Nach bereits zweimaligem Lockdown und dem daraus resultierenden Rückgang in seinem Freizeitsportclub Activity hat der TSV Schmiden noch 5625 Mitglieder. Foto: Patricia Sigerist

Der TSV Schmiden büßt aufgrund der Corona-Zwangsschließungen 15 Prozent seiner Mitglieder ein. Auch der SV Fellbach registriert einen starken Rückgang. Beim TV Oeffingen, bei der Spvgg Rommelshausen und beim TV Stetten sind die Einbußen geringer.

Fellbach - Wie sehr Sportvereine unter der Corona-Krise leiden, können neueste Mitgliederzahlen in aller Schonungslosigkeit dokumentieren. Den TSV Schmiden, ganz vorn in der Stadt und im Rems-Murr-Kreis, infiziert die Seuche eben und vermehrt in jenen abteilungsübergreifenden Einrichtungen, die ihn ganz nach vorn gebracht haben. Was über Jahrzehnte hinweg mit Sorgfalt und Strategie aufgebaut wurde, steht aufgrund der Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen über Monate hinweg still. Die Folgen sind gravierend. Nicht zuletzt in dieser Hinsicht: Zum 1. Januar 2021 hat der TSV Schmiden 5625 Mitglieder gezählt. 52 Wochen davor hatte der Großverein nach kaum einmal unterbrochenem Wachstum die Zahl 6664 an den Württembergischen Landessportbund (WLSB) weitergemeldet, einen neuerlichen Höchststand. Jetzt sind es 1039 Mitglieder oder mehr als 15 Prozent weniger.

Die Schmidener fallen ohne eigenes Verschulden zurück

Die Schmidener sind von dem heimtückischen Virus ohne eigenes Verschulden weit zurück in die Vergangenheit gedrängt worden. Weniger ihnen per Beitrag verbundene Sportfreunde hatten sie letztmals vor zehn Jahren. Den Hauptanteil daran hat nach bereits zweimaligem Lockdown der daraus resultierende Rückgang im Vereins-Fitnessstudio und Freizeitsportclub Activity. Der TSV Schmiden musste – und muss – sein Multisportareal im Rems-Murr-Center viel zu lange geschlossen halten, um die Folgen begrenzen zu können. Haben dort Anfang 2020 noch 2946 Fitnessfreunde ihre Gegenleistung für den Eintritt in die anhaltend angesagte Sportstätte entrichtet, waren es zu Beginn 2021 bloß noch 2165, exakt 781 weniger. Die Zahl der Austritte war infolge der geschlossenen Türen im Frühjahr und seit dem Spätherbst deutlich höher als sonst, und Zugänge kamen im Activity entsprechend quasi gar nicht hinzu.

Auch das im April 2018 eröffnete Sportforum, neueste Errungenschaft des Vereins mit einer breiten Palette an Angeboten von Crossfit bis Capoeira, büßte den positiven Trend ein. Nach einer Steigerung im Verlauf des Jahres 2019 um 252 auf 436 Mitglieder blieben davon an der Wilhelm-Stähle-Straße bis zur neuesten Datenerhebung 351 übrig. Der Kindersport litt ebenfalls massiv unter den Restriktionen der Regierenden, die Abteilung Young Motion verlor 99 der davor 357 Mitglieder. Die traditionellen Abteilungen mussten auch beim TSV in der Corona-Bredouille größtenteils nur leichtere Einbußen konstatieren. „Da ist es die Summe, die es ausmacht“, sagt Felix Hug. Der Geschäftsführer macht kein Geheimnis daraus, dass die Hilfe des Staates unumgänglich ist: „Wir müssen die Mittel ausschöpfen, sonst stehen wir nicht gut da.“ Zu groß ist in vielerlei Hinsicht die Zerstörungskraft der Coronaviren. Es wird nach Aufnahme des Normalbetriebs zwei, drei Jahre zum Ausgleich des Schadens brauchen, schätzt Felix Hug. „Aber wir werden noch stärker zurückkommen. Ich bin zuversichtlich, dass wir dann auch im Activity viele der Mitglieder wieder begrüßen können, die uns verlassen haben.“

Die Seuche verursacht Kurzzeit- und Langzeitfolgen

Udo Wente kämpft mit seinen Mitarbeitern ebenfalls gegen die Kurzzeit- und Langzeitfolgen, die ein unsichtbarer Gegner verursacht, der die Welt in Atem hält und den Schwächsten den Atem nimmt. Zum 1. Januar 2021 hat der SV Fellbach 4557 Mitglieder registriert, im Jahr zuvor waren es 4895, mithin 338 oder sieben Prozent mehr. „Diese Entwicklung zieht sich durch den ganzen Verein“, sagt der Geschäftsführer. „Wenn du wie im Vorjahr vier Monate lang kein Angebot machen kannst, bekommst du keine neuen Mitglieder hinzu, mit denen sich Kündigungen ausgleichen lassen“, sagt Udo Wente. Und der Blick nach vorn verheißt zunächst eben auch nichts Gutes. „Tendenziell wird dieses Jahr noch schlimmer“, sagt der ehemalige Klasse-Handballer. Da geht es ihm wie dem Schmidener Kollegen Felix Hug: Der Sportbetrieb ist 2021 ja schon wieder seit mehr als einem Monat lahmgelegt und ein Ende der auferlegten Tatenlosigkeit nicht wirklich in Sicht. Die Probleme werden nach dem Lockdown noch anhalten, mit finanziellen wie gesundheitlichen Folgeerscheinungen, „auch psychischen“ (Wente). Dem mit Elan entgegenwirken können aber auch die Verantwortlichen des SVF erst, wenn sie dürfen: im Sportzentrum Loop mit dem Fitnessstudio Balance oder in all den Abteilungen, mit all den Ehren- und Hauptamtlichen.

Der TV Oeffingen verliert nur wenige Mitglieder

Gabriel Bieg teilt die Sorgen im Hinblick auf das, was da noch kommen wird. „Ich rechne damit, dass uns allein 2021 ein sechsstelliger Betrag fehlen wird“, sagt der Geschäftsführer des TV Oeffingen. Mit dem Vorjahr allerdings ist er trotz der massiven Beeinträchtigungen „nicht unzufrieden“. Die im Vergleich positive Tendenz lässt sich auch an der nur unwesentlich veränderten Zahl der Vereinszugehörigen ablesen. Zum Start 2020 erfasste der TVOe 2256 Mitglieder, nun sind es 2219. „Das entspricht unserer durchschnittlichen Entwicklung“, sagt Gabriel Bieg. Ein paar mehr als 2200 sind es schon länger und ungeachtet der globalen Geißel. „Die Vereinsverbundenheit“ (siehe Text unten) nennt der Vordenker als Ursache für die Konstanz auch in bizarren Zeiten. Und manchmal trotzt eine Abteilung mit Zugängen den Fährnissen der Welt. Die Faustballer des TVOe haben 2020 zwei Sportsleute hinzugewonnen und sind jetzt: 15.

Die Spvgg Rommelshausen hat nach der Eröffnung ihres Sportpunkts, einem Vereinszentrum mit Fitness- und Kursangeboten, im Januar 2019 ordentlich an Mitgliedern zugelegt. Dieser Progress ließ sich infolge der Zwangsschließungen im abgelaufenen Jahr nicht halten. „Schade, wenn du mit einem neuen Produkt am Markt bist“, sagt der Vorsitzende Herbert Hagenlocher. Der Substanzverlust der Spvgg blieb indes im noch verschmerzbaren Rahmen: 2294 Mitglieder sind es nach davor 2366. Einen noch geringeren Rückgang verzeichnet der TV Stetten, der zu Beginn des Vorjahres 1625 Mitglieder aufwies und zwölf Monate später 1589. Nicht in jedem Fall zeugen die Mitgliederzahlen in aller Schonungslosigkeit von der Corona-Krise, obschon die Sportvereine ungeachtet dessen in aller Schonungslosigkeit betroffen sind.