Cyber-Kriminelle nutzten es aus, dass in Corona-Zeiten mehr Kommunikation digital stattfindet (Symbolbild). Foto: dpa/Helmut Fohringer

Cyber-Betrüger machen auch vor denen nicht halt, die in Corona-Zeiten unsere Gesundheit schützen. Nun bekommen Ärzte und Pfleger Hilfe.

Karlsruhe - Innenminister Thomas Strobl (CDU) befürchtet in Corona-Zeiten zunehmend Cyber-Angriffe und will deshalb besonders das Gesundheitswesen schützen. Wie das Forschungszentrum Informatik (FZI) am Freitag mitteilte, erweitert die „Cyberwehr Baden-Württemberg“ ihren Aktionsradius auf Krankenhäuser, Arztpraxen, Apotheken, Testlabore, Pflegeeinrichtungen und mobile Pflegedienste.

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Das Forschungszentrum sieht das Gefahrenpotenzial in der Corona-Krise unter anderem durch den veränderten Arbeitsalltag erhöht: Cyber-Kriminelle nutzten es aus, dass mehr Kommunikation digital stattfinde und mobiles Arbeiten häufig Fernzugriffe auf die IT-Infrastruktur erfordere. Sie versuchen demnach, sensible Daten abzugreifen und Schadsoftware wie Verschlüsselungstrojaner zu installieren.

Wir empfehlen klar, den Erpressern kein Lösegeld zu zahlen“

Cyber-Angriffe habe es schon vor Beginn der Corona-Pandemie etwa auf Ärzte gegeben. Oft forderten die Cyber-Kriminellen Lösegeld, um die Systeme wieder zum Laufen zu bringen. Ob in den bekannt gewordenen Fällen aus dem Gesundheitswesen Lösegeld gezahlt worden sei, sei nicht bekannt. Ein FZI-Sprecher betonte aber: „Wir empfehlen klar, den Erpressern kein Lösegeld zu zahlen.“ Dadurch würden nur neue Angriffe auf Unternehmen ermöglicht. Auch gebe es keine Garantie, dass die Daten danach tatsächlich wieder entschlüsselt werden. Vielmehr sollten Betroffene bei der Polizei Anzeige erstatten.

Ursprünglich war ein stufenweiser Ausbau der „Cyberwehr“ in diesem Jahr geplant. Nun können sich Gesundheitseinrichtungen - zunächst für drei Monate - bei IT-Sicherheitsvorfällen rund um die Uhr an die kostenlose Hotline (0800-292379347) wenden. Wenn wegen eines Cyber-Angriffs Medizin- oder Pflege-Anbieter ausfielen, könnten Menschen unter Umständen nicht mehr versorgt werden, begründete dies der Projektleiter der Cyberwehr, Dirk Achenbach. Ziel sei es, Systeme schnell wiederherzustellen und Unternehmen arbeitsfähig zu halten. Langfristig will die „Cyberwehr“ allen Unternehmen Baden-Württembergs zur Seite stehen und IT-Experten vermitteln. Das Projekt wird vom Innenministerium gefördert.

Cyber-Angriffen auch auf Unternehmen und Bürger

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik warnt derzeit vor einer Zunahme von Cyber-Angriffen mit Bezug zum Corona-Virus auf Unternehmen und Bürger. Die internationale Polizeibehörde Interpol hat zudem eine Warnmeldung veröffentlicht, in der sie die generelle Gefahr von Cyberangriffen auf Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen während der Pandemie beschreibt.