Jürgen Klinsmann (rechts) mit Winfried Kretschmann und Moderator Arnd Zeigler (hinten) Foto: dpa

Jürgen Klinsmann wählt deutliche Worte, um den Aufsichtsrat des VfB Stuttgart für dessen Umgang mit Weggefährte Guido Buchwald zu kritisieren – und begründet seine Verärgerung ausführlich.

Stuttgart - Jürgen Klinsmann druckste bei der Frage nach seiner Meinung zu seinem Heimatverein VfB Stuttgart zunächst ein wenig herum – und spielte den Ball erst einmal clever weiter an Nebenmann Winfried Kretschmann. Mit dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten saß der frühere Nationalspieler und ehemalige Bundestrainer am Montagabend im Stuttgarter Theaterhaus bei einer Podiumsdiskussion unter dem Titel „Kehrwoche in Kalifornien: Über die Mehrzahl von Heimat“ auf der Bühne. „Über Vereine im Abstiegskampf zu reden ist natürlich vermintes Gelände, jedenfalls für Klinsmann und mich, aus unterschiedlichen Gründen“, sagte der Politiker mit einem verschmitzten Grinsen.

Nach einer weiteren Steilvorlage von Moderator Arnd Zeigler ging Klinsmann dann aber doch aus der Deckung – und zwar richtig. Der Wahl-Kalifornier kritisierte den Aufsichtsrat des abstiegsbedrohten Stuttgarter Fußball-Bundesligisten für dessen Umgang mit seinem Freund Guido Buchwald, der nach einem Disput mit Aufsichtsratskollege Wilfried Porth von Daimler Anfang Februar aus dem Gremium zurückgetreten war. „Man leidet mit, und weil man natürlich in der Materie ein bisschen tiefer drin ist und auch Leute kennt und mit denen Kontakt hat, dann entsteht auch ein bisschen Wut bei dem, was man da sieht“, sagte Klinsmann. Seine Verbundenheit zum VfB, bei dem er sich zwischen 1984 und 1989 als Stürmer Legendenstatus erarbeitete, hat gelitten: „Das hat mich getroffen. Wenn wir das Wort Zugehörigkeit diskutieren, dann verlierst du da natürlich einen Teil Zugehörigkeit, absolut.“

Begründung für die Verärgerung

Der Weltmeister von 1990 (mit Buchwald) und Europameister von 1996, der die Nationalelf neuerdings als TV-Experte begleitet, begründete seine Verärgerung auch. Für ihn ist Buchwald „der verdienteste Spieler in der Geschichte des VfB Stuttgart“ und wurde aus seiner Sicht mit zu wenig Respekt behandelt. „Es gibt keinen anderen Bereich oder auch Wirtschaftszweig, wo so viele Leute mitreden, die eigentlich von der Thematik gar nichts verstehen“, sagte Klinsmann. „Das ist da passiert. Und das hat mich getroffen.“

Und der 54-Jährige, der im vergangenen Herbst selbst mit einem Engagement beim VfB in Verbindung gebracht wurde, führte seine Kritik in der Causa Buchwald noch weiter aus. „Wir finden in vielen unseren Strukturen Leute wieder, die sind auf einmal Teil dieser Gremien – Aufsichtsrat, Verwaltungsrat und was es da alles für Räte gibt – und meinen dann praktisch, weil sie da länger drin sind, wirklich inhaltlich über den Fußball fachsimpeln zu dürfen und die sich hinwegsetzen über gewisse Grundprinzipien, das geht einfach nicht“, sagte er. „Das ist mir arg aufgestoßen, das muss ich ehrlich sagen, und ich hoffe einfach, dass das hoffentlich wieder korrigiert wird.“