Wie geht es für den Handel in der Corona-Krise weiter? Foto: dpa/Oliver Berg

Der Handelsverband Deutschland (HDE) warnt eindringlich vor strengeren Vorgaben für die Kundenzahl in Geschäften – und fordert, bei der aktuellen Regelung zu bleiben.

Berlin - Vor dem Corona-Gipfel der Bundesregierung hat der Handelsverband Deutschland (HDE) vor strengeren Vorgaben für die Kundenzahl in Geschäften gewarnt. Die von der Bundesregierung vorgeschlagene Regelung, nur noch einen Kunden pro 25 statt wie bisher pro zehn Quadratmetern Verkaufsfläche zuzulassen, könne zu langen Schlangen vor den Geschäften und „am Ende zu neuen Hamsterkäufen im Lebensmittelhandel führen“, mahnte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Zudem sei es auch nicht im Sinne der Eindämmung der Pandemie, wenn viele Kunden vor denGeschäften wartend bei kalter Witterung eng beieinander stünden.

Der HDE forderte deshalb, bei der aktuellen Regelung zu bleiben. „Die Hygienekonzepte der Handelsunternehmen haben sich bewährt, es gibt keine Hotspots beim Einkaufen. Deshalb gibt es auch keinen Grund, die Regeln zu verschärfen“, sagte Genth.

Auch Rewe-Chef Lionel Souque sprach sich entschieden gegen weitere Einschränkungen der Kundenzahlen in den Märkten aus. „Wenn nur noch 40 statt 100 Menschen gleichzeitig in einem Supermarkt mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche einkaufen dürften, befürchte ich vor Weihnachten endlose Warteschlangen und chaotische Situationen vor den Supermärkten. Das wird weder dem Schutz vor Infektionen noch der Gesundheit der Menschen dienen“, sagte er in Köln.

Auch Edeka-Chef warnt vor zusätzlichen Auflagen

Der Chef des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka, Markus Mosa, warnte ebenfalls vor zusätzlichen Auflagen. „Warteschlangen sorgen für Unruhe und gefährden die Gesundheit in dieser Jahreszeit. Im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten wir auf Sonntagsöffnungen verzichten, aber dafür auch nicht den Zugang zu den Geschäften weiter reduzieren“, meinte er.

Auch der Landkreistag sprach sich gegen eine Verschärfung aus. „Es ist lebensfremd, jedem Kunden 25 Quadratmeter Platz einräumen zu wollen, 10 Quadratmeter sind bereits ziemlich üppig“, sagte der Präsident des Deutschen Landkreistages, Reinhard Sager, dem „Handelsblatt“. Durch eine weitere Verschärfung würden vor allem viele kleinere Geschäfte bedroht, die ohnehin schon in Schwierigkeiten seien. „Die Menschen würden bestimmt in der Regel nicht draußen in der Kälte auf Einlass warten, sondern den bequemen Weg zum Online-Versandhandel nehmen“, warnte Sager.

Dringenden Handlungsbedarf sieht der Handelsverband Deutschland dagegen nach wie vor bei den Hilfsmaßnahmen für die innerstädtischen Handelsunternehmen. „Die Politik muss jetzt handeln oder sie nimmt verödete Innenstädte sehenden Auges in Kauf“, sagte Genth.