Depressionen gehören zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Foto: Peter Steffen/dpa

Für Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, stellen die mit dem Corona-Virus verbundenen Ängste und Einschränkungen eine zusätzliche große Herausforderungen dar. Vor allem leiden sie unter dem Kontaktverlust und der fehlenden Tagesstruktur.

Berlin - In Deutschland sind Menschen mit Depressionen nach einer neuen Studie stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung. So haben sie zum Beispiel den Lockdown im Frühjahr als deutlich belastender erlebt, heißt es im neuen „Deutschland-Barometer Depression“, das am heutigen Dienstag (10. November) vorgestellt wird.

Lesen Sie hier: DAK-Studie zur seelischen Gesundheit – Krankschreibungen wegen psychischer Probleme auf Höchststand

Für diese Untersuchung lässt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe jährlich rund 5000 Menschen zwischen 18 und 69 Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten repräsentativ online befragen, zuletzt im Juni und Juli.

Kontakt zu anderen wird vermisst

Danach empfanden rund drei Viertel der Menschen mit Depressionen (74 Prozent) den Lockdown im Frühjahr als bedrückend. In der Allgemeinbevölkerung seien es 59 Prozent gewesen, heißt es in der Analyse.

Menschen mit Depressionen hätten zum Beispiel fast doppelt so häufig unter einer fehlenden Tagesstruktur und Grübelei gelitten. Im Vergleich zur Bevölkerung insgesamt vermissten sie auch noch häufiger den Kontakt zu anderen.

Lesen Sie weiter: Immer mehr Covid-19-Intensivpatienten – Zweite Welle trifft zunächst die Metropolen – auch Stuttgart

Fünf Millionen an Depression Erkrankte in Deutschland

Nach Angaben der Stiftung erkranken in Deutschland rund 5,3 Millionen Menschen im Laufe eines Jahres an einer behandlungsbedürftigen Depression, von der allerdings nur eine Minderheit eine optimale Behandlung erhält.

Depressive Störungen äußern sich in Zuständen seelischer Niedergeschlagenheit. Die Diagnose erfolgt nach Symptomen und Verlauf. Die Psychiatrie trennt zwischen depressiven Episoden und immer wiederkehrenden – sogenannten rezidivierenden – Störungen, deren Schwere variieren kann.

Zwischen Manie und Depression

Extreme Stimmungsschwankungen sind typisch für die manisch-depressive Erkrankung, die auch als bipolare Störung bezeichnet wird. Zwischen den Polen Manie und Depression besteht ein breites Spektrum unterschiedlicher Symptome. Mal sind die Betroffenen niedergeschlagen und haben das Gefühl, wertlos zu sein, mal neigen sie zur Rastlosigkeit und zu Selbstüberschätzung.

Unbehandelt können Depressionen Tage und Wochen andauern, mitunter auch mehrere Monate oder Jahre. Meist klingen die Symptome nicht plötzlich, sondern wellenförmig ab.

Lesen Sie auch: Themen im Trend – Depressive suchen vermehrt Hilfe