Pfarrer Wolfgang Maier markiert die reduzierten Sitzplätze. Foto: Brigitte Hess

In Fellbach und Kernen finden am Sonntag unter strengen Sicherheitsauflagen wieder öffentliche Gottesdienste statt. Einige Kirchengemeinden starten jedoch erst eine Woche später. Die Emporen dürfen allerdings noch nicht besetzt werden.

Fellbach - Vier Seiten umfasst die Beschlussvorlage des Kirchengemeinderats Schmiden Oeffingen zur Wiedereröffnung der Gottesdienste am kommenden „Sonntag Kantate“, wie dieser Tag in der Abfolge im evangelischen Kirchenjahr bezeichnet wird. Kantate heißt Gesang, und eben dieser wird allerdings nur eingeschränkt erfolgen in den auf maximal 40 Minuten verkürzten Gottesdiensten.

In den Bänken ist der Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten und markiert

Das „Singen der Gemeindelieder“ hat nach den Weisungen des Oberkirchenrats vom 30. April nämlich aus Sorge vor eventuell vermehrtem Virenausstoß zu unterbleiben. In allen Kirchen wird es aber trotzdem Gesang geben. Entweder singen die Geistlichen, die ja viele Meter Abstand zur Gemeinde haben, oder andere ausgewählte Personen im Altarraum. In Schmiden beispielsweise die Kantorin Heidi Höfle-Hilt, in anderen Kirchen Mitglieder der Kirchenchöre.

Weil mit den Aerosolen beim Ausatmen sich Viren von oben über die Sitzplätze im Kirchenschiff verteilen könnten, dürfen in den Kirchen die Emporen nicht besetzt werden. In den Bänken ist der Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten und markiert. Bei den Einzelmarkierungen dürfen aber auch Menschen, die sowieso in häuslicher Gemeinschaft leben, beieinander sitzen. „Wir haben das Konzept der Landeskirche übernommen und eine Fülle von Vorgaben umgesetzt“, sagt Bernd Friedrich, der geschäftsführende Pfarrer der Kirchengemeinde Schmiden Oeffingen.

Schutzmasken sind nicht Pflicht, es wird aber gebeten, solche zu tragen

Auf eine Voranmeldung des Gottesdienstbesuchs habe man allerdings bewusst verzichtet. „Ich glaube nicht, dass der ganz große Ansturm kommt und hoffe deshalb, dass alle Besucher auch Platz finden“, sagt Pfarrer Friedrich. Statt 300 Personen passen nach den neuen Regeln lediglich 23 Personen in die Schmidener Dionysiuskirche. Denn dort kann bei Berücksichtigung des Mindestabstands nur jede dritte Bankreihe mit je zwei Personen besetzt werden.

Wegen größerer Bankabstände sieht es in der Fellbacher Luther- und Pauluskirche etwas besser aus, dort sind immerhin 62 beziehungsweise 60 Plätze markiert worden. Diese sind nummeriert, denn alle Gottesdienstbesucher werden namentlich und mit Sitzplatznummer erfasst. Schutzmasken sind nicht Pflicht, es wird aber gebeten, solche zu tragen. Auch vor Ort sind vor den meisten Gottesdiensten Masken erhältlich. Überall gibt es einen Ordnungsdienst. In Schmiden werden beispielsweise drei Personen eingesetzt, die bei der Händedesinfektion helfen, wenn gewünscht Masken verteilen und die Besucher sogar an ihren Platz begleiten.

Bei allen Auflagen: „Wir wollen so feiern, dass der Herrgott auch noch ein Stück Platz hat“, sagt Pastoralreferent Martin Wunram von der katholischen Kirche in Fellbach. Die Seelsorgeeinheit startet mit Gottesdiensten in Schmiden und Oeffingen, die Gläubigen aus Fellbach sind ausdrücklich dorthin eingeladen. Im Rahmen der Eucharistiefeiern wird es auch die Kommunion geben, zuvor desinfiziert sich der Pfarrer nochmals die Hände und verteilt die Hostien mit einer Zange.

Alle Kirchengemeinden wollen in den kommenden Wochen auch die von den Kirchenleitungen ausdrücklich vorgeschlagene Möglichkeit der Gottesdienste im Freien umsetzen

„Großzügig betrachtet haben wir ja auch in den vergangenen Wochen gemeinsam Gottesdienst gefeiert“, sagt Martin Wunram. Während die Geistlichen vor leeren Bänken Andachten und Liturgien zelebrierten, habe man die Gemeindemitglieder aufgefordert, beim Läuten der Glocken zu den üblichen Gottesdienstzeiten zu Haus eine Kerze anzuzünden und mitzubeten. Die Möglichkeit, von zu Hause aus mitzufeiern, besteht auch für evangelische Christen weiterhin. Wer auch jetzt nach der Wiedereröffnung lieber noch nicht in die Kirche kommen will, hat Gelegenheit, sich den Gottesdienst virtuell ins Haus zu holen. „Wir zeichnen den Gottesdienst in der Lutherkirche auf, er ist auf unserer Homepage einige Tage lang verfügbar“, sagt Pfarrer Wolfgang Maier von der evangelischen Kirchengemeinde.

In Kernen werden am Sonntag in den katholischen Kirchen von Stetten und Rommelshausen wieder öffentliche Gottesdienste mit Pfarrer Robert Lukaschek und Diakon Dieter Krbecek gefeiert. In den evangelischen Kirchen in Kernen werden nach Beschluss des Kirchengemeinderats öffentliche Gottesdienste aber erst wieder eine Woche später – von 17. Mai an – gefeiert. Auch die evangelisch-methodistische Gemeinde in Fellbach startet erst ab diesem Termin wieder mit öffentlichen Gottesdiensten, teilt Pastor Jochen Röhl mit.

Alle Kirchengemeinden wollen in den kommenden Wochen auch die von den Kirchenleitungen ausdrücklich vorgeschlagene Möglichkeit der Gottesdienste im Freien umsetzen. „Das werden wir auf jeden Fall nutzen. Im Freien ist es ja viel weniger gefährlich“, sagt beispielsweise Pfarrer Bernd Friedrich. Über alle Termine – ob in den Kirchen oder im Freien – informieren die Gemeinden über die Fellbacher Zeitung und auch auf den Homepages der Gemeinden.