wettlauf. Die Frage ist, wer ihn gewinnt – vor allem nach den Sommerferien.

Stuttgart - Das Wochenende war für Behörden, Ämter und fünf Schulen nicht arbeitsfrei. Weil einzelne Schüler aus zwei Flüchtlingsunterkünften dort Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall hatten, verständigte das Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart alle Rektoren. „Vorsorglich“, laut Pressestelle der Stadt.

„Ich habe sofort die betroffenen Mitschüler aus einer dritten Klasse und jene aus der Ganztagsgruppe angerufen, drei Lehrer und zwei Sozialpädagogen kontaktiert“, sagt Michael Hirn, Schulleiter der Helene-Fernau-Horn-Schule im Stadtteil Freiberg, „zum Glück habe ich sie alle noch am Sonntagabend erreicht“, fügt er an. Hirn nimmt an, dass dies nicht der letzte Fall von Corona-Prophylaxe am Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum bleiben wird. „Die Abstandsregelung lässt sich nach den Sommerferien bei vollem Schulbetrieb vermutlich nicht einhalten.“

Ämterpost für Schüler übersetzt

Problematisch sei vor allem die Schülerbeförderung. „Noch fahren die Busse nur halb voll, nach den Ferien dürfen laut Kultusministerium die Busse aber wieder gefüllt werden“, sagt Hirn, da seien Kontakte nicht zu vermeiden. Das Kollegium sei gespalten: „Die einen freuen sich darauf, endlich wieder sinnvoll arbeiten zu können, die anderen befürchten, unnötig in Infektionsgefahr gebracht zu werden“, so Hirn.

Zu den betroffenen Schulen gehören außerdem die Bismarckschule in Feuerbach, die Marienschule und die Lehenschule im Süden sowie die gewerbliche Robert-Mayer-Schule im Westen. Deren Rektor, Reiner Immik, hat am Montagmorgen die betroffenen Schüler und Lehrer aufgeklärt. „Das betrifft die ganze Vabo-Klasse“, so Immik. Deren Schüler sind in der beruflichen Vorqualifizierung und mitten im Spracherwerb. Deshalb habe er den Brief des Gesundheitsamtes „in einfache Sprache“ übersetzt. Kontakte ließen sich insbesondere außerhalb des Schulhauses nicht vermeiden, „auf dem Schulweg und in der Pause“ kämen ab Herbst dann 500 bis 600 Schüler zusammen. „Da kann es schnell zu Schließungen kommen. Darauf muss man vorbereitet sein“, sagt Immik, „am besten mit einem gemeinsamen Digital-Konzept für alle Schulen.“

Tests am Klinikum

Ursula Franke, die Rektorin der Marienschule, einer Grundschule im Süden, ist vom Gesundheitsamt am Sonntag nicht erreicht worden. „Ich habe erst am Sonntagabend durch Ihre Online-Ausgabe davon erfahren“, sagte sie am Montag auf Anfrage. Die Schüler aus der betroffenen Klasse hätten einen Elternbrief mit nach Hause bekommen mit der Bitte, zum Test zu gehen und vorsichtshalber 14 Tage in Quarantäne zu bleiben. „Bis Schulschluss ist die Klasse separiert worden“, sagt Ursula Franke. Sie wünscht sich – auch mit Blick auf den Herbst – eine funktionierende Informationskette: „Wir haben von extern noch nicht einmal Zugriff auf unsere Dienstmails.“ Stadtsprecher Sven Matis begründet: „Dies lässt die Sicherheitsarchitektur nicht zu.“

Die Tests der 140 Schülerinnen und Schüler sollen im Klinikum erfolgen und bis Mittwoch abgeschlossen sein. Die Konsequenzen für den Schulbetrieb macht das Gesundheitsamt davon abhängig, wie die Testergebnisse ausfallen aber auch, ob die Kinder Symptome gezeigt haben. Auch einzelne Gruppen der Gustav-Werner-Kita in Zuffenhausen und der Kita Kafkaweg im Freiberg sind betroffen.