Die russischen Spieler stehen nach dem Aus beim Confed-Cup enttäuscht auf dem Rasen. Foto: AP

Russland ist raus. Nach einer Niederlage ist für den Gastgeber der Confed Cup schon nach den drei Gruppenspielen beendet. Die Fans sagen ihrer Mannschaft in Kasan Auf Wiedersehen. Mexiko zieht nach dem 2:1 ins Halbfinale ein.

Kasan - Fast reaktionslos nahmen die russischen Fußball-Fans das jähe Ende der Confed-Cup-Party zur Kenntnis. Erst nach zweiminütiger Schockstarre verabschiedeten die Zuschauer ihre schwer enttäuschende Sbornaja mit zaghaftem Applaus und leisen „Rossija“-Rufen. Mit einem schmeichelhaften 2:1 (1:1) hatte Mexiko den Gastgeber aus dem Turnier geworfen und der WM-Vorfreude in Russland einen herben Dämpfer verpasst. 355 Tage vor dem Eröffnungsspiel der Weltmeisterschaft zog der Gold-Cup-Sieger um Javier Hernández am Samstag in Kasan ins Halbfinale ein.

Nach einer starken ersten Halbzeit scheiterte das Team von Trainer Stanislaw Tschertschessow damit bereits in der Vorrunde - als erster Gastgeber des WM-Generalprobenturniers seit Südkorea 2001. Mit seinem Führungstor ließ Alexander Samedow (25. Minute) die russischen Fans aufs Weiterkommen hoffen. Die meisten der 41 585 Zuschauern forderten zudem mehrfach vergeblich Elfmeter für ihr Team, der jedoch einmal sogar nach Videobeweis verwehrt blieb. Nestor Araujo (30.) und Hirving Lozano (52.) drehten die Partie für Mexiko. In einer harten Partie sah Russlands Juri Schirkow Gelb-Rot (68.).

„Jetzt schmerzt das noch nicht, aber bald kommen die Emotionen hoch“, sagte Tschertschessow im ARD-Interview. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen. Und gegenüber den letzten Partien war die Mentalität meiner Mannschaft absolut in Ordnung.“ Auf die Frage nach dem jetzt wohl steigenden Druck reagierte der Auswahltrainer gereizt, Kritik an einzelnen Spielern wollte er nicht üben: „Wir reden nie über Fehler.“

Trotz zahlreicher leerer Plätze sorgten die russischen Fans für eine brodelnde Atmosphäre. Schon 40 Minuten vor Anpfiff schallten die „Rossija“-Rufe durch die Kasan Arena, mit einer Choreo erinnerten die Anhänger an vergangene Zeiten: „Wir sind stolz auf (die) Großen“, stand auf dem Banner über die komplette Gegengerade.

Nach der Pause startete die Sbornaja mit viel Schwung

Und die neue Generation stand ihren Vorbildern in der Anfangspase in nichts nach. Deutlich offensiver als noch gegen Portugal (0:1) agierte das Team von Tschertschessow. Vor allem der frühere Chelsea-Profi Juri Schirkow sorgte über die linke Seite immer wieder für Gefahr. Nach sechs Minuten gab es erstmals wütende Proteste der Heimfans: Schirkow kam nach Kontakt mit Hector Moreno zu Fall, hakte sich aber zu sehr ein, damit Schiedsrichter Fahad al-Mirdasi klar hätte auf Elfmeter entscheiden können.

Elf Minuten später bemühten die Unparteiischen sogar den Videobeweis. Mexikos Araujo lief von hinten in die Beine von Stürmerstar Fedor Smolow. Erneut eine Berührung, erneut kein Strafstoß. Doch die Entscheidung stachelte die Russen nur weiter an. Nach einem Pfostentreffer von Smolow (24.) sorgte Samedow mit einem überlegten Flachschuss für die verdiente Führung.

Zum dritten Mal in diesem Turnier lag Mexiko zurück - und zum dritten Mal reagierte der Gold-Cup-Sieger besonnen und erfolgreich. Nach einem feinen langen Pass von Hector Herrera düpierte Innenverteidiger Araujo den russischen Keeper Igor Akinfejew per Kopfball-Bogenlampe.

Coach Juan Carlos Osorio änderte seine Anfangself im Vergleich zum 2:1 über Neuseeland auf neun Positionen, nachdem er nach dem 2:2 gegen Portugal schon achtmal getauscht hatte. So rückte auch Javier Hernández wieder in die Startformation - der Profi von Bayer Leverkusen agierte erstmals in der Sturmspitze statt über den Flügel.

Nach der Pause startete die Sbornaja mit viel Schwung: Bei der Direktabnahme traf Smolow zunächst den Ball aber nicht richtig (46.), dann stand Samedow beim vermeintlichen 2:1 klar im Abseits (48.). Das Tor fiel zum Entsetzen der russischen Fans auf der falschen Seite: Nach einem langen Befreiungsschlag von Hector Herrera sind sich Akinfejew und Viktor Wassin nicht einig. Der Keeper zögert beim Herauslaufen - und Lozano ist der lachende Dritte.

Das dritte Tor der Mexikaner ist keins: Laut Videobeweis stand Moreno beim Pass von Andrés Guardado im Abseits (60.) - diesmal bejubeln die Fans den Referee. Bitter für die Mexikaner: Kapitän Guardado ist nach seiner zweiten Gelben Karte im Halbfinale nur Zuschauer.