Nach langem Kampf wieder am Ziel: Ming Ze Schaumann im Garten seiner Immobilie in Freiberg Foto: factum/

Orchideenzauber und Schnitzel: Das Chinahaus in Freiberg ist wieder geöffnet. Der Betreiber Ming Ze Schaumann verkauft seine kunstvollen Möbel und besonderes Essen – und hofft, dass die Vergangenheit nun endlich vergangen ist.

Freiberg am Neckar - In der Heimat von Ming Ze Schaumann gibt es ein Sprichwort, das wie gemacht ist für das, was Ming Ze Schaumann erlebt hat, seit er seine Heimat verlassen hat. „Spät anzukommen“, so das Sprichwort, „ist immer besser als gar nicht zu kommen.“ Nun, mehr als zehn Jahre nachdem sich der 56-Jährige auf seinen Weg begeben hat, der viel beschwerlicher wurde, als er sich das ausgemalt hatte, ist er auch angekommen und kann sagen: „Ich bin zufrieden.“

Ming Ze Schaumann könnte auch sagen, dass er stolz sei. Dass er durchgehalten hat und am Ende alle Widrigkeit überwunden hat. Aber Ming Ze Schaumann ist bescheiden. Und er kennt mindestens eine weitere Weisheit aus seiner Heimat. Sie geht so: Ein Geschäft eröffnen ist leicht. Schwer ist es, es geöffnet zu halten.

Schnitzel im chinesischen Garten

Ming Ze Schaumann ist der Mann, der das Chinacenter in Freiberg – besser bekannt als Chinahaus – gekauft und saniert hat. Der es nach kurzer Zeit schon wieder schließen, einen schlimmen Streit ausfechten und eine harte Zeit überstehen musste. Und der nun dieses Chinahaus wieder eröffnet hat und seinen Traum im zweiten Anlauf verwirklichen will. „Ich wünsche mir, dass alles so gut läuft wie früher“, sagt Ming Ze Schaumann.

Das Chinahaus ist: ein großer Showroom, in dem Schaumanns Kunstwerke, Möbel und Schmuckstücke zu sehen (und zu kaufen) sind; es ist ein Ort, wo man Feste feiern, Konzerte veranstalten oder Seminare abhalten kann; und es ist ein Restaurant, worin es besondere chinesische Küche gibt. Ein weitläufiger Garten, worin das Rauschen der Autos auf der nahen Mühlstraße kaum zu vernehmen ist, gehört auch zur Anlage. Jetzt im Sommer dient er als Biergarten. Zu essen gibt es Schnitzel, Currywurst und Wienerle, Pommes und Kartoffelsalat – also typisch deutsche Speisen, noch dazu zu moderaten Preisen. (Schnitzel mit Pommes etwa kostet keine sieben Euro.)

„Die Leute sind etwas misstrauisch“, hat Ming Ze Schaumann gelernt, zumindest was unbekannte Speisen angeht. Bei Gerichten, die „Mondscheinserenade“ oder „Orchideenzauber“ heißen, die relativ hochpreisig sind (19,90 Euro mindestens) und bei denen bis zum Besuch im Restaurant nicht en detail klar ist, was auf den Tellern angerichtet wird, weil Ming Ze Schaumann sich täglich frisch von den Angeboten seiner Spezialhändler inspirieren lässt, kann der Chef das sogar verstehen. Deshalb hat er – siehe Biergarten – immer auch Schwaben vertraute Speisen parat. Seit dieser Woche bietet Schaumann sogar eine „Spontankarte“, auf der unkomplizierte Fleisch- und Gemüsegerichte zu moderaten Preisen stehen, und die ohne Reservierung erhältlich sind.

Aus der Traum

Als Ming Ze Schaumann das Chinahaus zum ersten Mal eröffnet hat, kam es bei Gastrokritikern hervorragend an: „Wahrscheinlich findet sich nirgendwo in der Region ein Ort, an dem chinesische Küche so hervorragend und authentisch zelebriert wird“, schrieb die Stuttgarter Zeitung 2012. Doch das Glück – für Betreiber und Gäste – währte nicht lange. Stattdessen produzierte das Chinahaus doch nur wieder das, was er jahrelang tat: Schlagzeilen.

Angefangen hat das Elend 2005, als die Dashi China Centre GmbH Insolvenz anmeldete. Der Traum der Dashi Enterprise Group des „Palast des Glücks über den Wolken“ als repräsentative Vertretung sowie als Begegnungsstätte zu nutzen, war ausgeträumt. Es folgte ein langer Streit mit der Stadt, wem die Immobilie gehörte. Und als endlich geklärt war, dass es der Stadt gehört, die es an Ming Ze Schaumann verkaufte, gab es bald wieder Streit. Dieses Mal zwischen Schaumann und seinen beiden Geschäftspartnerinnen.

Viel Streit mit Happy End

Es ging um nicht erstellte Geschäftsberichte, um fehlendes Geld, irgendwann brannte die Küche, es gab mehrere Verhandlungen vor Gericht und letztlich suchte ein Insolvenzverwalter einen neuen Investor. „Das hat mich fast kaputt gemacht“, sagt Ming Ze Schaumann, der das Chinahaus 2006 während einer Geschäftsreise entdeckt hatte. So eine Immobilie hatte der Künstler aus Peking, der in seiner Heimat ein Restaurant und vier Designerläden betrieb sowie einen Pferdestall sein eigen nannte, in China bisher vergeblich gesucht. Er verließ, mit seiner deutschen Freundin, China und ließ sich in Freiberg nieder, steckte 600 000 Euro in die Sanierung der prägnanten Pagode und eröffnete sie – nach einigen Querelen mit Handwerkern – 2011 zum ersten Mal.

Nun, im zweiten Anlauf hofft Ming Ze Schaumann auf anhaltenden Erfolg. Die Geschäftspartnerinnen von einst sind verschwunden, das Insolvenzverfahren ist aufgehoben. Jetzt muss sich nur noch herumsprechen, dass das Chinahaus wieder geöffnet hat, dann ist Schaumann dort, wo er längst sein wollte. Die Chancen stehen gut. „Misserfolg“, weiß ein chinesisches Sprichwort, „ist die Mutter des Erfolgs.“