Schlange stehen mit Maske und Abstand in der Cannstatter Straße in Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Impressionen vom ersten Tag der Maskenpflicht: In Fellbach halten sich nahezu alle Fahrgäste in den Linienbussen und Stadtbahnen wie auch die Kunden in den Supermärkten oder beim i-Punkt im Rathaus an die Tröpfchenschutzvorgaben.

Fellbach - Landesverkehrsminister Winfried Hermann hat sich am Montagvormittag vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof den Fotografen mit einem Mund- und Nasenschutz präsentiert. Zum ersten Tag der Maskenpflicht zieht der Minister eine positive Bilanz: Die weit überwiegende Zahl der ÖPNV-Fahrgäste, so sein Eindruck, komme der Maskenpflicht nach.

Nicht ein Mal wurde ein Fehlverhalten beobachtet

Nun, wäre er in Fellbach gewesen, hätte er noch weniger Grund zur Klage gehabt. Eine gut zweistündige Tour im Linienbus und der Stadtbahn U1 sowie zu Fuß durch diverse Geschäfte zeigt: Ebenso blütenweiß wie zahlreiche Masken ist auch das Verhalten der Bürger. Nicht ein Mal wurde ein Fehlverhalten beobachtet. Am Fuße des Kappelbergs gilt: 100 Prozent Vermummungsquote.

Die Erkundung beginnt am Vormittag mit einem Fußmarsch vom Redaktionsbüro in der Lise-Meitner-Straße an der SDK entlang. In der Bahnunterführung sitzt Akkordeonspieler Ion Vintila, die Maske korrekt über Mund und Nase gezogen, und spielt der allgemeinen Stimmung angepasst in getragenem Tempo „Amazing Grace“. Zwar huschen deutlich weniger Fahrgäste an ihm vorbei als noch vor einigen Wochen, doch dafür scheint der Geldbeutel etwas lockerer zu sitzen.

Auf den Straßen ist deutlich weniger los als sonst

Da naht schon der 60er-Bus, kurzer Zwischenspurt, und hineingehechtet durch die hintere Tür. Der Eingang vorne ist versperrt, auch innen könnte man wegen der rot-weißen Absperrbänder nicht zum Fahrer gelangen, um sich dort sein Ticket zu holen. Doch gibt’s derzeit überhaupt Kontrolleure? Aber wir sind ja ohnehin mit dem am Automaten gelösten Tagesticket unterwegs. Der Fahrer jedenfalls hat keine Maske vors Gesicht gezogen, wie man beim Blick in seinen Innenspiegel erkennen kann.

Auf den Straßen ist deutlich weniger los als sonst – aber manches ist gleichgeblieben: So erkennt man beim Blick durchs Busfenster, wie alle paar Hundert Meter ein Paket-Minilaster den Radlern die Weiterfahrt versperrt.

Ausstieg an der Untertürkheimer Straße, von dort Fußmarsch ins Oberdorf, wo man in der Weimerstraße registriert, dass die Arbeiten auf den Baustellen weiterlaufen – vom alten Milchhäusle jedenfalls ist so ziemlich gar nichts mehr zu erkennen. Bei der Butterbrezel am Entenbrünnele erkennt man einen Bekannten hinter seiner Maske erst auf den zweiten Blick und kommt ins gebührend entfernte Plaudern.

Im i-Punkt werden Fahrkarten verkauft

Der Anfangszwanziger berichtet von seinen beiden Erlebnissen am Vormittag: In einem Kreditinstitut am Stuttgarter Platz durfte er, nachdem er sich anklopfend bemerkbar gemacht hatte, ohne seine Mundbedeckung im Schalterraum diverse Bargeld-Aktivitäten abwickeln. „Ich wäre mir vorgekommen wie ein Bankräuber“, sagt er fast entschuldigend, warum er auf den Tröpfchenschutz verzichtet hat. Der Juwelier gegenüber, wo der junge Mann anschließend eine reparierte Kette seiner Mutter abholen wollte, kennt dagegen kein Pardon: „Ohne Maske kommst du hier nicht rein“, lautet sinngemäß die Parole des Inhabers.

Ein paar Schritte weiter gen Norden stoßen wir am i-Punkt im Rathaus auf einige vor dem Eingang wartende Interessenten. Allerdings hat man dort kaum Karten für Ereignisse im Angebot, die meisten Besucher wollen ohnehin Fahrkarten kaufen. „Die Leute freuen sich, dass wir wieder da sind“, meint eine Angestellte hinter der neuen Glaswand, weshalb sie auf den Mundschutz verzichten kann. Der Schluss-Abstecher per Stadtbahn führt zum Lindle und zurück, am fast proppenvollen Kölle-Parkplatz vorbei. Wären nicht überall Maskenträger unterwegs – man könnte fast glauben, die Welt gehe ihren normalen Gang einfach weiter.