Die Swinging Notes am 9/11 Memorial in New York. Foto: Frieder Kauber

Harte Arbeit, die sich gelohnt hat: Die Swinging Notes aus Schwaikheim haben bei einem internationalen Konzert in der New Yorker Carnegie Hall mitgewirkt. Auch wegen der Geschichte des Chores war es eine besondere Reise.

Schwaikheim - Kein Parfüm, maximal fünf Zentimeter hohe Absätze, elegante schwarze Abendkleidung und nur schlichter Schmuck – für ihren Auftritt in der New Yorker Carnegie Hall mussten sich die Swinging Notes aus Schwaikheim ebenso wie die übrigen Sängerinnen und Sänger aus aller Welt an strikte Regeln halten. Am 20. Januar, auf den dieses Jahr der Martin Luther King Day zum Gedenken an den Bürgerrechtler fiel, wirkten sie am Konzert „The Armed Man, A Mass for Peace“ von Karl Jenkins mit.

Ein strenger Dirigent

279 Mitglieder unterschiedlicher Chöre aus den USA, Australien, Neuseeland, Großbritannien, Österreich, Deutschland und der Schweiz waren auf Einladung der Veranstalter nach New York City gekommen, das Wochenende vor dem Auftritt war für die Proben reserviert. „Das waren jeweils fünf Stunden harte Arbeit“, sagt Chormitglied Michael Weiß. Der Dirigent, Jonathan Griffith, sei sehr streng gewesen: „Er war noch strenger als ich“, bemerkt Nikolai Singer, der Chorleiter der Swinging Notes, und lacht. Immerhin: „Es war zwar alles auf Englisch, aber man hat ihn auch verstanden, wenn man kein Englisch konnte“, berichtet Uta Weiß. Nicht nur auf die richtige Körperhaltung, auch auf die richtige Einstellung habe Griffith wertgelegt: Wer nicht voll dabei sei, der könne gehen. „Man musste wirklich konzentriert dabei sein“, sagt Frieder Kauber.

Doch die Mühe habe sich gelohnt, da sind sich die Sänger einig. Im Stern Auditorium der Carnegie Hall vor rund 2000 Zuschauern zu singen sei einmalig gewesen. „Ich hab sowas noch nicht gehört, das war gigantisch“, meint Michael Weiß. Der Dirigent habe ihnen versichert, dass sie diesen Auftritt ihr Leben lang nicht vergessen würden – „das waren Eindrücke, die bleiben“, sagt Wesna Münzing. Um die Reise möglich zu machen – allein die Teilnahmegebühr für den Auftritt betrug pro Sänger 790 Dollar – hatte der Chor zuvor um Spenden gebeten. Rund 3880 Euro sind eingegangen, die gleichmäßig unter den 20 Teilnehmern aufgeteilt wurden.

Bewegender Besuch am Ground Zero

Für die Swinging Notes war auch der Besuch des Ground Zero sehr bewegend – hatte sich der Chor doch am 11. September 2001, dem Tag der Anschläge, gegründet. Wo einst die Türme des World Trade Centers standen, fließt nun beim „9/11 Memorial“ Wasser in ein großes Becken und verschwindet im Boden. „Das stellt wirklich gut dar, wie alles zusammengefallen ist, wie die Leute bei den Anschlägen mit brachialer Gewalt hinunter gerissen wurden“, sagt Gabriele Kauber, die als junge Frau das World Trade Center besucht hatte.

Ursprünglich hatte der Chor am Ground Zero singen wollen, doch das ist nur zu bestimmten Zeiten erlaubt. Die Ruhe, die an der Gedenkstätte herrsche, habe ihn beeindruckt, erzählt Nikolai Singer. Generell sei New York eine beeindruckende Stadt, berichten die Sänger, die ihren insgesamt einwöchigen Aufenthalt auch für Sightseeing nutzten. „Man trifft sich selbst in New York immer wieder“, sagt Frieder Kauber und erinnert sich an zufällige Begegnungen mit anderen Teilnehmern des Konzerts in der Subway oder auf dem Rockefeller Center.

Jenkins bedankt sich persönlich

Nach dem Auftritt gab es ein großes Bankett für alle Musiker, währenddessen Dirigent Griffith zusammen mit Karl Jenkins an die Tische kam und sich persönlich bedankte. „Er ist ein ganz netter Mensch, sehr ruhig“, sagt Singer über den Komponisten, dessen Musik ihn begeistert. Für ihn persönlich sei es eine ganz neue Erfahrung gewesen, bei den Proben nicht vor, sondern im Chor zu stehen – und dabei selbst hin und wieder den Einsatz zu verpassen, gibt Singer zu. „Als Dirigent sollte ich vielleicht etwas mehr Geduld haben.“

Nach diesem besonderen Erlebnis wieder in den Alltag zu kommen, sei schwierig – aber Singer hat bereits neue Pläne. Am 18.  Februar gibt es um 19.30 Uhr in der Fritz-Ulrich-Halle in Schwaikheim eine offene Probe für einen Projektchor: Gospel und andere religiöse Stücke. „Wir singen natürlich auch was von Jenkins – wie könnte es anders sein“, sagt der Chorleiter.