Unterstützt SPD-Vorschlag: Christian Bäumler, Landesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse Foto: dpa

Menschen, die mindestens 35 Jahre gearbeitet haben sollen eine Mindestrente von 961 Euro erhalten. Christian Bäumler, Vorsitzender der CDU-Sozialausschüsse Baden-Württemberg, unterstützt diesen Vorschlag. Und fordert noch mehr.

Stuttgart - Konflikten mit seiner Partei geht Christian Bäumler (53) nicht aus dem Weg. Der Vorsitzende Richter am Schöffengericht Villingen-Schwenningen gehört dem CDU-Landesvorstand an. Seit 1998 ist der promovierte Jurist Landesvorsitzender der CDU-Sozialausschüsse und hat die Interessen der Arbeitnehmer fest im Blick

Herr Dr. Bäumler, Bundesarbeitsminister Heil (SPD) will, dass Menschen, die mindestens 35 Jahre gearbeitet haben, eine Mindestrente von 961 Euro erhalten. Aus CDU und Wirtschaft kommt Kritik. Was halten Sie davon?

Ich halte den Vorschlag für richtig. 75 Prozent derer, die davon profitieren würden, sind Frauen. Diese haben häufig aufgrund schlechterer Bezahlung allgemein, Unterbrechungen durch Kindererziehung oder Pflege von Angehörigen sowie Teilzeit einen deutlich geringeren Rentenanspruch.

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Das Gegenteil ist der Fall. Die Erhöhung erhalten Menschen, die gearbeitet haben. Wer den ganzen Tag putzt, am Fließband oder im Einzelhandel an der Kasse steht oder Kinder erzieht, leistet ebenso wichtige Arbeit wie ein Richter oder ein Professor. Und muss davon auch leben können, auch im Alter.

Einige aus Ihrer Partei fordern eine Bedürftigkeitsprüfung...

Ich halte nichts davon, dass jemand, der ein Leben lang gearbeitet hat, im Alter zum Sozialamt gehen und seine gesamten Lebensverhältnisse offenlegen muss, um eine angemessene Rente zu bekommen. Das gefällt auch unseren Wählern nicht. Wir müssen sicherstellen, dass Menschen, die erwerbstätig sind, nicht auf Sozialhilfe angewiesen sind.

Wer Mindestlohn erhält, hat auch bei einer Vollzeitbeschäftigung über 45 Jahre hinweg keinen Anspruch auf eine auskömmliche Rente.

Der CDA fordert eine Lohnuntergrenze, die sicherstellt, dass derjenige, der ein Leben lang voll gearbeitet hat, auch davon leben kann. Das bedeutet ungefähr zwölf Euro pro Stunde. Das wollen wir bis 2021 erreichen.

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Die Rentenerhöhung für Geringverdiener würde vier bis sechs Milliarden Euro pro Jahr zusätzlich kosten – das können wir uns leisten. Wir haben weiter volle Kassen, weil Mittel, etwa für Flüchtlinge, nicht abgerufen wurden. Außerdem müssste der Bund weniger für die Grundsicherung im Alter ausgeben, und auch der Verwaltungsaufwand ließe sich deutlich verringern. Es ist auch ein Zeichen der Würde, wenn arbeitende Menschen am Ende ihres Berufslebens nicht als Bittsteller zum Sozialamt gehen müssen.