Sigrid Dätsch-Lokies hat ihre Apotheken in Winterbach zum Mittelpunkt eines emsigen Näh-Projekts gemacht. Foto: Gottfried Stoppel

Im Rems-Murr-Kreis sind mehrere Initiativen dabei, Mundschutzmasken zu fertigen. Die Firma Kärcher stiftet umfangreiches Material gegen Corona.

Fellbach/Winterbach - Not macht erfinderisch. Diese Weisheit haben Freiwillige rund um Christa Meißner aus Fellbach-Schmiden in die Tat umgesetzt. Weil Einmalmasken nicht zu haben sind, hatte das Pflegeheim in der Tournonstraße angefragt, ob die Akteure vom Seniorenbesuchsdienst, den Meißner koordiniert, Mundschutzmasken anfertigen könnten. Außerdem nähen Freiwillige vom Krankenpflegeverein Schmiden-Oeffingen solche Masken. Die Bitte des Schmidener Pflegeheims wurde verbreitet, und sehr viele Helferinnen haben ganz spontan genäht, berichtet Christa Meißner, die sich auch selbst an die Nähmaschine gesetzt hat.

In Winterbach nähen mittlerweile 60 Frauen

In Winterbach hat die Apothekerin Sigrid Dätsch-Lokies ein Nähprojekt für Masken ins Leben gerufen, an dem sich mittlerweile 60 Näherinnen beteiligen, darunter rund 25 Schorndorfer Landfrauen, aber auch viele Privatpersonen. „Wir sind jetzt in der zweiten Woche tätig. Angefangen haben wir mit 16 Näherinnen“, sagt die Apothekerin. Fertige „Behelfsmasken“ werden in der Winterbacher Michaels-Apotheke gesammelt, Stand Dienstag waren es rund 1700 Stück. Dort, sowie in der Salier-Apotheke, die ebenfalls von Sigrid Dätsch-Lokies betrieben wird, sowie im Abramzik-Supermarkt, kann man sie für fünf Euro das Stück kaufen. Sie betont, dass es sich nicht um zertifizierte Schutzmasken nach FFP-2- oder FFP-3-Standard handelt. „Aus diesem Grund benutze ich lieber die Bezeichnung Spuckschutz.“

Die Einnahmen werden für einen guten Zweck gespendet. „Bei dem zu erwartenden Betrag wird es sicher nicht bei einem bleiben“, ist sich die Apothekerin sicher. Die Masken nähmen reißenden Absatz. „Über das Wochenende waren die Näherinnen besonders fleißig und haben 400 Masken genäht. Diese waren am Montag innerhalb von drei Stunden weg.“ Die Helferinnen seien zudem kreativ, was die Formen der Masken angeht. „Ich bin immer überrascht, was sich manche haben einfallen lassen, um die Masken noch zu verbessern“, sagt Sigrid Dätsch-Lokies.

Die Initiative ist über Stoff- und Materialspenden wie Hosengummis dankbar, die man zur Anfertigung der Masken braucht und die mittlerweile rar sind. In der Michaelsapotheke, die direkt an der Ortsdurchfahrt zu finden ist, steht eine Box, in der Spenden hineingelegt werden können. Außerdem können Materialspenden während der Geschäftszeiten von 8 bis 20 Uhr in der Apotheke abgegeben werden. In der Apotheke bekommt man auch eine Anleitung, wie man selbst Masken erstellen kann. „Außerdem findet man im Internet mittlerweile viele Anleitungen..

Masken schützen das Gegenüber vor Infektion

Der Bedarf ist mittlerweile groß. „Momentan ist es fast unmöglich, noch an Einmalmasken zu kommen“, beklagt Jennifer Hoss, die Geschäftsführerin des Krankenpflegevereins Schmiden-Oeffingen den eklatanten Versorgungsengpass. So startete auch hier eine Nähaktion, um zumindest Behelfsmasken zu haben. Diese sei aus der Not heraus geboren worden.

So eine einfache Maske schütze zwar nicht den Träger, dafür aber das Gegenüber vor einer Tröpfcheninfektion. Und weil viele ihrer Klienten zur Risikogruppe der Senioren zählten, so Jennifer Hoss, sei dieser Schutz sehr wichtig. Gleichzeitig baue so ein Mundschutz aber auch eine Barriere auf, wenn ein großer Teil des Gesichts hinter der Maske verschwinde. Auch das betrachtet Jennifer Hoss als neue Herausforderung im Umgang mit Menschen, für die der Besuch der Krankenpflegefachkräfte häufig der einzige soziale Kontakt am Tag sei.

Der Winnender Reinigungsspezialist Kärcher hat derweil umfangreiche Materialien gegen Corona im Umkreis von Winnenden und dem Standort Obersontheim bei Schwäbisch Hall zur Verfügung gestellt. Insgesamt 23 000 Mund-Nase-Schutzmasken, 2300 Überziehschuhe, 3250 Kopfhauben, 7000 Einmalhandschuhe und 800 Liter Hand-Desinfektionsmittel wurden an mehr als 50 Rettungsdienste, Alten- und Pflegeeinrichtungen und Tafeln verteilt. „Die sozialen Einrichtungen in unserer Region setzen sich mit bewundernswertem Engagement für ihre Mitmenschen ein“, sagt Hartmut Jenner, der Vorstandsvorsitzende von Kärcher. „In der Corona-Krise ist es für uns daher selbstverständlich, schnell und unkompliziert zu helfen.“

Während die gesamte Schutzkleidung aus den eigenen, weltweiten Beständen des Reinigungsspezialisten stammten, komme das gespendete Desinfektionsmittel direkt aus dem Werk in Sulzdorf. Dort werden normalerweise vorwiegend Reinigungs- und Pflegemittel hergestellt. Aufgrund der Notsituation wurde die Fertigung kurzerhand so umgestellt, dass das dringend benötigte Handdesinfektionsmittel produziert werden kann.