Auch bei der Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden ist der Betrieb eingestellt. Foto: Patricia Sigerist

Die Mitglieder der SK Fellbach-Schmiden können zurzeit nicht in ihrem Verein trainieren. Der erste Vorsitzende Stefano Parisi hofft auf Zuschüsse von Verband und Stadt.

Fellbach - Die deutschen Sportschützen haben bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro ein beachtliches Ergebnis erzielt. Barbara Engleder (Dreistellungskampf), Henri Junghänel (Kleinkalibergewehr) und Christian Reitz (Schnellfeuerpistole) gewannen jeweils die Goldmedaille; Monika Karsch (Sportpistole) und Lisa Unruh (Bogen) sicherten sich je einmal Silber.

Auch die Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden hat bemerkenswerte Erfolge vorzuweisen

Nur die Kanuten und die Reiter konnten damals mehr Medaillen sammeln für das deutsche Team. Nach der jüngsten Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) müssen die Athleten nun aber ein weiteres Jahr auf die nächsten Erfolge warten. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie haben die Verantwortlichen das Großereignis in Tokio in das Jahr 2021 verschoben. Auch die Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden hat bemerkenswerte Erfolge vorzuweisen: Sandra Sachse (früher: Wagner), die in Schmiden im Alter von sieben Jahren mit dem Bogenschießen angefangen hatte, gewann bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta die Silbermedaille – und vier Jahre später in Sydney Bronze, aber da war sie schon zum Bundesliga-Team der SGi Welzheim gewechselt.

Der Sportbetrieb im Schützenverein ist von den Behörden untersagt worden

Im Februar 2015 sind die Bogenschützen um Kai Müller und Nicole Müller (früher Duscha), die sich zehn Jahre zuvor im Jugend-Nationalteam kennengelernt hatten, im Bundesliga-Finale gestanden. Dann jedoch folgte der Absturz, zuletzt ohne die beiden. Nach vier Abstiegen in Folge wird der Verbund in der nächsten Saison nunmehr in der Landesliga antreten. „Kai und Nicole waren einfach nicht zu ersetzen“, sagt der Teambetreuer Uwe Kaschuba.

Stefano Parisi, der erste Vorsitzende der Schützenkameradschaft Fellbach-Schmiden, hat zurzeit ganz andere Gedanken. Der Sportbetrieb im Schützenverein ist von den Behörden untersagt worden. Das Trainingsschießen der Bundespolizei und der Zollbeamten findet nicht statt.

Die Jahreshauptversammlung ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden

Auch die Bogen- und Eventwiese, die für Kindergeburtstage oder Firmenveranstaltungen gebucht wird, bleibt unbesucht. „Wir haben aufgrund dieser Krise einen brutalen finanziellen Schlag abgekriegt. Es steht noch aus, wie die Verbände und die Städte reagieren werden. Ich hoffe, dass wir Zuschüsse bekommen werden“, sagt Stefano Parisi, der im Vorstand von Patrick Traub und von Bernd Hägele unterstützt wird und ihn seit Mitte des Jahres 2017 anführt. Die Jahreshauptversammlung, die für den 20. März geplant war, ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden.

Die SK Fellbach-Schmiden wurde bereits im Jahr 1884 gegründet und hat heute rund 400 Mitglieder. Im Verein sind verschiedene Sparten untergebracht. Die Bogenabteilung ist eine davon. Außerdem sind vertreten: Druckluft-Sportgeräte (Luftgewehr, Luftpistole), Kurzwaffen (Pistolen mit Groß- und Kleinkaliber) sowie neue Langwaffen (Gewehre mit Groß- und Kleinkaliber).

Die Bogenschützen dürfen auch im eigenen Garten trainieren

Im Schützenhaus in Schmiden, in dem auch ein Restaurant ansässig ist, findet in Kooperation mit den Kreisjägervereinigungen Ludwigsburg und Waiblingen auch die Ausbildung zum Jäger in Theorie und Praxis statt. Nach der unfreiwilligen Pause freut Stefano Parisi sich dann aber auch wieder über neue Mitglieder. Allerdings betont er den sportlichen Charakter des Vereins: „Jeder Schütze der SK Fellbach-Schmiden verpflichtet sich beim Eintritt, an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen.“

Der Einstieg erfolgt über einen Schnupperkurs, geleitet von den Trainern Holger Setili oder Roland Rappold. Sie vermitteln den Interessierten die Grundlagen und prüfen zugleich die Tauglichkeit für den Schützensport. „Wir schauen auch, ob jemand talentiert ist, die nötige Ruhe ausstrahlt und gut in die Gruppe passt“, sagt Stefano Parisi. Wer dann mehr als ein Jahr regelmäßig das Training besucht und das Bedürfnis bekundet, den Sport zu betreiben – also auch Wettkämpfe zu bestreiten –, kann beim Verband den Antrag auf eine Waffenbesitzkarte stellen. Das Sportgerät darf er aber auch dann nur im Schützenverein verwenden.

Das gilt so nicht für die Bogenschützen, sie dürften auch im eigenen Garten trainieren, wenn sie denn die Sicherheitsvorschriften einhalten. Doch selbstverständlich hofft Uwe Kaschuba, dass Jessica Hägele, Philipp Kühnle, Philipp Schulze, Karin Schinken und Stefan Lindner sich bald wieder in Schmiden treffen können, um sich auf die nächste Saison vorzubereiten. Dann wohl weiterhin mit dem Trainer Viktor Bachmann, der als Bundestrainer auch schon olympische Erfolge vorzuweisen hat: Er betreute damals Sandra Sachse bei den Spielen in Atlanta und Sydney.