Headbanging für den Formel-1-Weltmeister: Beim Empfang von Sebastian Vettel (links) in dessen Heimatstadt Heppenheim ließ Comedian Bülent Ceylan im Vorjahr die Haare tanzen. Foto: dpa

Spaßmacher Bülent Ceylan über seine Kontakte zu Vettel und die Schwächen der Türken.

Stuttgart - Bülent Ceylan ist einer der Top-Comedians in Deutschland, und weil Sebastian Vettel gerne lacht, ist es keine Überraschung, dass die beiden sich kennen. Der designierte Formel-1-Champion stand schon mit Ceylan auf der Bühne.

Herr Ceylan, sind Sie denn ein Frühaufsteher? Am Sonntag gehen um 8 Uhr die roten Ampeln in Japan aus.

Oh je, ich werde wahrscheinlich nicht aufstehen, auch wenn ich Sebastian sehr mag. So früh stehe ich nur auf, wenn ich ganz wichtige Termine habe, denn ich habe einen anderen Rhythmus, ich bin ein Nachtarbeiter. Am Samstag habe ich einen Auftritt, da komme ich nicht vor 2 Uhr zurück ins Hotel - und dann bin ich so um 8 noch nicht fit. Aber gleich wenn ich aufwache, werde ich gucken, was Sebastian gemacht hat, ob er jetzt endgültig Weltmeister ist.

Sie könnten einen Festplattenrekorder programmieren und das Rennen um 10 Uhr als sogenanntes Re-live anschauen.

Ja, das könnte ich. Aber ehrlich gesagt: Ich schaue bei der Formel 1 nie 60 Runden am Stück an, ich war nie der große Formel-1-Fan - erst seit ich Sebastian kenne, interessiere ich mich dafür. Vor ein paar Jahren hätte ich gelogen, wenn ich behauptet hätte, dass ich die Formel 1 interessant finde. Autos, die im Kreis rumfahren und dabei kreischen, na ja. Aber eigentlich ist das ja super anstrengend.

Hat das Ihnen Sebastian erzählt?

Nein, ich bin jetzt mal Kart gefahren. Nur zehn Minuten, aber ich war völlig fertig, ich habe geschwitzt, die Arme haben mir wehgetan. Wenn ich mir überlege, dass Sebastian mit 300 km/h auf eine Kurve zurast und dann runterbremst, welche G-Kräfte dann wirken, unglaublich. Er hat mir das alles mal erzählt, welche Kräfte da aufs Genick wirken. Wenn man ihn so sieht, er ist ja ein schmaler Kerl, er wiegt weniger als ich, aber er besitzt eine Muskulatur im Nacken, sensationell. Er sagt, das ist die wichtigste Muskulatur für einen Rennfahrer. Also, ich ziehe meinen Hut, seit ich gesehen habe, wie das alles in der Formel 1 abläuft - er hat mich nämlich auch schon Backstage genommen. 

"Geld haben die alle genug"

Spannend, oder?

Ja, das Lenkrad hat er mir da in die Hände gedrückt und gesagt: Lass es bloß nicht fallen. Das Ding kostet über 50.000 Euro.

Sie hatten's im Griff?

Ja. Ich muss wirklich sagen, dieses Backstage-Erlebnis war faszinierend. Ich kann jetzt nachvollziehen, dass man von alldem süchtig werden kann. Bei Schumi hat doch jeder gemeckert, warum hört er nicht auf, er hat doch alles gewonnen, besitzt jeden Rekord. Ich sage Ihnen, es geht den Burschen nicht ums Geld, es geht ums Autofahren und natürlich auch ums Gewinnen. Als Sebastian mir erzählt hat, dass keine 30 Menschen auf der ganzen Welt das Privileg haben, Formel 1 zu fahren, dann kann ich mir schon ausmalen, dass man das immer wieder erleben will. Weil es Spaß macht. Ich glaube Sebastian, dass es nicht ums Geld geht, das sollte man als Fan immer im Hinterkopf behalten. Geld haben die alle genug.

Da müssten Sie das ganze Jahr über zweimal auftreten.

(Lacht.) Womöglich.

Würde es Sie nicht reizen, mal in einem Doppelsitzer mitzufahren?

Mein Gott, ich pass' da gar nicht rein, da muss man für geboren sein. Aber ganz ehrlich: Ja, einmal würde ich schon gern die Beschleunigung fühlen. Red Bull hat aber leider keinen Doppelsitzer, glaube ich. Aber eigentlich bin ich ein schlechter Beifahrer.

Tatsächlich?

Ja, ich werde immer wieder auch gefahren zu Terminen. Nichts gegen meinen Fahrer, er fährt super, aber ich bin auf dem Beifahrersitz wie meine Mutter. Ich bremse immer mit, und das geht gar nicht. Ich bin wirklich ein beschissener, schrecklicher Beifahrer.

Sind Sie dann wenigsten ein guter Fahrer?

Eher Durchschnitt. Ich war nie der Typ, der auf irgendwelche Automarken geil war. Ich war nicht so einer, der sein Auto mehr liebt als seine Frau. Aber es gibt schon schöne Autos in Deutschland, und ich gebe zu: Es gibt die normalen Autos und es gibt die besseren Autos - das ist ein Unterschied, und man gewöhnt sich schnell dran. 

"Ich habe drei Autos in zwei Minuten zerstört"

Und welche Marke fahren Sie privat? 

Porsche. (Lacht.) Ich hätte nie gedacht, dass ich als Türke mal einen Porsche fahre. Aber es ist kein 911, der hat mir nie so imponiert, auch wenn er das Markenzeichen von Porsche ist. Mir gefallen die Großen mehr, Panamera, Cayenne. Sie sind ja von Stuttgart, dann kennen Sie das auch.

Ich sehe die Autos immer wieder - aber leider nur von außen.

Ich habe aber auch persönliche Kontakte in die Firma, zum Betriebsratsvorsitzenden Uwe Hück habe ich eine freundschaftliche Beziehung. Er hat kürzlich ein Kinderhospiz in Mannheim, wo ich Pate bin, mit unterstützt und eine Spende überreicht.

Kommen wir zurück auf die Formel 1 - warum fährt dort eigentlich kein Türke mit?

Wenn ich da von mir ausgehe, ich war mal bei Stefan Raab beim Autoball, da habe ich drei Autos in zwei Minuten zerstört. Ich glaube, Türken sind zu leidenschaftlich, zu aggressiv. Ich gehe da mal von mir aus, ich habe eine deutsche Mutter und einen türkischen Vater - und bei mir ist eben mal das Temperament so hoch. Zu viel Aggressivität ist nicht gut in der Formel 1, da darf man nicht einfach mal einen rammen.

Sagen Sie das mal Lewis Hamilton.

Ja, genau. Vielleicht hat er ja auch türkische Vorfahren.

Und deshalb wird nicht er, sondern Vettel Weltmeister.

Sebastian hat es auch verdient, er hat so eine enorme Energie, er ist einer der wenigen Rennfahrer, der bodenständig geblieben ist, der ein gesundes Familienleben besitzt, der keinerlei Allüren auslebt. Als ich damals Backstage war, habe ich auch andere gesehen - ich nenne jetzt keine Namen -, die mit hochgehaltener Nase rummarschieren. So ist Sebastian nicht.

Vettel kann auch über sich selbst lachen.

Er hat Humor, und das ist gerade in seinem Sport eine echte Stärke. Das bringt Gelassenheit.

Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

Das ist witzig, sein Management ist auf uns zugekommen. Er war Fan von mir, hat CDs gehört, er ist ja über zehn Jahre jünger als ich. Er wohnte in Hepppenheim, ich in Mannheim, da war schon eine räumliche Nähe. Also, sein Management von Red Bull schrieb mein Management an, weil er meine Späße toll gefunden hat. Dann haben wir uns mal getroffen, und er erzählte mir alle meine Gags auswendig vor. Besonders der Handtaschen-Gag hat's ihm angetan.

Wie geht der?

Früher sind mir Frauen reihenweise nachgelaufen. Das hat erst aufgehört, als ich mit dem Handtaschen-Klauen aufgehört habe.

Bei der Weltmeister-Feier 2010 in Heppenheim standen Sie mit auf der Bühne und haben mit Vettel eine klasse Show abgezogen. Kommen Sie dieses Jahr wieder?

Wenn er wieder Weltmeister wird, und daran besteht ja kein Zweifel, und wenn die Veranstaltung wieder stattfindet, dann bin ich sehr, sehr gerne dabei - vorausgesetzt mein Tournee-Plan lässt das zu.

Und wenn Sebastian am Sonntag früh den Titel verteidigt hat und Sie wach sind, stoßen Sie dann mit einem Red Bull mit sich selbst an?

(Lacht.) Das ist so eine Sache, ich mag das Zeug. Aber das Problem ist, es pusht mich zu sehr, und ich bin eh schon immer voll Power.

Die Dosis macht bekanntlich das Gift.

Wenn ich ein paar vor einem Auftritt trinken würde, dann würde ich abheben.

Na klar, es verleiht ja angeblich auch Flügel.

In meinem Fall ganz bestimmt.