In Waiblingen ist im Bürgerbüro zum Schutz der Mitarbeiter vor Ansteckung eine zusätzliche Glasscheibe installiert worden. Foto: /Gottfried Stoppel

Die Schulen machen dicht, der Kreis sagt die Sitzungen ab, Kommunen reduzieren den Zugang zu öffentlichen Einrichtungen, und die Flut an Veranstaltungsabsagen reißt nicht ab. Ein kleiner Überblick über die Corona-Krise vor Ort.

Coronavirus - Die Nachricht, dass von Dienstag an sämtliche Schulen und Kindertageseinrichtungen bis nach den Osterferien wegen der wachsenden Gefahren durch das Coronavirus schließen, hat in sämtlichen Rathäusern und Amtsstuben im Kreis Krisensitzungen nach sich gezogen. „Uns war bewusst, dass sich nach der Schließung von Schulen und Kindergärten durch das Land für die Bürger im Kreis zahlreiche Fragen ergeben“, kommentiert der Landrat Richard Sigel die Entscheidung. Mit einem Hinweisblatt für Eltern, das auf der Internetseite des Kreises (www.rems-murr-kreis.de) heruntergeladen werden kann, wolle der Kreis Informationen zu den wichtigsten Fragen für die Zeit zuhause anbieten. Als weitere Reaktion auf die verschärfte Lage hat die Behörde sämtliche Sitzungen des Kreistages bis nach den Osterferien abgesagt. Beim Umgang mit größeren Veranstaltungen habe man sich mit den Kommunen auf einen einheitlichen Umgang verständigt.

Rems-Murr-Kliniken stoppen Besuche am Krankenbett

Die Rems-Murr-Kliniken stoppen ab 16. März bis auf Weiteres die Besuche am Krankenbett. Dadurch „soll das Ansteckungsrisiko mit dem Coronavirus durch den Publikumsverkehr deutlich verringert werden und die Funktionsfähigkeit erhalten bleiben“, heißt es in einer Mitteilung. Auch in den Einrichtungen der Diakonie Stetten gilt ab sofort ein Besucherstopp. Sämtliche Altenpflegeheime und stationäre Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe dürfen Besucher nur noch in Ausnahmefällen betreten. Angehörige können sich telefonisch an die Hausleitungen vor Ort wenden, erklärt Steffen Wilhelm, der Pressesprecher der Diakonie Stetten.

Ähnlich geht die Erlacher Höhe mit der Lage um: Das Pflegeheim in Großerlach und die Tagesstätten in Calw und Freudenstadt sind für Besucher geschlossen. Der Mittagstisch der mobilen Tagesstätte EH-Mobil an den fünf Standorten Schorndorf, Backnang, Waiblingen, Rommelshausen und Murrhardt finde vorerst nicht statt. Zudem würden alle Veranstaltungen mit externen Gruppen vorerst abgesagt.

Waiblingen baut eine Schutzscheibe im Bürgerbüro ein

Die Stadt Waiblingen weitet die Vorsichtsmaßnahmen aus: seit Freitag, 13. März, 15 Uhr, sind viele städtische Einrichtungen geschlossen, dazu gehören beispielsweise die Büchereien, das Kulturhaus Schwanen, die Galerie Stihl, die Kunstschule und das Haus der Stadtgeschichte. Die Schließung dauert bis 19. April. Die städtischen Sporthallen bleiben von Montag, 16. März, an geschlossen, die meisten Vereine haben ihren Trainingsbetrieb eingestellt. Alle städtischen Veranstaltungen auch in den Ortschaften sind bis 19. April abgesagt.

Wer Behördengänge erledigen muss, sollte folgendes beachten: Die Eingangstüren der Rathäuser in den Ortschaften sind zugesperrt, Bürger müssen vorab telefonisch einen Termin vereinbaren. Das Rathaus in der Kernstadt und das Bürgerbüro bleiben nach den Angaben von OB Andreas Hesky bis auf weiteres geöffnet, „aber wir bitten auch hier darum, einen Termin zu vereinbaren, damit nicht zu viele Leute im Foyer sitzen.“ Trauungen gibt es noch, aber im Trauzimmer dürfen sich nicht mehr als zehn Menschen gleichzeitig aufhalten. Im Waiblinger Bürgerbüro ist zum Schutz der Mitarbeiter vor Ansteckung eigens eine zusätzliche Schutzscheibe installiert worden, eine Art Spuckschutz.

Auch die Volkshochschule Unteres Remstal pausiert von Montag, 16. März, bis zum 19. April mit dem Kursbetrieb. „Eine Bildungseinrichtung ohne Menschen ist zwar deprimierend, aber wir wollen nicht dazu beitragen, dass das Virus sich schnell verbreitet“, sagt die Volkshochschulleiterin Stefanie Köhler.

Das Schorndorfer Schwimmbad macht die Pforten zu

In Schorndorf werden am Sonntag die Pforten des Oskar-Frech-Seebades bis auf weiteres dicht gemacht, berichten die für die Schwimmstätte verantwortlichen Stadtwerke. Diese werden außerdem von Montag an ihr Kundencenter schließen. Die Stadtverwaltung kündigt derweil an, dass in der kommenden Woche mit der Schließung der Schulen auch sämtliche städtische Sporthallen zunächst bis zum Ende der Osterferien geschlossen werden. Eine Ausnahme werde es wohl für den Spitzensport geben, berichtet die Pressesprecherin Nicole Amolsch. Was alle andere städtischen Einrichtungen – auch die Öffnungszeiten und -konditionen im Rathaus – angehen, sollen die Entscheidungen zu Beginn der nächsten Woche fallen.

Winnenden macht das Rathaus komplett dicht

Das Rathaus der Stadt Winnenden ist vom kommenden Montag, 16. März, für die Bürgerschaft bis auf Weiteres geschlossen, die Mitarbeiter dort arbeiten teils von Zuhause aus. Dringende Anliegen, so teilt die Stadt mit, sollten die Bürger zunächst telefonisch oder per E-Mail mit dem jeweiligen Amt klären. Eine persönliche Vorsprache sei nur noch in Ausnahmefällen und mit vorheriger Terminvereinbarung möglich. Die Online-Terminvereinbarung der Bürgerservicestelle ist weiter möglich. Der Zugang zum Rathaus erfolgt in diesen Fällen dann über die Sprechanlage im Bereich des Haupteingangs nach individuellem Aufruf durch den Mitarbeiter, der den Termin vereinbart hat.

Der größte Sportverein in Weinstadt stellt den Betrieb völlig ein

Weinstadt hat alle städtischen Veranstaltungen mit Publikum bis einschließlich 30. April abgesagt. Dazu gehören beispielsweise sämtliche Veranstaltungen des Kulturprogramms bis einschließlich 30. April, darunter auch diejenigen bei den 23. Weinstadt Jazztagen, die noch bis zum 22. März laufen sollten. Auch das Stiftsbad in Beutelsbach wird bis zum 19. April geschlossen. Im Zusammenhang mit den landesweiten Schulschließungen und den eigenen Absagen bittet die Stadt alle weiteren Veranstalter dringend, die Durchführung ihrer Veranstaltungen unabhängig von deren Größe zu überdenken und die Möglichkeiten einer Terminverschiebung oder auch einer Absage sorgfältig zu prüfen, teilt der Oberbürgermeister Michael Scharmann mit. Am Nachmittag hat die SG Weinstadt, der größte Sportverein der Stadt angekündigt, von Montag, 16. März, an den kompletten Trainingsbetrieb bis auf weiteres einzustellen.

Backnanger Rathaus rät zu Telefon oder E-Mail

In Backnang und den Ortsteilen sind sämtliche eigenen Veranstaltungen bis zum Ende der Osterferien annulliert. Mit den Schulschließungen werden auch die Sporthallen für Veranstaltungen geschlossen, sagt der Erste Bürgermeister Siegfried Janocha. Die Vereine würden wohl ihren Sportbetrieb ebenfalls weitgehend einstellen. Das Rathaus bleibe ab der kommenden Woche „für den offenen Publikumsverkehr“ geschlossen. Wer Anliegen habe, möge sich telefonisch oder per E-Mail melden und könne im Zweifelsfall so auch Termine ausmachen. Was das Bad angehe, melde der Betreiber ohnehin stark zurückgehende Besucherzahlen. Im Benehmen mit dem privaten Betreiber werde zum Wochenbeginn auch dort die Entscheidung über eine Schließung fallen.

Fellbach richtet Notbetrieb im Rathaus ein

Die Stadt Fellbach hat unter anderem einen Notbetrieb für das Rathaus und die gesamte Stadtverwaltung vorbereitet, nachdem auch dort inzwischen zwei Infektionen bestätigt sind. Von Dienstag an gilt ein eingeschränkter Bürgerservice. Grundsätzlich, so Oberbürgermeisterin Gabriele Zull, müssen Bürger ihr Anlegen telefonisch oder per Mail anmelden und können nur nach Terminvereinbarung ins Rathaus kommen. Die Verwaltungsstellen in Schmiden und Oeffingen sind geschlossen. Für Veranstaltungen gelten die kreisweit vereinbarten Absageregelungen. Das Jugendhaus schließt, und die Vereine hätten Kürzungen oder Stornierungen ihrer Angebote angekündigt, entschieden über die weitere Nutzung der Sportgelände aber selbst. Die Anne-Frank-Schule ist wegen eines Corona-Kontaktes bereits am Montag geschlossen.

Von überall hagelt es Veranstaltungsabsagen

Was sich schon die vergangenen Tage angekündigt hat, ist am Freitag noch einmal exponentiell kulminiert. Zahllose Veranstaltungsabsagen gingen in unserer Redaktion ein – in einer so großen Zahl, dass ihre einzelne Auflistung den Rahmen sprengen würde. Was sich anfangs auf Treffen von „Risikogruppen“ wie Seniorennachmittage und danach auf Großveranstaltungen mit hohem Zuschaueraufkommen konzentrierte, hat sich mittlerweile auf fast alle Bereiche der Freizeitgestaltung ausgeweitet. Am Donnerstag noch hatten wir die Ausstellung „Poetische Räume – Strategische Beobachtungen“ mit den Künstlern Florian Stocker und Karl-Heinz Bogner groß angekündigt. Einen Tag später wurde die Vernissage am kommenden Sonntag kurzerhand abgesagt. Die Michaelskirche in Waiblingen sagt ihren Festgottesdienst am 20. März ab. Kultureinrichtungen, wie etwa das Bandhaus Theater in Backnang, das einen Tag zuvor noch auf seine Aufführungen am Wochenende hingewiesen hatte, stellen ihren Betrieb komplett ein. Organisatoren von aufwendig geplanten Veranstaltungsreihen wie den Weinstädter Jazztagen werden um den Lohn ihrer Mühen gebracht.

Auch Freiluftaktionen wie die kreisweite Putzete an diesem Wochenende werden kurzfristig storniert. Und in Einzelfällen macht die Not möglicherweise erfinderisch: Die Geschäftsstelle des Schwäbischer Wald Tourismus Vereins ging am Freitag zwar nicht mehr davon aus, dass die Wahl zur Schwäbischen Waldfee am 18. März in der geplanten Form in Murrhardt stattfinden wird – aber es werde in Zusammenarbeit mit dem Landesmedienzentrum eine technische Lösung zur Übertragung geprüft, die eine Zusammenkunft nicht erforderlich mache.