Das Charlottenhaus in Stuttgart muss zum 1. Januar 2019 schließen. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Babyboom hält an, das Angebot des Charlottenhauses wird fehlen. Neue Kreißsäle lassen sich nicht aus dem Hut zaubern, meint Redakteurin Viola Volland.

Stuttgart - Der Abschied des Charlottenhauses aus der Geburtshilfe ist ein Verlust für Stuttgart. Das traditionsreiche Haus bietet (noch) ein in der Stadt einzigartiges Angebot: die Kombination aus Belegärzten und Beleghebammen findet man sonst nicht. Wer in Stuttgart in einigermaßen intimer Atmosphäre entbinden will, hat es in Zukunft noch schwerer als bisher.

Dem Träger ist das nicht anzulasten. Die Entwicklung, dass Belegärzte aufhören und sich kein Nachwuchs findet, gibt es bundesweit. Und, so ehrlich muss man sein, für die Stuttgarter Frauen sind die Konsequenzen weniger groß als für Schwangere auf dem Land. Wenn auf der Alb ein Krankenhaus seine Geburtshilfe schließt, wie zumindest vorerst in Münsingen, sind die Wege für die Schwangeren deutlich weiter. Die Stuttgarterinnen haben Alternativen, wenn die Geburt in der Wunschklinik nicht klappt. Das dürfte aber in Zukunft häufiger vorkommen. Schon jetzt sind die Kapazitäten oft am Anschlag, schon jetzt passiert es, dass Schwangere abgewiesen werden. Das wird zunehmen. Die Zeit drängt also, der Jahreswechsel naht. Neue Kreißsäle lassen sich nicht aus dem Hut zaubern, auch wenn Krankenhausbürgermeister Michael Föll sich optimistisch zeigt, dass die anderen Kliniken die 1000 Geburten des Charlottenhauses übernehmen können. Entspannung ist jedenfalls nicht in Sicht. Der Babyboom in Stuttgart hält schließlich an.

viola.volland@stzn.de