Domenico Scala ist zurückgetreten. Foto: KEYSTONE

Dieser Entschluss trifft die Fifa hart in ihrem Streben nach Reputation und Glaubwürdigkeit: Chefaufseher Scala tritt brüskiert von einer Entscheidung beim Kongress in Mexiko ab. „Fleisch und Blut“ der Reformen sieht der Architekt des Erneuerungsprozesses gefährdet.

Mexiko-Stadt - Die Fifa und ihr neuer Präsident Gianni Infantino müssen einen empfindlichen Rückschlag in ihren Reformbemühungen hinnehmen. Chefaufseher Domenico Scala hat nach einer umstrittenen Entscheidung des Fußball-Weltverbandes beim Kongress in Mexiko-Stadt seinen Rücktritt erklärt. Der Schweizer reagierte damit auf den Beschluss, dass das Fifa-Council für ein Jahr ermächtigt wurde, Mitglieder der eigenen Kontrollinstanzen zu benennen oder zu entlassen. Diese Aufgaben obliegen eigentlich dem Kongress, der Versammlung der 211 Fifa-Mitgliedsverbände.

„Die Gremien werden damit faktisch ihrer Unabhängigkeit beraubt und drohen zu Erfüllungsgehilfen derjenigen zu werden, die sie eigentlich überwachen sollten“, schrieb der Vorsitzende der Audit- und Compliance-Kommission in seiner Rücktrittserklärung am Samstag.

Für Infantino ist der Rücktritt eine Schlappe

Die nach vielen Skandalen um Reputation kämpfende Fifa verliert damit den Architekten ihrer Reformagenda. Für Infantino ist der Rücktritt Scalas eine empfindliche Schlappe. Zumal der als absolut integer geltende Schweizer die Reformbereitschaft des Weltverbandes unter Infantino infrage stellte.

„Ob die verabschiedeten Reformpunkte nun tatsächlich mit Fleisch und Blut gefüllt werden, bleibt derzeit offen“, schrieb Scala. „Ich bin über diesen Entscheid konsterniert, da damit eine zentrale Säule der Good Governance der Fifa untergraben und eine wesentliche Errungenschaft der Reformen zunichte gemacht wird.“

Eine Reaktion der Fifa stand vorerst noch aus. Infantino befand sich zum Zeitpunkt des Rücktritts auf der Rückreise vom Kongress. Die Fifa hatte in Mexiko die personelle Neu-Aufstellung der Kontrollgremien beschließen wollen. Da aber mehrere Kandidaten den Integritätscheck nicht bestanden haben, wurde das Council ermächtigt, diese Entscheidungen nachzuholen. Der Kongress kommt erst im Mai 2017 wieder zusammen.