Bei der Podiumsdiskussion am Freitagabend tauschen sich Politiker mit Clubbetreibern aus. Foto: Nina Ayerle

Clubkultur und Nachtleben lassen sich kontrovers diskutieren. Das zeigte sich am Freitagabend im Stuttgarter Club Schocken, wo Gemeinderatskandidaten ihre Positionen präsentierten. Darunter war ein ganz konkreter Lösungsvorschlag für Clubbetreiber.

Stuttgart - Von der Diskussion über Sperrzeiten und Beschränkungen der Außengastronomie bis hin zu Auflagen bei Parkplätzen und einem Mangel an Flächen haben die Club- und Gastronomiebetreiber in Stuttgart gerade etliche Themen auf dem Zettel. Genügend Gesprächsstoff also für die Podiumsdiskussion am Freitagabend im Schocken. Thema: „Clubkultur und Livemusik in Stuttgart“.

Auf dem Podium saßen acht Kandidaten sämtlicher Fraktionen, Initiator der Runde war der Verein Club Kollektiv Stuttgart. Moderiert haben Frank Rothfuss, Redakteur bei den Stuttgarter Nachrichten, und Carlos Coehlo, der erste Vorsitzende des Stuttgarter Interessenverbands Club Kollektiv.

Einig waren sich die acht Kandidaten für den Gemeinderat in einer Sache schnell: Alle wollen zukünftig keinen Unterschied zwischen Hoch- und Subkultur machen. Allerdings steht der Großteil der eingeladenen Kandidaten aus persönlichen und beruflichen Gründen der Clubszene nahe. Die einzigen Ausnahmen bilden Michael Conz von der FDP und Jürgen Sauer von der CDU, der sich aber dennoch sehr gefreut hatte, an der „generationenübergreifenden Veranstaltung“ teilnehmen zu dürfen. „Heute wird mir bewusst, wie alt ich bin“, sagte der 49-Jährige.

Eine Idee für das Parkplatz-Problem

Das erste Thema des Abends war die Stellplatzverordnung für Clubbetreiber. Diese macht gerade kleinen Clubs oft das Leben schwer, da sie den Anforderungen oft aus finanziellen oder räumlichen Gründen kaum nachkommen können. Moderator Carlos Coelho wollte wissen, welche Spielräume die Stadt im Rahmen der Landesgesetzgebung hat. Eine Satzung des Stuttgarter Gemeinderats könnte Abhilfe schaffen, sagte Michael Conz: „Wenn man Diskos mit Gaststätten gleichsetzt, müsste sich die geforderte Anzahl an Stellplätzen reduzieren lassen.“

Auch CDU-Mann Jürgen Sauer hält ein Entgegenkommen der Stadt an diesem Punkt für wichtig. „Das ist eine sinnvolle Erleichterung für Clubbetreiber“, sagte Sauer. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sich alle Beteiligten auf der Bühne so einig, dass Coelho das Podium schon als „Kuschelrunde“ bezeichnete.

Nicht nur kuscheln

Der Kuschelkurs kam jedoch schnell zu einem Ende, als Sperrzeiten für die Außengastronomie zur Sprache kamen. „Vor einigen Jahren hatten wir hier ein Sommermärchen. Da durfte die Stadt laut sein, voll sein und das die ganze Nacht lang“, erinnerte Moderator Frank Rothfuss. Der Bezirksbeirat Mitte tendiere aber immer mehr dazu, die Sperrzeiten zu verkürzen, um für Ruhe in der Stadt zu sorgen.

Laura Halding-Hoppenheit von der Linkspartei machte deutlich, dass sie gegen die Sperrzeiten ist: „Wir lassen uns nicht zum Sündenbock machen“, sagte die Betreiber des „Kings Klub“. Auch halte sie die Gesetze in dieser Hinsicht insgesamt für veraltet. Der Grünen-Kandidat Walter Ercolino war anderer Ansicht: „Jetzt muss ich leider kuscheln. Das Thema müssen wir gemeinsam mit den Anwohnern klären.“

Bei diesem Punkt wurde die Stimmung emotional. Die im Publikum anwesende Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, Veronika Kienzle, meldete sich zu Wort: „Der Bezirksbeirat macht es sich nicht einfach bei seinen Entscheidungen und schaut sich jeden Betrieb genau an“, sagte die Grünen-Politikerin, „und zur Not bin ich in zehn Minuten mit meinem Fahrrad da.“

Letztlich kam in der Runde immer wieder zur Sprache, welches Selbstverständnis eine Großstadt wie Stuttgart habe. Auf der einen Seite stehen Anwohner, die Ruhe wünschen, sowie Investoren, die Objekte in Bestlage bevorzugen und Gastronomie vertreiben. Auf der anderen Seite stehen die Club- und Gastrobetreiber und junge Menschen, die am Wochenende gerne einen weltoffenen Lebensstil in der Stadt wünschen und sich draußen aufhalten wollen, sagte Moderator Carlos Coelho. Zwischen diesen beiden Gruppen zu vermitteln, wird Aufgabe des neuen Gemeinderats sein.