Straßenwahlkampf in Zuffenhausen: Karin Maag mit ihrem Wahlkampfhelfer Max Kottmann in der Hördtstraße Foto: Lichtgut/Verena Ecker

Sie wollen nach Berlin. Die zwölf aussichtsreichsten Bewerber in Stuttgart stellen wir in unserer Serie zur Bundestagswahl am 24. September vor. Heute: Karin Maag (CDU)

Stuttgart - Im Fußball kann man Erfolge herbeireden. Ob es in der Politik auch funktioniert, wird sich am Abend des 24. September zeigen. Dann will Karin Maag (CDU) den Lohn ihrer Wahlkampfmühen einfahren. Und mühevoll ist ihr Werben um Gunst und Stimmen allemal. Auch an diesem Mittwochabend. Maag geht in Zuffenhausen mit Wahlkampfhelfer Max Kottmann den steinigen Weg: Häuserwahlkampf, Klinkenputzen – mehr Frust als Lust. Aber sie ist tapfer und sagt: „Ich gehe dahin, wo’s wehtut.“

Damit ist sie – bewusst oder unbewusst – wieder in der Analogie zum Fußball gelandet. Schon VfB-Meister-Trainer Christoph Daum wusste: Nur der Hartnäckige, derjenige, der nie aufgibt, hat Erfolg. Daum impfte seinen Stürmern daher stets die Staubsaugermentalität ein: „Der Staubsaugervertreter verkauft auch nicht an jeder Tür einen. Er klingelt drei-, viermal vergebens. Aber beim fünften, sechsten Versuch ist er erfolgreich. Dann ist der Knoten geplatzt.“

Es ist schwer, mit Wählern ins Gespräch zu kommen

Maag kann sich nach einer halben Stunde Bettelgang in der Hördtstraße gut in die Gedanken von glücklosen Stürmern oder Vertretern von Vorwerk und Co. hineinversetzen. Selten schlägt ihr Freundlichkeit oder Interesse entgegen. Oft pures Desinteresse. Manchmal sogar Ablehnung. „Haben Sie eine Minute Zeit?“, säuselt sie einem Mann im Feinripp-Unterhemd entgegen. Doch der murrt nur: „Was wollet Se?“ Maag honigsüß: „Ich bin Ihre Bundestagsabgeordnete und wollt‘ mich kurz vorstellen.“ Der Brummbär am Türspalt: „Ne, das hat keinen Wert.“ Maag gibt nicht auf: „Haben Sie noch etwas auf dem Herzen, das sie uns mitgeben wollen?“ Schlusswort des Zuffenhauseners: „Nee, eigentlich net.“

Eine Szene, die an diesem Tag stellvertretend für den Häuserwahlkampf steht. Oft ist es vergebene Liebesmüh, mit den (Nicht-)Wählern ins Gespräch zu kommen. Aber für Karin Maag zählt nicht der unmittelbare Erfolg. Sie weiß, dass sich ihr Auftritt herumsprechen wird. Später werden die Leute vielleicht sagen: „Du, bei mir hat gestern die Politikerin aus Berlin geklingelt. Toll, gell?“ Diese Menschen seien Multiplikatoren, glaubt Karin Maag. Wenn sich diese Hoffnung erfüllt, wird sie wahrscheinlich als das in Erinnerung bleiben, was ihre Frontal-Porträt-Wahlplakate signalisieren sollen: keine, die große Töne spuckt. Eine solide, verlässliche, nahe und offene Berufspolitikerin.

Bilder verraten auch in diesem Fall mehr als Worte. Die sind – vor allem im Wahlkampf – austauschbar. „Stark für Stuttgart – Stark für uns“ hätte auch bei Fritz Kuhn im OB-Wahlkampf gepasst. Kuhn besiegte Sebastian Turner mit „Mir geht’s um Stuttgart“, anderen klaren Botschaften und einem einfachen Lächeln auf seinen Plakaten. Auch Maag lächelt kaum wahrnehmbar. Aber dieser unprätentiöse Plakatauftritt von ihr am Straßenrand – das ist sie. Eine, die „ihren erfüllenden Job liebt“. Die „stolz ist, dass sie als Abgeordnete etwas bewirken kann“. Eine, die sich kaum um eine Frage drückt. Besser: eine, die immer nach einer ehrlichen Antwort sucht.

Gesundheitspolitik-Expertin Maag

Kostprobe: Warum sollte der Wähler aus dem Stuttgarter Wahlkreis II seine Kreuzchen bei der CDU und Karin Maag machen? „Weil man dann die Sicherheit hat, dass die Herausforderungen der Zukunft bewältigt werden.“ Sie spricht von den Folgen der Digitalisierung und Globalisierung auf den Arbeitsmarkt. Von „der Sicherheit in der Außenpolitik“, für die Kanzlerin Angela Merkel stehe. Apropos Merkel: Maag schwärmt von der Bundeskanzlerin. Vielleicht weil sie ein wenig so ist wie sie selbst: „Sie hat weltweit so ein großes Ansehen, weil sie nie in die erste Reihe drängt. Ihr wird automatisch Platz gemacht.“ Soll heißen: Natürliche Autorität und Kompetenz zählen bei Karin Maag mehr als Twitter-Populismus.

Sie selbst hat ihre Kompetenzen in der Frauen- und Gesundheitspolitik. Wenn bei Podiumsdiskussionen zu diesem Thema Wissen, Erfahrung und Einblick gefragt sind, fällt sofort der Name Karin Maag. Hier ist sie kundig. Ganz gleich, ob es um die Pflege, den Hausarztmangel oder Themen wie Zweiklassenmedizin oder die Nachteile der Bürgerversicherung geht.

Auch in Berlin hat sich Karin Maag auf diesem Feld einen Namen gemacht. Sie wird als künftige gesundheitspolitische Sprecherin heiß gehandelt. Aber auch hier bleibt sie sich treu. Obwohl sie im Berliner Gesundheitsausschuss inzwischen ein sehr starkes Gewicht hat, sagt sie bescheiden: „Die Fachpresse würde mir diese Aufgabe durchaus zutrauen.“