Nicht nur im Gebäude der Wichernschule gelten strenge Corona-Regeln. Dennoch sind hunderte Fellbacher Schüler, teilweise ganze Klassen, in Quarantäne. Foto: Eva Herschmann

Schulen müssen in Sachen Corona schnell reagieren, sagt David Coronel, geschäftsführender Schulleiter in Fellbach. Ihm dauert der Dienstweg oft zu lange. Etwa bei Entscheidungen, ob jemand in Quarantäne muss.

Fellbach - Fellbach ist ein Corona-Hotspot im Rems-Murr-Kreis. 69 positiv Getestete sind in der großen Kreisstadt in Quarantäne. In Waiblingen sind es 49, in Schorndorf 20. Die hohen Fallzahlen wirken sich auch auf den Schulbetrieb aus. Laut David Coronel, dem geschäftsführenden Schulleiter in Fellbach, sind zurzeit mehrere hundert Kinder als Kontaktpersonen in Quarantäne. Komplette Klassen und Gruppen sind davon betroffen und auch einige Lehrer. „In fast allen Fellbacher Schulen haben wir Fälle“, erklärt der Rektor der Wichernschule. Hinweise auf „größere Übertragungen im Schulbetrieb“ gibt es laut David Coronel bisher nicht. Das liege vor allem daran, dass die Schulen meist sehr schnell reagierten. „Der Dienstweg dauert lang, aber die Eltern sagen uns sofort Bescheid, wenn ein Kind krank ist. Deshalb sind wir oft früher informiert als das Gesundheitsamt.“

Die Entscheidung, wer als Kontakt einer nachweislich mit Covid-19 infizierten Person in Quarantäne muss, treffen Gesundheitsamt und das städtische Ordnungsamt. Die Kommunikation zwischen allen Beteiligten laufe allerdings nicht immer einwandfrei, erklärt David Coronel. Er habe Verständnis, dass die Ämter in dieser Ausnahmesituation überlastet seien, ergänzt der geschäftsführende Schulleiter: „Aber wir sind die ersten Ansprechpartner für die Eltern und entscheiden oft ganz schnell, natürlich nach Rücksprache mit den Behörden, ob wir vorsorglich Kinder oder Klassen nach Hause schicken, lange bevor der offizielle Bescheid kommt.“ Die Schulen nähmen deshalb eine Schlüsselrolle ein, auch weil sie Zugriff auf Kontaktdaten der Schüler haben, sagt David Coronel. „Wir sind meist diejenigen, die den Eltern sagen, ihr Kind muss in Quarantäne.“

Sorge vor einem Superspreading-Event

Die Vorgaben des Gesundheitsamts seien an sich klar, an denen könne man sich ganz gut orientieren, erklärt der Rektor der Wichernschule, die aktuell keinen Fall hat. Doch die Umsetzung sei oft holprig. Wenn eine Lehrerin einer Fellbacher Realschule, die Kontakt zu einem infizierten Kind hatte, tagelang nichts von den Ämtern höre, sei das nicht hilfreich, sagt David Coronel. Da auch hier die Schule bereits vorher von den Eltern über die Erkrankung informiert worden war, sei nicht mehr passiert. „Alle Lehrer der Auberlen-Realschule wurden negativ getestet.“

Die Sorge vor einem Superspreading-Event ist dennoch immer da. Im Hintergrund laufen deshalb Vorbereitungen für den Online-Unterricht, den Coronel in weiterführenden Schulen, anders als in Grundschulen, für ziemlich unproblematisch hält. „Wir sind relativ gut aufgestellt und haben jetzt noch mehrere hundert Tablets bestellt. Damit können wir zwar nicht flächendeckend alle Schülerinnen und Schüler versorgen, aber denen, die nicht gut ausgestattet sind, können wir eines zur Verfügung stellen“, sagt David Coronel.

Die Zahlen ändern sich schnell

„Wir haben eine Unmenge von Schulfällen im ganzen Kreis“, sagt Martina Keck von der Pressestelle des Landratsamts. Schorndorf hat vier und Backnang fünf Bildungseinrichtungen, in denen einzelne Schüler, Lehrer oder Klassen in Quarantäne sind. Spitzenreiter im Kreis ist aber Fellbach. Auf der Internetseite des Landratsamt werden, Stand 20. Oktober, acht Schulen und ein Kindergarten mit Quarantänefällen aufgelistet. Betroffen sind unter anderem die Fröbelschule und das Gustav-Stresemann-Gymnasium in Schmiden sowie das Fellbacher Friedrich-Schiller-Gymnasium. Nur in Oeffingen sind alle Schulen und Kindergärten gerade im Normalbetrieb. Wegen der dynamischen Lage könnten sich die Zahlen aber schnell ändern, erklärt Martina Keck.

Die Dynamik der Corona-Pandemie spürt David Coronel im täglichen Schulbetrieb. Quarantäne sei für die Betroffenen wie ein kleiner Lockdown, sagt der Schulleiter. „Ich befürchte, dass das Hin und Her sogar noch herausfordernder für Familien ist. Aber auf diese Szenarien werden wir uns einstellen müssen.“