An Tanz in den Clubs, sagt die Stadt Stuttgart, ist angesichts der Infektionszahlen nicht zu denken. Foto: dpa/Patrick Pleul

Im Kampf gegen das Clubsterben in Stuttgart fordert der Verband der Clubs „legale Öffnungsperspektiven“. Die Stadt hält dagegen: Weil aktuell die Infektionen steigen, sei an eine Lockerung des Tanzverbots noch nicht zu denken.

Stuttgart - Das jüngste Opfer ist ein Dino des Stuttgarter Nachtlebens: Der Kings Club hat nach 45 Jahren zugemacht. Chefin Laura Halding-Hoppenheit beklagt illegale Partys mit Tanz, gegen die offensichtlich zu wenig unternommen werde. „Wir Ehrlichen sind die Dummen“, sagte sie unserer Zeitung. Solange es verboten sei, bei ihr zu tanzen, gingen viele Gäste lieber zu geheimen Treffs. Gleichzeitig bleibe sie auf hohen Kosten sitzen. Wann die Wirtin wieder aufmachen kann, ist noch völlig unklar – auch kann keiner vorhersagen, ob und wie Clubs unter Coronabedingungen in Zukunft funktionieren.

Stuttgarter Clubs wollen „innovative Vorreiterrolle“ übernehmen

Der Interessenverband der Stuttgarter Clubs appelliert an die Stadt, „legale Öffnungsperspektiven“ aufzuzeigen. Wenn sich das Partygeschehen immer weiter in den privaten oder verbotenen Bereich hinter geschlossenen Clubtüren verlagert, blieben einerseits Ansteckungsgefahren ohne Kontrolle und würden andererseits Betriebe von alteingesessen Gastronomen ruiniert. Die Folgen seien ein weiterer Anstieg der Infektionen sowie eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes. Der Verband Kollektiv hat einen Drei-Stufen-Plan zu einem langsamen Herantasten an die Normalität erarbeitet. Mit eingeschränktem DJ-Betrieb, digitaler Kontrolle und Sperrfunktionen an Eingängen könne man retten, was noch zu retten ist. Die hiesigen Clubs wollen eine „innovative Vorreiterrolle“ übernehmen.

„Aerosol-Ausstoß ist in Clubs erhöht“

Auch wenn zu hören ist, dass es in den vergangenen Tagen bei den Clubs, ob legal oder illegal, keine Auffälligkeiten bei Corona-Ansteckungen gegeben hat, bleibt die Stadt bei ihrer harten Haltung, was das Tanzverbot betrifft. Dabei beruft sie sich auf die landesweite Corona-Verordnung. Vor einigen Wochen gab es in der Stuttgarter City bei Urlaubsheimkehrern eine größere Zahl von Infektionen nach einer privaten Party in einem Mietclub. Doch seitdem sind solche Fälle nicht mehr gemeldet worden. Stadtsprecher Sven Matis hat auf Anfrage unserer Zeitung am Montag erklärt, dass an eine Lockerung oder gar eine Öffnung der Clubs „aktuell nicht zu denken“ sei. Die Infektionszahlen seien in Stuttgart und angrenzenden Kreisen auf einem besorgniserregenden Niveau. Matis: „Das infektiologische Grundproblem der Clubs und Diskotheken ist: enger Kontakt, hohe Verdichtung der Besucher, erhöhter Aerosol- und Tröpfchenausstoß. Hier finden Viren ideale Verbreitungsmöglichkeiten.“

Damit stehen die Clubs weiterhin vor dem Nichts. „Wenn die Stadt glaubt, durch Tanzverbote das Feiern zu unterbinden, dann täuscht sie sich“, sagt Sebastian Simon vom Club Lehmann. Ohne eine legale Öffnungsperspektive würde die Zahl der illegalen Partys weiter ansteigen, fürchtet er. „Am vergangenen Samstag war ich zu vier Partys eingeladen“, berichtet „Basti“. Besser sei es, das Feiern „in geordnete Bahnen zu lenken“, findet er.