Campino von den "Toten Hosen" Foto: dpa/lsw

Mit 17 ging es nicht mehr, rebellierte Andreas Frege endgültig - gegen die Enge des Lebens im Wohnhaus der der Familie. Jetzt kommt ein Campino-Portrait im WDR.

Stuttgart - Mit 17 ging es nicht mehr, rebellierte Andreas Frege endgültig - gegen die Enge des Lebens im Wohnhaus der Familie in einem Düsseldorfer Vorort, gegen die Vorstellungen seines Vaters. Jetzt ist Frege 47 und als Campino einer der bekanntesten deutschen Musiker seiner Generation.

Mit 15 Punk, mit 17 nur noch raus nach Düsseldorf, hinein in den Ratinger Hof, Forum der Neuen Wilden in Malerei, Literatur und Musik. 1979 die erste Band, 1982 dann der erste Auftritt einer Formation, die irgendwie immer schon da war - Die Toten Hosen.

Wie nähert man sich einem solchen Leben mit der Fernsehkamera? Cordula Kablitz-Post versucht es in der Reihe "Die Besten im Westen" für den Westdeutschen Rundfunk mit einer Abhak-Liste: Campino im Elternhaus ("erstmals wieder seit dem Tod der Mutter vor neun Jahren"), Campino in der Grundschule (natürlich auch "erstmals wieder"), Campino im ehemaligen Ratinger Hof, Campino bei seiner älteren Schwester, bei seinem älteren Bruder - und natürlich auch Campino auf einem Spielplatz in Berlin-Charlottenburg. Und zuletzt, ja zuletzt auch auf einem Friedhof.

Letzteres hat schon wieder Hosen-Stil: Campino erzählt, wie sich die Band überlegt hat, dass eigentlich keiner der fünf sich vorstellen kann, allein unter der Erde zu liegen. Also haben die Hosen vorgesorgt, vor zehn Jahren schon - für sich, aber auch für Freunde. Ein Stück Rasen für die Ewigkeit? "Die Vorstellung, dass in 100 Jahren die Schulklassen zu den Toten Hosen auf den Südfriedhof fahren, gefällt uns schon sehr", sagt Campino - und zeigt sein schönstes Lachen.

Nach eher holprigem Beginn verlässt Cordula Kablitz-Post die Sicherheitslinie der Lebensstationen Campinos. Sie lässt den Hosen-Frontmann reden. Über heute und gestern, über das, was ihn antreibt. Bei Konzerten noch immer in die höchsten Bühnenaufbauten zu klettern, noch immer in die Zuschauermenge zu springen, aber auch den Schritt vor die Filmkamera und auf die Theaterbühne zu wagen. Klaus Maria Brandauer, der Campino als Mackie Messer auftreten ließ, formuliert den Satz, der vieles erklären könnte: "ein Punker, aber auch ein Sohn aus gutem Hause". Einer also, der weiß, wie es geht, der letztlich immer doch die Dinge in der Hand hat, der das Unkontrollierte sucht und doch verzweifelt, wenn er die Kontrolle verliert.

Campino erzählt - von der Angst, von Alkohol und Drogen, Dokumentarschnipsel erinnern an eine Zeit, die heute unendlich fern scheint. Dann das Gesicht in Großaufnahme. Wieder einmal. Kablitz-Post hat ihr Motiv gefunden: Campino - einer der Besten, nicht nur im Westen.

  • WDR, Freitag, 4. Dezember 2009, 20.15 Uhr