Nachdenklich: Thomas Hitzlsperger muss schauen, dass er das VfB-Schiff auf Kurs hält. Dabei will der Vorstandsvorsitzende selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Foto: Baumann

Thomas Hitzlsperger, der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart will in finanziell schwierigen Zeiten auf Gehalt verzichten, bei Borussia Mönchengladbach sind sie aber schon weiter.

Stuttgart - Beim VfB Stuttgart jagt eine Krisensitzung die nächste, um die prekäre finanzielle Lage zu meistern. Und dabei ist in Zeiten der Corona-Pandemie der freiwillige Gehaltsverzicht der Zweitligafußballer kein Tabu. Allerdings will es Thomas Hitzlsperger intern behandeln. „Wir werden zunächst die Spieler ausführlich über die Gesamtsituation, und im Besonderen die Lage beim VfB, informieren. Wir wollen darstellen, welchen Beitrag jeder Einzelne leisten kann, um die Handlungsfähigkeit des Clubs möglichst lange aufrechtzuerhalten. Wir werden nichts unversucht lassen, diese Krise gemeinsam zu überstehen. Sie können davon ausgehen, dass ich beim Thema Gehaltsverzicht vorangehen werde“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.

Was sagt die Spielergewerkschaft zum Gehaltsverzicht?

Damit setzt Hitzlsperger ein Zeichen in der Solidaritätsdebatte, die Markus Söder ausgelöst hatte. Der bayerische Ministerpräsident hatte gefordert, dass die hoch bezahlten Spieler aus den Eliteligen auf Geld verzichten sollten. Damit spricht Söder sicher einem Großteil des Volkes aus der Seele. Gerade mit Blick auf die Protagonisten in kurzen Hosen, die manchmal in einer Parallelwelt zu leben scheinen – mit reichlich Geld und Glamour. „Aber populistische Aussagen lösen das Problem nicht“, sagt Ulf Baranowsky. Der Geschäftsführer der Vereinigung der Vertragsfußballspieler ist jedoch weit davon entfernt Empfehlungen auszusprechen. Der Chef der Spielergewerkschaft plädiert für Ruhe, Sachlichkeit und eine Einzelfallbetrachtung.

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„Letztlich muss es jeder Spieler selbst entscheiden, ob er zum Gehaltsverzicht bereit ist“, sagt Baranowsky. Eine juristische Handhabe, einem Profi weniger zu zahlen, weil die Einnahmen aufgrund der Pandemie wegbrechen, haben die Clubs nicht.

Dennoch hat es Borussia Mönchengladbach geschafft, sich als Erster stark zu positionieren: Mannschaft und Trainerstab verzichten auf einen Teil ihres Geldes, um ihrem Arbeitgeber zu helfen. „Ich bin sehr stolz auf die Jungs. Wir stehen zusammen, in guten wie in schlechten Zeiten“, sagt der Sportdirektor Max Eberl. Auch die Fußballer der Zweitligisten Karlsruher SC und SV Wehen Wiesbaden verzichten auf einen Teil ihres Gehalts. „Es freut uns, dass sich unsere Mannschaft so solidarisch zeigt, um uns wirtschaftlich zu entlasten“, sagte KSC-Geschäftsführer Oliver Kreuzer. Nach Angaben des Nachrichtenportals t-online.de verzichten die Karlsruher Profis zunächst für drei Monate auf zehn Prozent ihres Salärs. Bei Wehen Wiesbaden verzichten Mannschaft, Sportdirektor, Trainer- und Funktionsteam in den nächsten Monaten auf einen Teil ihres Gehalts. „Das ist ein starkes Signal“, sagte Sportdirektor Christian Hock.

Weitere Clubs werden an dieser Stellschraube drehen müssen, weil klar ist, dass es für die meisten Erst- und Zweitligisten um die Existenz geht, wenn nicht gespielt wird und die Einnahmen aus dem Fernsehvertrag nicht weiter fließen.

Wie reagiert Hans-Joachim Watzke auf die Situation?

Wie heikel sich die Situation für Borussia Dortmund darstellt, ist unbekannt. Unberührt kommt aber auch der gut aufgestellte BVB nicht durch. Das weiß Hans-Joachim Watzke, der zuletzt heftiger Kritik ausgesetzt war, weil der Geschäftsführer gemeint hatte: „Am Ende können nicht die Clubs, die ein bisschen Polster angesetzt haben, die Clubs, die das nicht getan haben, dafür auch noch belohnen“. Als unsolidarisch war ihm der Konkurrenzgedanke ausgelegt worden. Dabei stand der BVB 2005 ebenso vor dem Aus – und wurde unterstützt. Auch vom Rivalen FC Bayern.

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Nun berichtet das Fachmagazin „Kicker“, dass Watzke auf ein Drittel seiner Vergütungen verzichtet. Und wie aus der Branche weiter zu vernehmen ist, nimmt die Bereitschaft der Spieler zu, ihre Arbeitgeber in dieser Ausnahmesituation zu entlasten. Offenbar schlägt die große Stunde der Solidarität.