Nicht jeder, der hustet oder niest, hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Im Zweifelsfall bringt ein Test im Labor Klarheit. Foto: dpa/Bernd Thissen

Die Zahl der bestätigten Corona-Infektionen im Land steigt täglich. Kommunen und andere Organisatoren von Veranstaltungen reagieren darauf und sagen immer mehr Termine ab. Was bedeutet das für die Organisatoren?

Steinenbronn - Ihre gute Laune hat Ute Stucky nicht verloren. Obgleich sie schon ein wenig verärgert sei, wie die 62-Jährige einräumt. Denn Bürgermeister Johann Singer hat den für den 21. März in der Steinenbronner Sandäckerhalle geplanten Kleiderbasar abgesagt – wegen des Coronavirus. „Natürlich kann ich diese Entscheidung nachvollziehen. Wer möchte schon die Verantwortung übernehmen, wenn dann wirklich was passiert?“, fragt Stucky. Nicht verstehen könne sie jedoch, dass die ganz großen Veranstaltungen wie Fußballspiele nach wie vor stattfinden und es stattdessen „die Kleinen“ treffe.

Am Dienstagabend war Ute Stucky gerade dabei, die Barcodes auszugeben, welche die Verkäufer auf ihre Waren kleben, damit jedes Stück zugeordnet werden kann. Die Hälfte der Marken sei schon weggewesen, als der Bürgermeister um die Ecke gelugt und sie in sein Büro gebeten habe, sagt Stucky. Dort habe Singer sie dann darüber informiert, dass der Markt ausfallen müsse. Eine halbe Stunde zuvor sei die Empfehlung des zuständigen Gesundheitsamts im Steinenbronner Rathaus eingegangen, Termine abzusagen, bei denen viele Leute zusammenkommen. „Aber es ist eben nur eine Empfehlung. Die Gemeinde entscheidet selbst. Darum finden andernorts Kleidermärkte statt“, sagt Stucky.

Einen Ersatztermin gibt es nicht

Singer verkündete die Entscheidung für Steinenbronn am Dienstagabend auch im Gemeinderat. Er habe sich als Oberhaupt der Ortspolizeibehörde gemeinsam mit Ordnungsamtsleiter Lukas Lang dazu durchgerungen. Das Verbot gelte ab sofort und zunächst bis Ende März für alle Veranstaltungen im Gemeindegebiet, an denen mehr als 50 Personen teilnehmen. „Wir machen das nicht gern, wollen damit aber die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen“, sagte Singer. Betroffen sind unter anderem das Konzert des Musikvereins und die Jahresversammlung des DRK-Ortsvereins.

Es wäre der 55. Basar in Steinenbronn gewesen. Ute Stucky selbst hat die Tradition vor 27 Jahren begründet. Im Oktober 1992 lud sie zum ersten Markt in den Kindergarten ihrer Tochter ein. Mittlerweile sind ihre Kinder groß und selbst in die Organisation des halbjährlichen Events eingebunden. Nun fällt der Basar zum ersten Mal aus. Einen Ersatztermin wird es nicht geben. Denn alles sei von langer Hand geplant. „Wir buchen die Halle immer schon lange im Voraus. Jetzt bekommen wir keinen Termin mehr. Dann kommen die Osterferien. Und im Mai oder Juni brauchen wir keinen Markt mehr, da sind die Eltern bereits versorgt“, erklärt Stucky. Doch immerhin, der nächste Termin steht bereits. Am 26. September ist Herbst- und Winterbasar in der Sandäckerhalle.

Keine Spende für Kinder- und Jugendeinrichtungen

Im Schnitt bieten bei dem Steinenbronner Markt etwa 270 Verkäufer 14 000 Artikel an, und zwischen 600 und 700 Besucher gehen auf Schnäppchenjagd. Den Verkäufern hat Stucky bereits am Dienstagabend per E-Mail abgesagt und die Gründe erklärt. Die Reaktionen waren unterschiedlich. „Manche können es nicht glauben und haken noch mal nach“, sagt die Organisatorin, die in den vergangenen zwei Tagen viele elektronische Nachrichten beantwortet hat. Das habe viel Zeit gekostet, sagt sie. Doch jenseits der unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit, die nun mehr oder weniger umsonst waren, grämt sie sich wegen des finanziellen Verlusts. Nicht für sie persönlich, sondern für die Kinder- und Jugendeinrichtungen im Ort, denn für die wird traditionell zehn Prozent des Erlöses gespendet. Bei einem Umsatz von im Schnitt 20 000 Euro sind das 2000 Euro. Und auch die Drittklässler der örtlichen Schule gehen erst einmal leer aus. Denn sie wären für den Kaffee- und Kuchenverkauf verantwortlich gewesen und hätten damit einige Hundert Euro für die Klassenkasse verdienen können.

DRK will Einsatzbereitschaft seiner Mitglieder sicherstellen

Verschoben wird zudem die für 13. März geplante Hauptversammlung des DRK Waldenbuch. Als Hilfsorganisation trage man auch für den Katastrophenschutz des Landes Verantwortung und damit für die Einsatzbereitschaft der Helfer. Darüber hinaus gehe es um die Gesundheit aller eingeladenen Gäste, inklusive der Einsatzkräfte befreundeter Hilfsorganisationen, erklärt der Vorstand des Ortsvereins und spricht von einer „vorsorglichen Maßnahme“.

Auch andernorts sind Veranstaltungen abgesagt worden, darunter der für den 7. März im Walter-Schweizer-Kulturforum Echterdingen geplante Warentauschtag und die „Lange Bachnacht“ in der Echterdinger Stephanuskirche am 21. März.