Bis eine Corona-Warn-App in Deutschland bereitsteht, kann es laut Gesundheitsminister Jens Spahn noch etwas dauern (Symbolbild). Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Die Bundesregierung hat sich am Wochenende bei der Corona-Warn-App für eine dezentrale Speicherung entschieden. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach begrüßt das. Wann die App aber kommt, ist noch unklar.

Berlin - Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßt den Kursschwenk der Bundesregierung bei der Corona-Warn-App hin zu einer dezentralen Speicherung. Die Entscheidung sei mittlerweile unvermeidbar gewesen, weil sonst die Diskussion um den Datenschutz die Akzeptanz zerstört hätte, noch bevor sie fertig gewesen wäre, sagte er der „Passauer Neue Presse“ (Montag). Unterdessen ist noch unklar, wann die Smartphone-Anwendung, die auf Abstandsmessung via Bluetooth basiert, an den Start gehen kann.

Den Kursschwenk hatten am Sonntag Kanzleramtschef Helge Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) bestätigt. Diese Lösung ist nach Einschätzung von Experten besser für den Datenschutz als ein zentraler Abgleich der Daten. Zudem wird damit der Weg frei, die Apps mit den Smartphone-Systemen von Apple und Google zu verknüpfen. Das dürfte die Apps effizienter und sicherer machen.

App erfasst, welche Smartphones einander nahegekommen sind

Die Corona-Apps sollen helfen, die Ansteckungen nachzuverfolgen, wenn Ausgehbeschränkungen gelockert werden. Sie sollen erfassen, welche Smartphones einander nahegekommen sind - und Nutzer warnen, wenn sich später herausstellt, dass sie sich neben infizierten Personen aufgehalten hatten.

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Der Bonner Infektiologe Peter Walger warnte unterdessen vor übertriebenen Hoffnungen. „Ich erwarte von der App keine wirkliche Hilfestellung beim Versuch, in die Normalität zurückzukehren“, sagte der Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). „Wenn alle Mundschutz tragen und Abstand einhalten, wäre sie überflüssig, weil sie dann nur die unkritische Nähe geschützter Leute erkennt.“ Die App sage nichts darüber aus, ob ein tatsächliches Infektionsrisiko bestehe, sondern definiere nur die Nähe einer Person zu einer potenziell ansteckenden Person.

Ein konkretes Datum gibt es nicht

Bis eine Corona-Warn-App in Deutschland bereitsteht, kann es laut Gesundheitsminister Jens Spahn noch etwas dauern. Man wolle den jetzt eingeschlagenen Weg mit einer dezentralen App „so schnell als möglich, aber auch so sicher als möglich gehen“, sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in den ARD-„Tagesthemen“. Ein konkretes Datum nannte er nicht.

Auf den Hinweis, dass eine App ursprünglich schon Mitte April in Betrieb gehen sollte, sagte der Minister, er habe „immer darauf hingewiesen, mit den Erfahrungen aus anderen Digitalprojekten, dass es meistens ein, zwei, drei Wochen länger dauert, als manch einer öffentlich sagt, weil Datensicherheit und Datenschutz so wichtig sind“. Bei der nun geplanten App könne man „aufsetzen auf das, was in den letzten Wochen entwickelt wurde“ und dieses weiterentwickeln. „Und das werden wir sehr gründlich machen, aber auch sehr zügig in den nächsten Wochen.“