Die Flüssigkeit, die vor der Villa von Clemens Tönnies gefunden wurde, wird laut Polizei noch untersucht. Foto: dpa/David Inderlied

Konzernchef Clemens Tönnies steht seit Monaten in der Kritik. Jetzt fand sich vor seiner Villa ein möglicher Brandsatz. Dazu gibt es ein Bekennerschreiben. Der Staatsschutz ermittelt.

Rheda-Wiedenbrück - Auf der Zufahrt zur Privatvilla des Fleischunternehmers Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ist möglicherweise ein Brandsatz gefunden worden. In der Nacht zum Donnerstag hätten Unbekannte dort Behälter mit Flüssigkeit und Anzünder abgestellt, bestätigte am Samstag ein Sprecher der Polizei im ostwestfälischen Gütersloh. Dazu sei ein Bekennerschreiben eingegangen. Über den Fund hatte zunächst die Tageszeitung „Die Glocke“ berichtet.

Nach Informationen des Blattes, dem das zweiseitige Schreiben in Kopie vorliegt, übernehmen zwei Organisationen die Verantwortung für den potenziellen Brandanschlag: die „Revolutionären Aktionszellen“ sowie die „Westfälische Animal Liberation Front“. Sie sprächen von einer gemeinsamen Aktion gegen Konzernchef Tönnies.

Die Flüssigkeit werde noch untersucht, sagte der Polizeisprecher. Die Ermittlungen lägen beim Staatsschutz der Polizei Bielefeld. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um eine politisch motivierte Tat handle. Konkrete Gefahr habe aber nicht bestanden, denn es sei nichts angezündet worden, und die Gegenstände seien auch zu weit vom Wohnhaus entfernt gewesen. Aber es seien schon die Bestandteile eines Brandsatzes gewesen.

In der Kritik wegen Corona-Massenausbruchs

Tönnies ist Geschäftsführer des größten deutschen Fleischkonzerns. Er steht unter anderem wegen eines Corona-Massenausbruchs unter Beschäftigten am ostwestfälischen Stammsitz seiner Firma in der Kritik. Vorwürfe gibt es auch in Bezug auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und die Haltung der Schlachttiere.

In Kellinghusen in Schleswig-Holstein demonstrierten am Samstag rund 160 Tierschützer und forderten auf einem Transparent „Schluss mit dem System Tönnies - gemeinsam gegen die Tierindustrie“. Der Konzern betreibt in Kellinghusen einen Schlachtbetrieb, den etwa 30 Tierschützer im Oktober 2019 rund elf Stunden lang blockiert hatten. Der Konzern hatte Mitte August angekündigt, er fordere von der Gruppe dafür 40 000 Euro Schadenersatz. Das wiederum empörte die Tierschützer und provozierte den neuen Protest.