Rund 200 Beschäftigte von Contitech und anderen Firmen wehren sich gegen die Pläne des Mutterkonzerns Continental. Foto:Gottfried Stoppel Foto:  

Continental will den Betrieb von Contitech in Oppenweiler einstellen. Bei einem Aktionstag fordern der Betriebsrat und die IG Metall das Management auf, am Standort ein Kompetenzzentrum für E-Mobilität zu schaffen.

Oppenweiler - Die Stimmung ist überraschend gut an diesem Freitagmittag kurz bevor der Aktionstag der Industriegewerkschaft (IG) Metall vor dem Werkstor der Firma Contitech Kühner in Oppenweiler beginnt. Dabei geht es doch um alles, um das angedrohte Aus für die 340 Jobs. Die Beschäftigten wehren sich mit der Demo, an der sich geschätzt 200 Leute beteiligen, gegen die geplante Schließung des gesamten Werks der Firma, die zum Mutterkonzern Continental gehört.

Er sei halt „fatalistisch“ drauf, erklärt ein Mann auf Nachfrage. Die Tendenz gehe „gegen null, dass es hier weiter geht“, sagt er. Ein paar Mitarbeiter indes seien etwas zuversichtlicher, hoffen dass es doch noch gelingen kann, das Ende Juni von dem Autozulieferer angekündigte Aus für das Werk abzuwenden, sagt ein anderer. Alle gehen aber ganz offenkundig davon aus, dass zumindest massiv Stellen abgebaut werden.

„Bei Conti ist kein Standort und kein Mensch zu viel“

Besonders hart werde das die älteren, ungelernten Beschäftigten treffen, so die Ansicht eines Mannes, der selbst schon seit rund 30 Jahren auf der Conti-Lohnliste steht. Er persönlich sei recht optimistisch, dass er – falls nötig – einen anderen Arbeitsplatz finden wird.

Der Kollege nebenan hingegen befürchtet, dass auch andere Automobilzulieferer Stellen abbauen und keine neuen Leute einstellen werden. Er liebäugele mit einem Job bei einem kommunalen Bauhof, wolle aber eine mögliche Abfindungszahlung von Contitech zunächst abwarten.

„Bei Conti ist kein Standort und kein Mensch zu viel.“ „Transformation gestalten statt Menschen entlassen.“ Diese Slogans sind auf großen Transparenten zu lesen. Ein Bosch-Mitarbeiter aus dem Werk in Murrhardt sagt, „wir müssen Solidarität zeigen, die Region muss zusammenhalten“. Dann betritt der Gewerkschaftssekretär Christian Friedrich die Bühne und ruft unter tosendem Applaus ins Mikro, dass es „eine Sauerei" sei, wie sich die Firmenleitung verhalte. Ganze Familien würden in die Arbeitslosigkeit getrieben. Die Beschäftigten hätten elf Jahre lang auf Teile ihres Einkommens verzichtet – um ihre Jobs zu retten. Die Alternative zur Schließung des Werks sei die Einrichtung eines Kompetenzzentrums für E-Mobilität in Oppenweiler. Die Redner rufen die Geschäftsleitung dazu auf, sich an der Erarbeitung eines Konzepts zur Umsetzung dieser Idee zu beteiligen.

Firmensprecher: keine dauerhafte Zukunftsperspektive

Der Vorsitzende des Betriebsrats, Jörg Schwarz, sagt, die Probleme des Unternehmens sein auch hausgemacht. Es seien viel zu viele Projekte auf einmal gestartet worden – ohne die Mitarbeiter dafür zu qualifizieren. Der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats, Hasan Allak, sagt, er schäme sich ob des Verhaltens des Unternehmens und fordert die Chefs zu einem „partnerschaftlichen Dialog“ auf. Der Geschäftsführer der IG Metall Waiblingen, Matthias Fuchs, wirft Continental Respektlosigkeit und Unfairness vor. Wer Conti in Oppenweiler angreife, sagt er, der greife die gesamte IG Metall im Land an.

Ein Sprecher von Continental in Hannover erklärt auf Anfrage, dass es nichts Neues zu sagen gebe. Er verweist auf die Aussagen vom Juni: Das Werk in Oppenweiler müsse geschlossen werden, denn es gebe „keine dauerhafte Zukunftsperspektive“. Man werde aber „zu gegebener Zeit“ mit dem Betriebsrat sprechen.

Continental hat etwa 63 000 Mitarbeiter in Deutschland

Firma
Die Contitech Kühner GmbH in Oppenweiler ist ein renommierter Automobilzulieferer, der unter anderem Volkswagen beliefert. Die Firma wurde im Jahr 2000 von Continental (Hannover) übernommen. Sie entwickelt und produziert Kältemittelleitungen, also Teile für Klimaanlagen sowohl für Personenwagen als auch für Nutzfahrzeuge.

Mutterkonzern
Contitech in Oppenweiler gehört zu Continental. Das Unternehmen beschäftigt allein in Deutschland an rund 100 Standorten insgesamt etwa 63 000 Mitarbeiter, weltweit sind rund 245 000 Männer und Frauen bei Continental angestellt.