Letzter Ausweg Flughafen: Nicht für alle Reisende ist das möglich. Foto: dpa/Marijan Murat

Außenminister Maas hat im Zuge der Corona-Krise Rückholaktionen angekündigt. Doch wer im Ausland auf Reisen ist, sollte im Notfall nicht auf die Hilfe von Airlines oder des Staates vertrauen. Das Protokoll einer Heimreise nach Stuttgart.

Stuttgart - Von wegen Rückholaktionen und Airline-Hilfe: Wer im Ausland auf Reisen ist, sollte im Notfall nicht auf die Unterstützung von Fluggesellschaften und des Staates bauen. Das Protokoll einer Heimreise aus Spanien im Zuge der Corona-Krise:

16. März

Wir halten uns seit einigen Tagen zu viert in der Nähe Rondas in Andalusien bei einem Familientreffen auf, zwei Stunden vom Airport Malaga entfernt. Malaga ist einer der größten Flughäfen Spaniens und Drehkreuz für Andalusienurlauber.

16. März, 12 Uhr

Die Nachricht von Laudamotion ploppt auf dem Handy auf. Der Rückflug am 21. März wurde gecancelt. Man könne stornieren oder umbuchen.

Umgehend versuchen wir, den Flug umzubuchen. Auf der Webseite ist das nicht möglich, die Fluggesellschaft telefonisch nicht zu erreichen. Stattdessen sehen wir im Netz: Alle Flüge von Laudamotion wurden bis April abgesagt. Wir drücken den Knopf für die Ticket-Erstattung. Wenigstens der funktioniert.

16. März, 13 Uhr

Wir versuchen, den nächsten Direktflug mit Eurowings zu bekommen – der 18. März. Wir buchen auf der Webseite und hängen uns zur Sicherheit in die Telefonschleife. Nach einer Stunde, gerade als wir die Online-Buchung abschließen wollen, sagt ein freundlicher Mann: Das Flugzeug ist schon voll. Was heißt: Schlössen wir die Online-Buchung ab, wären zumindest vier Personen zu viel eingecheckt.

Ob schon früher zusätzliche Maschinen eingesetzt werden, wie es für die Urlauber auf den Balearen der Fall ist, kann man uns nicht sagen. Wir buchen den nächstmöglichen Flug für den 22. März.

Anruf bei der Eurowings-Pressestelle: Auch hier weiß man nicht, ob es zusätzliche Flüge oder gar weitere Stornierungen geben wird. Flüge nach Spanien biete man aber weiterhin an.

17. März, 10 Uhr

Der spanische Premierminister verkündet im Fernsehen: Es könnte sein, dass Spanien in den kommenden Tagen seine Flughäfen komplett schließt.

Wir versuchen, früher zu fliegen. Würden die Airports geschlossen, wären wir im April noch im Land.

Wir suchen online: Flüge von Eurowings nach Deutschland werden keine mehr angezeigt, dafür aber die Werbung für einen günstigen Direktflug nach Stuttgart. Der Pressesprecher schätzt, dass die spanischen Flughäfen schließen werden und Reisende im Land noch viele Wochen festsitzen könnten. Eine Alternative hat er nicht.

Auch bei Ryanair und Easyjet sieht es schlecht aus. Bei der Lufthansa findet sich fast nichts, was einigermaßen bezahlbar und halbwegs praktikabel wäre.

17. März, 11 Uhr

Was wäre, wenn wir nicht wegkämen?

Außenminister Heiko Maas hat am Morgen angekündigt, Urlauber zurückzufliegen. Doch auf der Länderliste, die er nennt, taucht Spanien nicht auf.

Anfrage bei der Pressestelle des Auswärtigen Amts in Berlin: Sind auch Rückholaktionen aus Spanien geplant?

Keine Auskunft dazu. Man verweist auf die eigene Webseite: Dort empfehle man, „dass Reisende sich auf Grund wegfallender Flugverbindungen gegebenenfalls um eine schnellstmögliche Rückreise nach Deutschland bemühen“. Auf die Frage, ob die Schließung von Flughäfen in Spanien drohe, verweist man uns an die spanischen Behörden.

Anruf beim deutschen Konsulat in Malaga: Auch vor Ort gibt es nicht mehr Infos, außer: Man solle möglichst oft die Webseiten der Fluggesellschaften auf gestrichene oder zusätzliche Flüge prüfen.

Wir werden auf der Lufthansa-Webseite doch noch fündig – vielleicht haben Passagiere einen Flug abgesagt. Wir können am 18. März von Malaga über Brüssel nach München fliegen.

Wir buchen einen Mietwagen, um in der Nacht noch nach Stuttgart zu gelangen.

18. März, 23.30 Uhr

In Stuttgart zurück, nur die Koffer haben es nicht mehr von Brüssel nach Stuttgart geschafft.