Wolfgang-Bernhard Kapitzki betreut Geflüchtete aus der der LSBTTIQ-Community in Stuttgart. Foto:  

In Stuttgart haben Geflüchtete, die sich zu den Mitgliedern der LSBTTIQ-Community zählen, mit dem Regenbogen Refugium einen Rückzugsort, der ihnen Sicherheit gibt. Aufgrund ihrer Sexualität erfuhren sie in ihrer Heimat Gewalt und Verachtung.

Stuttgart - Die queere Community im Kessel zeigte sich am Wochenende anlässlich des Christopher Street Days von ihrer bunte Seite. Bei der großen Parade durch die Stuttgarter Innenstadt zeigten die unterschiedlichsten Vereine und Gruppierungen Regenbogenflagge und demonstrierten für mehr Offenheit uns Toleranz. Auch Wolfgang-Bernhard Kapitzki zog als Leiter des Regenbogen Refugiums mit einigen seiner Schützlinge von der Böblinger Straße bis zum Schloßplatz.

Das Regenbogen Refugium ist Teil des Hilfsangebotes der Weissenburg, dem LSBTTIQ-Zentrum im Heusteigviertel. Das Projekt bietet anders sexuell orientierten Geflüchteten in Stuttgart eine Möglichkeit des Austausches, der Vernetzung und vor allem der Entfaltung.

Die Geflüchteten, die unter anderem aus Syrien, Tunesien oder Somalia stammen, wurden in ihrer Heimat wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Sexualität verfolgt und bedroht. Sie konnten sich vor ihren Familien und Freunden nicht outen, ohne mit scharfen Strafen rechnen zu müssen. In Deutschland können sie nun ohne Angst leben und sexuelle Erfahrungen sammeln.

„90 Prozent der Geflüchteten, die ins Regenbogen Refugium kommen, sind Männer“, sagt der 50-jährige Kapitzki. „Viele lesbische Frauen, die als Geflüchtete nach Deutschland kamen, sind mit Männern verheiratet und leben in einem festen Familienverbund. Sie haben ihre wahre Sexualität nie ausgelebt und trauen sich auch in Deutschland noch nicht, diesbezüglich erste Erfahrungen zu sammeln.“

Die Altersspanne der schwulen Männer, die regelmäßig Gast im Refugium der Weissenburg sind, reiche von 18 bis etwa 40 Jahre, erzählt Kapitzki. Das Projekt startete 2018 und wird von Haupt- und Ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen.

Wofür steht LSBTTIQ?

Die Abkürzung steht für lesbische Frauen, schwule Männer, bisexuelle Menschen, transsexuelle Menschen, transgender Menschen, intersexuelle und queere Menschen. Einmal im Jahr zelebrieren Mitglieder dieser Community am Christopher Street Day (CSD) eine bunte politische Demonstration für mehr Toleranz, Freiheit und Akzeptanz.