Ernüchterung herrschte bei der CDU. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Es hätte schlimmer kommen können: So war das Fazit der Wahlparty der Stuttgarter Christdemokraten. Sie startete verhalten und wurde dann doch emotional.

Stuttgart - Nomen est omen? Die Wahlparty des Stuttgarter Kreisverbands der CDU fand im Café Felix statt, also bei dem, der laut der Übersetzung aus dem Lateinischen „vom Glück begünstigt ist“. Das sah im Verlauf des Abends allerdings nur für einen der beiden Direktkandidaten so aus. Der Name des Lokals habe bei der Auswahl keine Rolle gespielt, betonte die Sprecherin des Kreisverbands, Susanne Wetterich. Die CDU feierte traditionell im Ratskeller, der ja weiterhin umgebaut wird. Den Weg ins Félix fanden rund 100 Gäste, die die ersten Prognosen mit gemischten Gefühlen aufnahmen. Manche waren froh, dass die CDU sich entgegen der Umfragen immerhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der SPD lieferte. „Immerhin ist Rot-rot-grün verhindert“, meinten andere.

Für zu leicht befunden

Christine Arlt-Palmer sprach aus, was viele dachten. Sie schätze Armin Laschet persönlich sehr und er mache in Nordrhein-Westfalen einen guten Job, meinte die Personalberaterin und Frau von Christoph Palmer, dem Ehrenvorsitzenden des Kreisverbands. „Aber Laschet hat nicht gezündet.“ Sein Wahlkampf sei nie in Fahrt gekommen, so ihr Urteil. Das Fazit: „Gewogen und für zu leicht befunden.“

„Man muss das Ergebnis mit Demut hinnehmen“, sagte Susanne Wetterich, die seit 1. Juli für die ausgeschiedene Karin Maag im Bundestag saß. Die CDU habe gute Arbeit geleistet. „Aber wir haben als regierende Partei alles an schlechter Stimmung wegen der Corona-Pandemie abgekriegt.“

Den Rücken frei gehalten

Kurz vor 20 Uhr trafen die beiden Kandidaten für das Direktmandat ein – demonstrativ Seite an Seite. Stefan Kaufmann, der im Wahlkreis Stuttgart I gegen Cem Özdemir von den Grünen unterlag, war gefasst. Er dankte zunächst den engagierten Wahlhelfern und dann seinem Mann Rolf Pfander. „Du hast viel gelitten, nicht nur in den vergangenen Monaten, sondern auch in den letzten zwölf Monaten. Du hast mir immer den Rücken frei gehalten.“ Mörseburg sei im Wahlkampf ein „Super-Partner“ gewesen, „nun müssen wir noch ein wenig zittern“. Zum Schluss der kurzen Begrüßung wurde Kaufmann emotional: „Liebe Mama, schön, dass du da bist. Ich danke dir für alles.“

Mörseburg gab das Lob zurück: Die Zusammenarbeit mit Kaufmann sei „hervorragend“ gewesen, betonte er. „Wir haben beide gekämpft gegen den desaströsen Bundestrend. Du brennst für diese Stadt.“ Als gegen 22 Uhr endgültig feststand, dass der 29-Jährige das Direktmandat im Wahlkreis Stuttgart II geholt hatte, erfüllte sich zumindest Mörseburgs Hoffnung, es werde für die CDU in der Stadt bei dieser Bundestagswahl zumindest ein „Trostpflaster“ geben.