Sie gehören zum Cannstatter Volksfest dazu: Brauereipferde. Foto: www.7aktuell.de |

Der Schluckspecht hat die nächsten Tage zur Volksfest-Zeit in Stuttgart Konjunktur, doch die Brauereipferde machen sich rar. Müssen sich rar machen. Tierschützer haben die Haltung beanstandet. Künftig sind die Pferde nahe des Cannstatter Wasens untergebracht und fahren nicht mehr durch die Stadt.

Stuttgart - Das Urteil von Landwirt, Pferdezüchter und Hobby-Bierkutscher Peter Müller fällt knapp und eindeutig aus. „Das ist Quatsch!“ Neun Jahre kommt er nun schon mit seinen sechs französischen Kaltblütern nach Stuttgart, ließ sie auf dem alten Betriebshof in Heslach übernachten und dann eine vier Tonnen schwere Kutsche durch die Innenstadt zum Cannstatter Wasen und zurück ziehen, gut 22 Kilometer waren sie unterwegs. „Den Tieren hat das gar nichts ausgemacht“, sagt er, „für die sind vier Tonnen rollendes Gewicht fast gar nichts, und der Verkehr hat sie nie gestört.“

Der Weg war auch nicht das Problem. Sondern die Nachtruhe. Die Tiere standen in schmalen Boxen, waren angeleint in der so genannten Ständerhaltung, konnten sich nicht hinlegen. Vor zwei Jahren hatte die Tierschutzorganisation Peta dies erstmals bemängelt. „Das ist in Deutschland verboten“, sagt Sprecher Peter Höffken, man habe sich 2013 deshalb ans Veterinäramt gewandt, das sei zunächst zögerlich gewesen, habe die Praxis aber jetzt endlich untersagt.

„Verboten ist die ständige Ständerhaltung“

Das stimme so nicht ganz, sagt Thomas Stegemann, der Chef der Veterinäre der Stadt. „Verboten ist die ständige Ständerhaltung“, sagt er, aber wenige Tage im Jahr wäre hinnehmbar. Daheim im schwäbischen Wald leben die Tiere auf der Weide. „Die 16 Tage hier in Stuttgart im Stall waren kein Problem für die Pferde“, sagt Müller, „die legen sich ohnehin nur eine Stunde hin. Ansonsten stehen sie, und entlasten abwechselnd die Beine.“

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Gleichwohl haben Veterinäre, Pferdehalter und Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart eine andere Lösung gefunden. Am alten Ort war dies aber nicht möglich. „Wir haben nun in der Nähe des Wasens 18 Quadratmeter große Boxen gebaut“, sagt Marcus Christen, Abteilungsleiter der Volksfest-Veranstalterin in.Stuttgart, „dort sind die Tiere nun untergebracht.“ Auch jene Tiere, die die Hofbräu-Kutsche ziehen. Sie kommen aus dem bayerischen Wald, schleppen dort normalerweise Holz. Für die Tiere sei der Ausflug nach Stuttgart Urlaub, sagt ihr Besitzer. Wo genau die Tiere nächtigen, will Christen nicht verraten, sonst sei es mit der ungestörten Nachtruhe schnell vorbei.

Kutschen fahren nicht mehr durch die Stuttgarter Innenstadt

Der Schlafplatz bedeutet nun aber, dass die Kutschen nicht mehr durch die Innenstadt fahren. Sondern sich nur noch rund um den Wasen bewegen. „Doch bewegen müssen wir sie“, sagt Müller, „das brauchen die Tiere.“ Derzeit überlege man sich eine Route, vielleicht fahre man künftig nach Münster. Schade findet Müller dieses „Ende einer Tradition“. Die Kutschfahrt sei immer gut angekommen, „die Leute haben sich gefreut und uns zugewunken, vor allem die Kinder waren begeistert“.

Tierschützer Höffken bedauert das Ende dieser Tradition nicht, im Gegenteil, er empfindet es als „schönen Erfolg“. Noch schöner wäre es freilich, würden die Pferde die Kutschen gar nicht mehr ziehen. „Die Tiere gehören auf die Weide“. Das gilt auch für die Ponys auf den Rummelplätzen. Schon seit Jahren zieht Peta gegen das Ponyreiten ins Feld. „Die Tiere werden wie eine Maschine gezwungen im Kreis zu laufen, dazu kommt der Lärm auf den Festplätzen, das ist nicht tiergerecht.“

Diese Meinung würden immer mehr Städte teilen. „In Düsseldorf, Duisburg, Ponykarussells nicht mehr zuzulassen.“ entschieden, die Beim Cannstatter Volksfest gibt es zwei solcher Ponykarussells. Die die Veterinäre würden die Tiere natürlich genau in Augenschein nehmen, sagt Stegemans, „wir haben sie mehrfach untersucht und nichts Gravierendes gefunden. Die Tiere würden ordentlich gehalten und hätten keine Gelenkschäden. „Es geht im Kern um die Grundsatzfrage: „Sind die Tiere zum Amüsement der Menschen da?“