Eine Patientin bei der Temperatur-Messung im Herrenberger Krankenhaus. Dort, wo nun fünf Intensivpfleger in Quarantäne sind. Foto: factum/Simon Granville

Dazu sind allein im Oktober in den Kliniken im Landkreis Böblingen 42 Mitarbeitende quarantänebedingt ausgefallen. Im Herrenberger Krankenhaus ist die Personalsituation auf der Intensivstation besonders angespannt.

Landkreis Böblingen - Die zweite Corona-Welle hat die vier Kliniken im Kreis Böblingen erreicht: Insgesamt 26 Covid-19-Patienten befinden sich in stationärer Behandlung, drei davon auf den Intensivstationen, zwei werden beatmet. Zudem gebe es elf Verdachtsfälle, wie der Klinikverbund Südwest am Freitag mitteilte.

70 Jahre alt sei in der Regel ein stationärer Covid-19-Patient im Kreis Böblingen seit dem Beginn der Pandemie. Neun Tage dauere die Behandlung in der Klinik im Durchschnitt. „Es gab aber auch schon Patienten, die lagen drei Wochen bei uns“, berichtet Ingo Matheus vom Klinikverbund Südwest. Über insgesamt 54 Intensivbetten verfügen die Kliniken im Kreis, 24 davon seien noch frei. Doch das sei nur eine Momentaufnahme: „Diese sind nicht für Covid-19-Patienten reserviert“, betont der Sprecher.

Patientenzahlen haben sich im Vergleich zu Anfang Oktober verfünffacht

Anders als beim Lockdown im Frühjahr, als alle nicht unmittelbar medizinisch notwendigen Operationen verschoben wurden, entscheiden die Kliniken dieses Mal von Tag zu Tag – und reduzieren je nach Anzahl der Corona-Intensivpatienten ihr Leistungsangebot. Ab welcher Anzahl an stationären Covid-19-Patienten die Lage in den Kliniken schwierig werde, da wollte sich Matheus nicht festlegen.

„Die stationären Zahlen sind besorgniserregend und jetzt auf dem Stand von Mitte März angekommen“, sagt der Landrat Roland Bernhard. Die Patientenzahlen hätten sich im Vergleich zu Anfang Oktober verfünffacht. Zwar erfolge die Covid-19-Versorgung noch parallel zu den regulären Operationen, doch Bernhard warnt: „Angesichts der steigenden Infektionszahlen ist es fraglich, wie lange diese Doppelbelastung so noch aufrechterhalten werden kann.“ Der Inzidenzwert stieg im Kreis Böblingen am Freitag auf 85.

Fünf Intensivpfleger des Herrenberger Krankenhauses in Quarantäne

Zudem macht das Coronavirus auch vor den Bediensteten nicht Halt: 42 Mitarbeiter seien allein im Oktober quarantänebedingt ausgefallen. „Das entspricht annähernd 200 Schichtbesetzungen“, sagt Martin Loydl, Geschäftsführer des Klinikverbunds. Im Herrenberger Krankenhaus sind zurzeit fünf Intensivpfleger in Quarantäne. Deshalb nimmt die Intensivstation bis Dienstag keine beatmungspflichtigen Patienten von extern mehr auf.