Die Polizei kontrolliert die nächtliche Sperrstunde in Berlin. Auch im Landkreis Esslingen gilt ab Dienstag eine Sperrstunde. Foto: dpa

Die Zahlen der gemeldeten Corona-Fälle im Landkreis steigen weiter. Angesichts dessen verfügt das Landratsamt nun eine Sperrstunde: Gaststätten und Bars müssen um 23 Uhr schließen.

Kreis Esslingen - Die Zahl der mit Corona infizierten Menschen im Landkreis steigt weiter an. Das Landesgesundheitsamt gab am Montagabend bekannt, dass die Sieben-Tages-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen – auf 121,5 gestiegen ist. Insgesamt wurden im Kreis bis Montagabend 4394 Corona-Fälle gemeldet – das sind 94 mehr als am Sonntag. Angesichts der dynamischen Entwicklung verfügt das Landratsamt eine Sperrstunde.

Das bedeutet, dass Gaststätten und Bars vorerst zwischen 23 Uhr und 6 Uhr geschlossen bleiben müssen. In dieser Zeit darf auch kein Alkohol mehr verkauft oder auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen konsumiert werden. Die Abgabe von Speisen und alkoholfreien Getränken für den Konsum außer Haus sowie im Rahmen eines Lieferdienstes ist aber auch nach 23 Uhr möglich. Die Regelung gilt ab Dienstag um 0 Uhr und vorerst bis zum 8. November – oder bis die Sieben-Tages-Inzidenz auf unter 50 fällt.

In den Kliniken rechnet man mit deutlichem Anstieg der Corona-Fälle

Unterdessen bereitet man sich in den Krankenhäusern im Kreis auf eine Zuspitzung der Lage vor. „Wir rechnen mit einem deutlichen Anstieg der Fälle“, sagt Anja Dietze, Pressesprecherin des Esslinger Klinikums. Schon jetzt nehme die Zahl der Verdachtsfälle zu, zudem lägen erstmals seit Wochen wieder zwei Corona-Patienten auf der Intensivstation. Neben zwei Verdachtsfällen seien das aber aktuell die einzigen Corona-Infizierten, die im Klinikum behandelt würden. So dramatisch wie im Frühjahr sei die Lage also noch nicht: Damals war die Intensivstation mit neun bis zehn Corona-Patienten voll belegt. „Aber wir sehen leider, dass es in die gleiche Richtung geht“, sagt Dietze. Deshalb habe man die Notfall-Pläne nach wie vor griffbereit. Wenn nötig, werde wie im Frühjahr eine der beiden Intensivstationen zur Corona-Station. Immerhin habe sich das bisherige Hygienekonzept bewährt: „Wir haben das Glück, dass sich noch niemand im Krankenhaus angesteckt hat“, sagt Anja Dietze.

Bei den Medius Kliniken des Landkreises fährt man bereits schrittweise die Zahl der planbaren Operationen herunter. Zwar sei man mit aktuell 24 Corona-Patienten (davon sieben auf der Intensivstation, vier davon beatmet) nur etwa bei einem Viertel der Patienten, die zum Höchststand Anfang April in den Kliniken behandelt wurden. Damals musste man sich an den Standorten in Kirchheim, Nürtingen und Ruit um insgesamt 90 Corona-Patienten gleichzeitig kümmern. „Aber wir gehen von weiter steigenden Fallzahlen aus – und die Lage kann sich innerhalb weniger Stunden ändern“, sagt Iris Weichsel, Sprecherin der Medius Kliniken. Deshalb reduziere man jetzt schon die Eingriffe, um Platz für eventuelle Corona-Patienten zu schaffen.