Zu Gast bei der chaldäischen Gemeinde: Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Die chaldäische Gemeinde Stuttgart-Rohracker feierte am Sonntag die Gründung einer neuen Beratungsstelle. Damit soll die Integration der Zuwanderergruppe erleichtert werden.

Stuttgart - Das Kirchenschiff quillt über – viele Menschen sind an diesem Sonntagmorgen gekommen. Weihrauch und Kinderrufe hängen in der Luft. Stehend betet die Gemeinde das Vaterunser. Auf aramäisch. Der Gottesdienst ist Teil des chaldäischen Gemeindefestes in Stuttgart-Rohracker. Ein Großteil der Anwesenden sind aus dem Irak geflüchtete Christen.

Zusammengekommen ist die Gemeinde, um die Gründung einer neuen Beratungsstelle für Flüchtlinge zu würdigen. Später wird einer der Festredner, Thomas Broch, der im Namen von Bischof Fürst spricht, sagen: „Das ist eine Form und eine Intensität des Gemeindelebens, von der wir hier als lateinische Kirche und deutsche Gemeinde für unsere Gestaltung des kirchlichen Lebens was lernen können“. Intensität – das ist das richtige Wort, um die Atmosphäre in dem Kirchenkomplex aus Beton und gebrochener Fensterfassade zu beschreiben.

Neben Broch spricht auch Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD). Über das Beratungsangebot der Chaldäischen Gemeinde sagt sie: „Ich glaube, das ist ein Türöffner.“ Auch lobt sie das ehrenamtliche Engagement, ohne welches die Beratung nicht möglich wäre.

Tipps für erste Schritte in der neuen Heimat

Jeden letzten Sonntag im Monat steht Gemeindemitgliedern und Interessierten von nun an ein kleines Beraterteam zur Seite. Gleich im Anschluss an den Gottesdienst geben Sozialpädagogen und Rechtsberater Tipps für erste Schritte in der neuen Heimat, beantworten Fragen zur Aufenthaltserlaubnis oder geben Informationen, was man mit aus dem Irak oder anderen Ländern mitgebrachten Abschlüssen in Deutschland tun kann. „Wir wollen uns mit dem Konzept an den Bedürfnissen der Geflüchteten orientieren. Nicht anders herum“, sagt Klaus Barwig, Bischöflicher Beauftragter für die Chaldäer und maßgeblich beteiligt am Beratungskonzept. „Und lernen Sie Deutsch“, mahnt Öney einmal mehr ihre Zuhörer, „Das ist Tor und Schlüssel für Ihre Ausbildung und Ihre berufliche Zukunft.“

Die katholisch-chaldäischen Christen werden ähnlich wie die Jesiden in ihrem Herkunftsgebiet, vorwiegend ist das der Irak und angrenzende Länder, von Mitgliedern des Islamischen Staates gejagt und vertrieben. Die chaldäische Gemeinde in Rohracker zählt ungefähr 1500 Mitglieder, aber mit stetig wachsender Tendenz. Das Beratungsangebot ist auch eine Reaktion auf die aktuelle Flüchtlingswelle, so Barwig. Beraten werden nicht nur Christen. Willkommen ist jeder, gleich welch ethnischer oder religiöser Herkunft.