DJ Robin, der „Layla“-Originalinterpret, singt wieder beim Wasenwirt. Das Cannstatter Volksfest findet er „viel cooler“ als die Wiesn. Foto: 7aktuell//Daniel Boosz

Sein Skandalsong „Layla“ ist der Wiesn-Hit 2022 – DJ Robin aber findet den Wasen „viel cooler“. Wie wird das Volksfest nach langer Pause? Wir haben uns bei Protagonisten des Rummels umgehört.

In der Pandemie, die laut Ministerpräsident Winfried Kretschmann in die Endemie übergeht, war sehr viel verboten. Wenn’s da nicht was heftig zum Nachholen gibt! Womöglich ist dies allein mit ein Grund, warum ein politisch unkorrektes, weil sexistisches Lied wie „Layla“ erst als Sommerhit wie irre abgeht und dann auf der Wiesn öfter gespielt wird als „Hulapalu“ und „Däpp Däpp Däpp“ zusammen. Der Reiz des Unerlaubten lockt ewiglich.

Die Wirte des Oktoberfestes wollen, dass „Layla“ anders gesungen wird. Die Worte „Puff“ und „geil“ sind gestrichen. „In meinem Suff ist sie doppelt meine Layla“, lautet der neue Refrain. Statt „schöner, jünger, geiler“ soll’s „schöner, jünger, kleiner“ heißen. DJ Robin, der Originalinterpret, amüsiert sich – am lustigsten findet er, dass die Leute trotzdem und noch viel lauter den echten Text grölen.

„Der Wasen ist mehr auf Party getrimmt“

Endlich wieder! DJ Robin aus Ditzingen ist absolut happy. Siebenmal spielt er auf dem Volksfest beim Wasenwirt. Warum nicht auf der Wiesn? „Der Wasen ist viel cooler“, sagt er unserer Zeitung. Robin ist ein Wasen-Kind. In München würden Blaskapellen dominieren, am Neckar seien’s Partybands. „Der Wasen ist mehr auf Party getrimmt“, findet er – also eher was für Jüngere.

Bisher habe sich keine Layla bei ihm beschwert, sagt er, „aber etwa 50 Laylas haben sich bedankt“. Dank aus Bordellen gab’s keinen. Um Verherrlichung der Prostitution gehe es nicht, erklärt der 26-Jährige: „Das Lied entstand für Mallorca. Da zünden nicht alle Themen.“ Die Idee sei dem Kollegen Schürze an einer roten Ampel gekommen. Liedverbote wie in München gibt’s auf dem Wasen nicht. Die Welt hat in harter Zeit andere Sorgen. In den Zelten wird die unterste Schublade für Songs garantiert noch öfter gezogen. Sagt dies was übers Wasen-Publikum aus? Oder doch nur über den Einfluss von Alkohol? Am ersten Tag sticht Frank Nopper das erste Fass mit zwei Schlägen an. Der OB hat nicht überall Freunde. „Das Fass war präpariert“, ist prompt zu hören. 175 Liter Freibier gibt’s sodann bei der Fruchtsäule. Dieser Coup von Nopper sitzt.

Die Zahl der Firmenfeier ist weitaus niedriger als vor Corona

Schöner, jünger, leerer – so könnte der Wasen werden. Ältere Menschen, heißt es bei Wirten, reservieren zurückhaltend, wohl aus Angst vor Ansteckung. Das Volksfest dürfte sich verjüngen, weniger dürften kommen. Denn auch die Anzahl der Firmenfeiern ist geringer als früher. Manch ein Chef fürchtet, wenn er 100 Leute aus dem Betrieb einlädt, melden sich dann 50 mit Corona krank. Zur jüngeren Wirtegeneration zählt Nina Renoldi, die erstmals ihre Königsalm errichtet, die aus massivem Holz besteht. An der Bar oben hängen Kuhglocken mit Namen. „Das sind Namen von Kühen, die vorm Schlachten gerettet wurden“, sagt die Almchefin. Als weiteres Festzelt gilt ihre imposante Hütte nicht, was dafür sorgt, dass es bei ihr keine Maßkrüge geben darf. Nina Renoldi muss Bier halbliterweise ausschenken, sieht dies aber positiv: „So bleibt das Bier frischer.“ Die Wirtin Sonja Merz ist rechtzeitig gesund geworden. Sie hat ihr Sprunggelenk gebrochen, wurde operiert und war bis vor Kurzem mit Krücken unterwegs. Den Beifall ihres Arztes bekommt sie nicht, wenn sie in ihrem „Zelt mit Herz“ nun täglich 20 000 Schritte macht. Ihre Schatzibar übernimmt Kevin Schmieg aus der bekannten Gastrofamilie, die 27 Jahre lang das VfB-Restaurant führte.

Kevin Schmieg übernimmt die Schatzibar bei Sonja Merz

Wer in Zeltlogen eingeladen ist, kann Plastikarmbänder sammeln. „VIP-mäßig“ ist viel los. „Für Dienstag hab ich drei Einladungen“, sagt Tanzchef Eric Gauthier, der für Marianne Rosenberg die Tourtanznummern choreografiert hat. Dem Volksfest gibt sich Gauthier erst richtig hin, wenn die Gala zum 80. Geburtstag der Ballettlegende Egon Madsen (am Mittwoch ausverkauft im Theaterhaus) hinter ihm liegt. Zur zehnten (ausverkauften) Wasenpirsch am Sonntag in der Schwabenwelt (der Reinerlös geht an das Kinderhospiz) erwartet Frederic Reinicke 600 Gäste aus Sport, Wirtschaft, Mode und Medien. Die Einlassliste ist bunt. Bestimmt wird Layla akustisch dabei sein. Dann zeigt sich: Wer singt den alten, wer den neuen, jugendfreien Text? Und wer hält lieber den Mund?