Günther Oettinger (rechts) /übt in der Show von Mathias Richling scharfe Kritik an seiner Partei in Thüringen. Foto: SWR

Der ehemalige EU-Kommissar schließt nicht aus, SPD zu wählen. Die Demokratie brauche eine zweite Volkspartei, sagte Günther Oettinger bei der Aufzeichnung der Richling-Show. Der CDU in Thüringen wirft er „granatenmäßige Dummheit“ vor.

Stuttgart - Wer von den beiden Schnellsprechern ist noch ein bisschen schneller? Nicht nur ein wortverschluckendes Redetempo verbindet Günther Oettinger und Mathias Richling. Der ehemalige EU-Kommissar und der Kabarettist sind beide Jahrgang 1953, haben also ein Alter erreicht, in dem andere die Rente vorziehen. Weder der eine, noch der andere denkt daran, sich zur Ruhe zu setzen. Das ist gut so, wie sich bei der Aufzeichnung der Mathias-Richling-Show am Mittwochabend im Stuttgarter Fernsehstudio gezeigt hat. Fürs Publikum ist es ein Hochgenuss, wenn sich zwei die Bälle zuspielen, die Entertainer sind auf ihrem jeweiligen Gebiet.

Zwar war der langjährige CDU-Ministerpräsident Gast einer Satire-Sendung, die am Freitagabend im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird, doch momentan ist die politische Lage viel zu ernst, als dass man nur Späße machen kann.

„Das gibt eine tolle Schlagzeile für die Zeitungen“

Günther Oettinger leidet darunter, dass die SPD immer schwächer wird. Für die Demokratie sei es gut, wenn es zwei starke Volksparteien in der Mitte gibt und am Rand die Parteien klein bleiben, sagte er. Wenn diese bewährte Zusammensetzung aus den Fugen gerät, stärke dies extreme Kräfte. Der kürzlich ausgeschiedene EU-Kommissar sagte dann allen Ernstes, er denke darüber nach, bei der nächsten Wahl zum ersten Mal in seinem Leben der SPD seine Stimme zu geben. Mathias Richling glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Als er schließlich erkannte, dass Oettinger damit keine Pointe landen wollte, freute er sich: „Das gibt eine tolle Schlagzeile für die Zeitungen!“

Oettinger spricht vom „abgekarteten Spiel“ in Thüringen

Klare Worte sprach der CDU-Politiker auch zur Lage in Thüringen. Dieses Bundesland habe sich „verzockt“, sagte Oettinger, dies gelte zuallererst für die CDU und die FDP. „Der heimliche Gewinner ist Höcke“, erklärte Richlings Gast. Höcke sei ein Rechtsradikaler, und dass der jetzt ein Land indirekt verführe und CDU und FDP mitmachten, sei „eine granatenmäßige Dummheit“. Der frühere Ministerpräsident sieht ein „abgekartetes Spiel“ im Landtag von Thüringen.

„Kuhn war schon beim Amtsantritt alt“

Mathias Richling macht keinen Hehl daraus, dass er Stuttgart 21 entschieden ablehnt und Ministerpräsident Winfried Kretschmann gut findet. Günther Oettinger lobte sowohl das umstrittene Bahnprojekt als auch den grünen Regierungschef. Über Kretschmann könne man nichts Negatives sagen, meinte sein Vor-Vorgänger. Doch er glaube nicht, dass der Grüne im Jahr 2025 noch der richtige Mann für Baden-Württemberg sei. Fritz Kuhn habe seine Absage an eine zweite OB-Kandidatur mit seinem Alter begründet. Dies könne man nicht mit Kretschmann vergleichen, meinte Richling: „Herr Kuhn war doch schon bei seinem Amtsantritt alt.“