Die Steelers kämpfen: Norman Hauner (li.) gegen den Frankfurter Marius Erk. Foto: Baumann

Der Eishockey-Zweitligist aus Bietigheim-Bissingen erhält eine Zusage über 200 000 Euro von der Bietigheim Wohnbau und erfüllt damit die Vorgaben – doch damit ist die Lizenzerteilung längst nicht sicher.

Bietigheim-Bissingen - Der Letzte macht das Licht aus. Noch sind sie nicht gefallen, diese bedeutungsschwangeren Worte in den Geschäftsräumen der Bietigheim Steelers in der Ege-Trans-Arena. Zwar hat die DEL 2 dem Eishockey-Zweitligisten Anfang Juli die Lizenz verweigert, doch knapp zwei Wochen später sieht man wieder zumindest vom Ellental aus ein kleines Lichtlein am Horizont glimmen. Die Zusage über 200 000 Euro Liquidität ist bei den Steelers eingegangen – die Bietigheimer Wohnbau, eine Tochter der Großen Kreisstadt und ein langjähriger wichtiger Sponsor des Vereins, hat in ihrer Aufsichtsratssitzung beschlossen, die Summe zur Verfügung zu stellen. Diese Bestätigung hatte gefehlt, weshalb die Erteilung der Lizenz verweigert worden war. Patronate in Höhe von 250 000 Euro sowie Bürgschaften über 300 000 Euro hatten die Steelers fristgerecht vorweisen können. Unter der Gewissheit der Zusage der 200 000 Euro fürs DEL-2-Gepäck hatten die Bietigheimer am Donnerstag das DEL-Schiedsgericht angerufen, um über diesen Umweg doch noch an die unerlässliche Lizenz zu kommen.

Bietigheim-Bissingens Oberbürgermeister Jürgen Kessing, der als Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes bekanntermaßen ein großes Herz für den Sport besitzt, hatte die Entscheidung als Aufsichtsratsvorsitzer der städtischen Tochter befördert. „Die Bietigheimer Wohnbau GmbH hat eine Entscheidung getroffen, die den Fans der Steelers Zuversicht vermitteln kann. Seit vielen Jahren begleitet der Konzern Stadt seine Vereine mit großem Wohlwollen“, teilte das Stadtoberhaupt mit. Die Wohnbau-GmbH zählt zu den Premium-Sponsoren und soll einen mittleren fünfstelligen Betrag zum Etat der Steelers beisteuern. Zum Sponsorenpool des viermaligen Zweitliga-Meisters zählen auch die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen.

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Es ist demnach noch nicht aller Tage Abend im Ellental, die Steelers hoffen auf das Wohlwollen des DEL-Schiedsgericht – letztlich sind sie aber auf dessen Gnade angewiesen, weil sie eben nicht fristgerecht sämtliche Unterlagen vorgelegt hatten. Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch hielt sich am Sonntag an die angekündigte Marschroute seines Arbeitgebers. „Wir werden im laufenden Verfahren keine Stellungnahme zur Entwicklung abgeben“, sagte der Manager, „wir halten konsequent der Weg über das Schiedsgericht ein.“ Die Steelers sind übervorsichtig, ein falsches Wort könnte die aufkeimende Hoffnung ersticken. Wie groß die Chancen auf eine verspätete Lizenzerteilung sind, ist seriös nicht zu beantworten. 2010 hatte der damalige Zweitliga-Meister EHC München seine Unterlagen ebenfalls zu spät eingereicht, damals drückten die Lizenzhüter beide Augen zu und nahmen das Verfahren mit dem Münchnern wieder auf. „Man hat Gnade vor Recht ergehen lassen“, kommentierte DEL-Ligenleiter Gernot Tripcke die Entscheidung seinerzeit. Daraus abzuleiten, dass den Steelers ein ähnlicher Gnadenakt gewährt werden müsste, wäre allerdings fahrlässig.

Vor dem Lizenzschock hatten die Bietigheimer kräftig am Kader gezimmert, mit dem der ab 2021 sportlich mögliche Aufstieg in die DEL erreicht werden soll. Das nötige Startgeld in Form einer Bürgschaft in Höhe von 816 000 Euro hatten die Steelers rechtzeitig vorgelegt – und womöglich klappt es ja auch noch mit der DEL-2-Lizenz.