Am 25. September wird das 170. Cannstatter Volksfest eröffnet. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Tradition und Moderne, das geht bestens beisammen beim Volksfest. Die Tradition pflegen die Wirte mit dem rituellen Erhöhen des Bierpreises; für die Moderne zeigen sich zwei Schausteller verantwortlich, die als Erste freies WLAN in ihrem Geschäft anbieten.

Stuttgart - So ein Bier für 9,80 Euro ist nicht nur ein Bier. Es ist ein Statussymbol. Folgerichtig muss der Wasengänger aller Welt zeigen, dass er einen Platz im Zelt und ein Bier ergattert hat. Dem ersten Schluck folgt meist das Selbstporträt, auf neudeutsch Selfie. Damit die Freunde davon auch wirklich erfahren, das Bild zügig in sozialen Netzwerken aufscheint, hat Vodafone als Vertreter aller Mobilfunkfirmen das Mobilfunknetz auf dem Wasen aufgebohrt. Nun sind 35 Mobilfunkanlagen mit 161 Funkzellen aufgebaut. „Das entspricht einer Kapazität, die zur Versorgung einer Stadt wie Ludwigsburg notwendig ist“, heißt es von Vodafone. Und in Ludwigsburg wohnen immerhin knapp 100 000 Menschen.

Beim Frühlingsfest hat man schon geprobt, beim Volksfest folgt nun der Härtetest, werden dort doch vier Millionen Besucher erwartet. Von denen an den Wochenenden bis zu 70 000 Menschen gleichzeitig auf dem Platz sind. Die Schausteller Thomas Koch und Christian von Berg gehen noch einen Schritt weiter. Sie bieten in ihrem neuem Gastronomiebetrieb König Wilhelms Jagdhütte kostenloses WLAN an. Also einen Zugang ins Internet. Das ist eine Premiere für den Wasen. Bei der Veranstalterin in.Stuttgart denke man darüber nach, dies auf dem ganzen Festgelände zu ermöglichen, „da sind wir dran“, sagt ein Sprecher, „doch es muss für unsere vielen Besucher fehlerfrei funktionieren“. Sprich: Es lässt auf sich warten.

Koch und von Berg sind in ihrem Betrieb vorangeprescht

Koch und von Berg sind nun in ihrem Betrieb vorangeprescht. Technisch sei das nicht schwierig gewesen, sagt Koch. Die Telefonanschlüsse sind da, denn einst in grauer Vorzeit, als es noch keine Handys gab, richtete die Telekom Festnetzanschlüsse auf dem Wasen ein. Das Passwort kann man sich an der Theke abholen, das Internet gibt’s gratis zum Bier dazu. In der Hoffnung, dass die Kundschaft länger sitzen bleibt. Das Problem haben die Zeltwirte nicht. Ihre Kundschaft hockt gerne, auch wenn das Bier wieder teurer geworden ist. Heuer muss der Zecher zwischen 9,60 Euro und 9,80 Euro für die Maß Bier zahlen, 30 Cent mehr als 2014.

Werner Klauss ist Sprecher der Festwirte. Er wirbt um Verständnis, gibt einen Einblick in seine Bilanz und zählt auf, welche Kosten er hat. Aufbau und Abbau schlage mit 1,5 Millionen Euro zu Buche, für Programm und Marketing zahle er 400 000 Euro, Security, also die Ordner, koste 150 000 Euro, Künstlersozialkasse und Gema betrage 25 000 Euro, Strom und Wasser 50 000 Euro. Über die Einnahmen verriet er nur so viel: „Die sieben Bierzelte schenken gemeinsam 1,5 bis 2 Millionen Liter Bier aus.“ Nimmt man 9,80 Euro je Maß, kommt man auf 19,6 Millionen Euro Einnahmen für die Wirte. Nur mit dem Bier.

Doch so rechnen Milchmädchen, geben die Wirte zu verstehen. Denn, siehe oben, die Kosten würden das auffressen. „Wir brauchen steigende Umsätze, sonst geht die Rechnung nicht auf“. Und eigentlich, sagt Klauss, „hängen wir mit dem Bierpreis hinterher“. Ob nun 9,80 Euro oder demnächst vielleicht 10 Euro, den Kunden scheint es ohnehin egal zu sein, sie drängt es auf den Wasen, gleichgültig was das Bier kostet. An vielen Abenden gibt es kaum noch Platz in den Zelten, vor Monaten bereits waren die Freitagabende und Samstagabende ausreserviert. So schön die neue digitale Welt auch sein mag, ein Bier kann man halt nur analog trinken. Das 170. Cannstatter Volksfest beginnt an diesem Freitag um 15 Uhr. Es endet am Sonntag, 11. Oktober. Geöffnet ist montags bis donnerstags von 12 bis 23 Uhr, freitags von 12 bis 24 Uhr, samstags von 11 bis 24 Uhr, und sonntags und am 3. Oktober von 11 bis 23 Uhr.

Siehe auch: Alles, was Sie zum Cannstatter Wasen wissen müssen

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