Alles im Blick: Andreas Müller an einem Showtisch in seinem Showroom  Foto:factum/Granville Foto:  

Er ist Chef von 180 Mitarbeitern und versorgt den Automobilsalon in Genf mit hochwertigem Essen. Nun übernimmt Andreas Müller die Gastronomie im Forum am Schlosspark in Ludwigsburg.

Ludwigsburg - Der Andreas Müller, den man sich vorstellt, wenn man über ihn liest, könnte kurz angebunden sein, ungeduldig und schrecklich im Stress. Wie das eben ist, wenn man vier Betriebe hat, mehr als 180 Mitarbeiter und viele Veranstaltungen, die rundlaufen müssen. Aktuell den Gourmetpalast in Heilbronn, oder die nächsten Gastspiele in der MHP-Arena und diverse Weihnachtsfeiern. Der Autosalon in Genf wirft seine Schatten voraus, Firmenfeiern, Hochzeiten und natürlich die Übernahme der Gastronomie im Forum am Schlosspark.

Der Andreas Müller, den man schließlich kennenlernt, ist kein bisschen ungeduldig, sondern offen und unterhaltsam. Wie das vielleicht ist, wenn man einen Job hat, der einen glücklich macht, und man mit dem, was man tut, extrem erfolgreich ist. Müller aus Bönnigheim ist der Chef von Better Taste und damit Chef eines Cateringbetriebs und eines Equipmentverleihs, Chef eines beinahe futuristischen Restaurants, demnächst Chef eines klassischen Restaurants sowie eines kleinen Hotels, und auch noch Chef einer Küche, die Mensen mit Essen beliefert. „Der Beruf an sich macht bis heute wirklich glücklich“ sagt Müller, dessen Beruf eigentlich Koch ist.

Das erste Restaurant war in Backnang

Andreas Müller war 25, als er sein erstes Restaurant eröffnete: das Tafelhaus in Backnang (Rems-Murr-Kreis). Das Startkapital liehen im der Vater und die Kreissparkasse, die „sich freundlicherweise bereit erklärt hatte“, den mittellosen Jungspund als kreditwürdig einzustufen. Müller war kein besonders guter Schüler gewesen, er hatte nicht viel übrig für Pythagoras und das Periodensystem. In der Lehre dann, in der Alten Post in Fellbach-Schmiden, erkannte er den Sinn von Dreisätzen und Bruchrechnen, das Lernen fiel leicht. „Endlich meine Welt“, erkannte der Küchenlehrling, der als Jahrgangsbester abschloss, sich einen Junioren-Olympiasieg erkochte und einen Weltmeistertitel; der ein Stipendium bekam, sich zum Küchenmeister ausbilden ließ, in den renommiertesten Häusern kochte – und 1996 das Tafelhaus eröffnete.

Die Geschichte, die dazu führt, dass eines Tages der Formel-1-Weltmeister Mika Häkkinen bei Müller in der Küche steht, beginnt mit einem Anruf: „Können Sie das Catering für eine private Feier übernehmen?“ – Müller konnte, der Auftraggeber war überzeugt und fragte: „Können Sie das Catering für unsere Silvesterparty übernehmen?“ – Müller konnte. Bald darauf wieder ein Anruf: „Können Sie das Catering für AMG bei der DTM übernehmen?“ Bei den Auftraggebern der zwei Caterings handelte es sich um die Familie Aufrecht aus Affalterbach, die Gründer von AMG, die mit Mercedes wiederum im Rennsport ein großes Rad drehten.

Der Formel-1-Fahrer Mika Häkkinen brachte den Durchbruch

Und so kam anno 1997 Mika Häkkinnen in Andreas Müllers Tafelhaus-Küche – und Andreas Müller ins große Geschäft. Denn außer Aufträgen für Audi, Porsche, Bugatti und anderen namhaften Firmen erwuchsen aus dem Catering-Business auch Müllers weitere Unternehmungen: Als er für die Events immer mehr Gläser, Teller, Stühle, Kocher, Spül- und Kühlschränke anschaffen musste, kam ihm der Gedanke: „Was wir brauchen, können auch andere brauchen“ – und vermietete das Equipment fortan über sein „Tellertaxi“. Als zu den Cateringkunden auch immer mehr Kitas und Schulen kamen, dachte er: „Das geht noch besser“ und gründete die auf Mittagessen spezialisierte Einheit „Lunch & More“. Inzwischen gehören Kitas, Schulen, Mensen und Betriebsrestaurants in Heilbronn, Ludwigsburg und Stuttgart zu den Kunden, die aktuell mit rund 4000 Essen pro Tag beliefert werden. Zubereitet werden sie in der hochdigitalisierten Küche des hochangesagten Speisewerks in der Ludwigsburger Weststadt, das Andreas Müller seit 2016 betreibt und als „unser Flaggschiff“ bezeichnet.

Die MHP-Arena betreut Müller schon

Dass er im August die Bewirtung der Arena übernommen hat und ab Januar auch für die Gastronomie im Forum zuständig ist, erscheint mit diesen Vorgeschichten also fast logisch. „Wir freuen uns, ein so renommiertes Unternehmen als neuen Partner gewonnen zu haben“, sagt Mario Kreh, der als städtischer Veranstaltungschef für die Arena und das Forum verantwortlich ist. Der bisherige Pächter, Eberhard Aspacher, hatte sich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr beworben.

Das Tafelhaus in Backnang hat Küchenmeister Müller vor 18 Jahren verlassen. Es war, man ahnt es, zu klein geworden. Die neue Heimat wurde Bönnigheim, wo der Unternehmer Müller ein neues Restaurant eröffnet hat, den Adler am Schloss. Zum Adler gehört ein kleines Hotel (18 Zimmer, drei Sterne), und zu Müller, der längst nicht mehr selbst am Herd steht, bald ein Bürohaus inklusive Showroom.

Müller, der jedes Jahr mehr Mitarbeiter sucht, zählt zu den „Top Arbeitgebern“, er gewinnt den Großen Preis des Mittelstands und diverse andere Auszeichnungen. Er macht einen „deutlich zweistelligen Millionenumsatz, jedoch unter 20 Millionen“ und hat inzwischen auch ein Büro in Ludwigsburg bezogen. Hat so jemand auch mal Angst? Angst zu verlieren?

Nein sagen gehört zum Erfolg

„Ständig“, bekennt Müller, der sich regelmäßig im Austausch mit einem imaginären Engelchen („greif zu“) und Teufelchen („pass auf“) befindet. Zur Geschichte des Erfolgs gehört deshalb auch, dass er öfter Nein sagt als Ja. Er hat sich von einem Hotel in Abstatt im Kreis Heilbronn getrennt, als er merkte, dass es zu weit weg ist, um sich gut genug darum zu kümmern. Er hat das Café Hüftgold in Bönnigheim abgegeben, damit mehr Zeit mit der Frau und den zwei Kindern bleibt. Er hat den Restaurantbetrieb im Adler eingeschränkt und vor langer Zeit einen Feinkostladen dichtgemacht. „Wer sagt, er hat alles richtig gemacht, hat eine Sinnesverklärung“, sagt Müller, der vor Kurzem 60 Prozent seiner Anteile an einen Finanzinvestor verkauft hat. So soll sichergestellt sein, dass Better Taste eine Zukunft hat, wenn Müller, der jetzt 49 ist, vielleicht mal nicht mehr kann und seine Kinder vielleicht nicht wollen.

Müller, der an diesem Tag seit 5 Uhr im Büro sitzt, sagt, dass Respekt und Vertrauen zu den wichtigsten Zutaten bei seiner Arbeit gehörten. Und dass er gelernt hat, dass es anders kommt, als man denkt. Im Sommer, also fünf Monate nach der Übernahme, wird die Küche im Forum geschlossen. Für sechs Monate, wegen Sanierung. Was für ein Riesenproblem, könnte denken, wer keine Ahnung hat. Kein Problem, muss denken, wer Andreas Müller kennt.