Auf dem Weg nach Jamaika: Union, FDP und Grüne reden auch über Cannabis. Foto: imago stock&people

Die Koalitionsverhandlungen geben die Gelegenheit, ideologiefrei auf die Freigabe von Cannabis zu schauen. Das ist eine große Chance, findet unser Hauptstadt-Korrespondent Norbert Wallet.

Berlin - Es wird Zeit, dass die Politik beim Thema Cannabis Farbe bekennt. Die Verhandlungen über eine Jamaikakoalition wären eine gute Gelegenheit dazu. Zur ideologischen Abrüstung bei dem Thema gehört die Einsicht, dass man den Konsum von Cannabis für gefährlich halten und trotzdem für eine geeignete Form der Legalisierung eintreten kann.

Dabei geht es um den rechtsstaatlich unhaltbaren Zustand, dass der Besitz kleinerer Mengen von Bundesland zu Bundesland ganz unterschiedlich verfolgt wird. Viel wichtiger aber ist die Frage: Inwieweit schadet oder hilft eine Legalisierung des Erwerbs kleiner Mengen zum Eigengebrauch denjenigen, die am schutzbedürftigsten sind: den Jugendlichen?

Vieles ist besser als der Status quo

Cannabiserwerb und -konsum sind heute in ein kriminelles Umfeld eingebettet. Dealer, die gezielt Schulumgebungen aufsuchen, mit unsauberer Ware handeln, junge Menschen zu härteren Drogen führen – das ist in Großstädten (und nicht nur dort) trauriger Alltag. Eine Apotheken-Lösung böte zumindest Gewähr für saubere Ware und eine gezielte Aufklärung. Dealern das Wasser abzugraben – das wäre schon was.

Zwar muss man noch vieles verantwortungsbewusst prüfen, doch dass dies nun überhaupt sachlich ohne Denkverbote geschehen kann, ist ein großer Fortschritt. Und vieles ist besser als der Status quo.