In Afrika ist das Coronavirus auf dem Vormarsch. Foto: dpa/Themba Hadebe

Nicht wenige Experten befürchten, dass es auf dem afrikanischen Kontinent ein neues Epizentrum für den Virus-Ausbruch geben könnte. Die Zahl der bestätigten Infektionen steigt dramatisch an.

Kapstadt - Die Zahl der Coronavirus-Fälle in Afrika ist innerhalb einer Woche um 43 Prozent gestiegen. Gemeldet wurden bis Donnerstag fast 26.000 Infektionen, teilte das von der Afrikanischen Union betriebene Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention mit. Vor einer Woche waren es noch etwas mehr als 16.000 gewesen - da ein Anstieg von 29 Prozent zur Vorwoche.

Auch Südafrika vermeldete einen Zuwachs - es ist bereits das Land auf dem Kontinent mit den meisten bestätigten Fällen. Über einen Tag hinweg hätten sich 318 weitere Menschen mit dem Virus angesteckt, insgesamt seien es nun 3900 Infizierte, sagte Gesundheitsminister Zweli Mkhize. Die wachsende Zahl mache zwar Sorgen, gleichzeitig seien die Behörden aber zufrieden damit, dass mehr und mehr Gemeinschaften auf das Virus geprüft und getestet werden könnten. In 24 Stunden seien fast 10.000 Tests vorgenommen worden, sagte Mkhize - die Gesamtzahl liege bei über 143.000.

Generell beklagen Experten eher die begrenzten Testkapazitäten auf dem Kontinent mit 1,3 Milliarden Menschen. „Wenn man nicht testet, findet man nichts. Und wenn man nicht testet, ist man blind. Wenn man nicht testet, ist man der Kurve nicht voraus“, sagte der Direktor des Zentrums für Krankheitskontrolle und -prävention, John Nkengasong. Da nur wenige Afrikaner getestet würden, sei der Anstieg der Infektionen auf dem Kontinent in Wirklichkeit wahrscheinlich viel höher.

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Nkengasong sagte, in den zwei Monaten seit Beginn des Ausbruchs seien in Afrika weniger als 500.000 Tests auf das Virus vorgenommen worden. Das seien gerade mal 325 auf eine Million Menschen, sehr viel weniger als beispielsweise in Italien. Sein Zentrum habe sich vorgenommen, in den nächsten vier Wochen eine Million Tests zu machen, in vier Monaten sollten es zehn Millionen sein. Aber das Vorhaben stoße auf enorme Schwierigkeiten, deren Ursache vor allem im schlechten Zustand der Gesundheitssysteme in afrikanischen Ländern liege. „Es ist ein harter Kampf, Gesundheitssysteme aufzubauen, während man sie braucht“, erklärte der Direktor. „Das ist es, was wir gerade machen.“

Die Weltgesundheitsorganisation hat in einem kürzlich vorgelegten Bericht eine düstere Prognose für Afrika abgegeben. Dem Virus Sars-CoV-2 und der von ihm ausgelösten Krankheit Covid-19 könnten mehr als 300.000 Menschen zum Opfer fallen; 30 Millionen könnten durch die Pandemie in Armut gestürzt werden.