Um die Ausbreitung des Virus in einer Unterkunft zu kontrollieren, muss engmaschig getestet werden. (Symbolbild) Foto: dpa/Daniel Schäfer

Wo Menschen eng zusammenleben, können sich Krankheitserreger besonders gut ausbreiten. In Stuttgart gibt es derzeit mehr als 50 Fälle in 13 Gemeinschaftsunterkünften. Wie gehen die Verantwortlichen damit um, und wo liegen die Probleme?

Stuttgart - Es sind nur Gerüchte. In der Flüchtlingsunterkunft Hasenwedel in Stuttgart-Riedenberg soll es aktuell einen Corona-Fall geben, in der Flüchtlingsunterkunft auf der Waldau in Degerloch gleich mehrere. Die Pressestelle der Stadt möchte das weder dementieren noch bestätigen. Zu einzelnen Unterkünften könne man keine Auskunft geben, sagt die Stuttgarter Pressesprecherin Jasmin Bühler. Nur so viel: In Stuttgart gebe es aktuell (Stand 3. Dezember) 51 aktive Fälle in 13 Flüchtlingsunterkünften.

Im ganzen Land sind die Corona-Infektionszahlen derzeit hoch. „Das Übertragungsrisiko virusbedingter Erkrankungen der Atemwege ist in Aufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften) besonders hoch, da hier viele Menschen auf engem Raum zusammen leben und Wohn-, Küchen-, Ess- und Sanitärräume gemeinsam nutzen“, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) auf seiner Internetseite. Allein bis Mitte Juli registrierte des RKI 199 Ausbrüche mit insgesamt 4146 infizierten Menschen. In sechs dieser Fälle waren jeweils mehr als 100 Personen auf einmal betroffen.

Kommunikation sei wichtig, schreibt das RKI

„Dass die Bewohner in den Flüchtlingsunterkünften auf engem Raum leben, stellt natürlich eine Herausforderung dar“, sagt auch Bühler. Daher ergreife man unterschiedliche Maßnahmen, um bei bestätigten Fällen in einer Einrichtung eine weiter Ausbreitung des Virus zu verhindern. So würden einzelne Etagen oder Bereiche isoliert und positiv getestete Personen oder auch Verdachtsfälle in sogenannte Schutzunterkünfte verlegt, also aus den Einrichtungen herausgenommen.

Nicht immer würden die Menschen in den Unterkünften das Vorgehen verstehen. Manchmal gebe es sprachliche Probleme, sagt Bühler. Darum sei es wichtig, verständlich zu machen, welche Maßnahmen ergriffen werden, und die Schritte zu erklären. „Andernfalls führt das zu Ängsten und geringerer Kooperationsbereitschaft“, sagt Bühler. Auch das RKI empfiehlt vor allem eines: Kommunikation.

Die Stadt sei mit allen Trägern von Flüchtlingsunterkünften in engem Austausch, um die Geflüchteten vor Ort bestmöglich zu informieren und zu betreuen. Zudem stelle man Infos in unterschiedlichen Sprachen zur Verfügung. Auch die Einrichtungsleitungen und sogenannte Gesundheitslotsen würden die Corona-Regeln kommunizieren. „Manchmal muss aber innerhalb kürzester Zeit reagiert werden, dann ist die Verständigung nicht immer einfach“, räumt die Stuttgarter Pressesprecherin ein.

Halten sich die Menschen an die Quarantäne?

Wann immer ein Bewohner in einer Unterkunft positiv auf das Virus getestet werde, werde zunächst geprüft, ob es sich um einen einzelnen Infektionsfall oder bereits um ein Ausbruchsgeschehen handele, sagt Bühler. Alle Infizierten und deren engste Kontaktpersonen würden dann möglichst rasch isoliert. Darüber hinaus werde ein Testangebot in der Einrichtung organisiert, um mögliche Folgefälle abzuklären. Werden weitere Covid-19-Infizierte gefunden, müssen diese ebenfalls in Isolation, und die Teststrategie werde gegebenenfalls ausgeweitet.

Doch halten sich die Menschen in den Flüchtlingsunterkünften an die angeordnete Quarantäne? „Wenn sich Hinweise auf wiederholte Quarantänebrecher ergeben, gibt es die Möglichkeit, diese auch mit Polizeiunterstützung in die Schutzeinrichtung zu bringen“, sagt Bühler und fügt sofort hinzu: „Das ist bislang im großen Stil aber glücklicherweise noch nicht vorgekommen.“ In aller Regel könne man Ängste und Unverständnis mithilfe von Bezugspersonen und durch Überwindung von Sprachbarrieren auflösen.