Der Urlaub auf Rädern ist auf der CMT gefragt. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Die deutschen Hersteller von Reisemobilen und Wohnwagen steuern ein weiteres Rekordjahr an. Viele haben die Fabriken ausgeweitet und neue Jobs geschaffen.

Stuttgart - Die deutschen Hersteller von Reisemobilen und Wohnwagen steuern nach einem Spitzenjahr auf neue Rekorde zu. „Von einem gesättigten Markt kann keine Rede sein“, sagte Hermann Pfaff, der Präsident des Caravaning Industrie Verbands auf der Reisemesse CMT in Stuttgart. Die Zuversicht spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer Umfrage unter den Mitgliedern des Branchenverbands. Danach erwarten drei von vier Herstellern von Reisemobilen im laufenden Jahr einen wachsenden Absatz, die restlichen gehen von stabilen Geschäftszahlen aus. Die Mehrheit der Wohnwagenhersteller geht ebenfalls davon aus, dass sich ihr Geschäft positiv entwickeln wird.

Im vergangenen Jahr nahm der Umsatz der deutschen Caravaningbranche um gut neun Prozent auf den Rekordwert von mehr als elf Milliarden Euro zu. Dabei entwickelten sich nach Angaben des Verbands alle drei Geschäftsbereiche – Neufahrzeuge, Gebrauchtfahrzeuge und Zubehör – positiv. Insgesamt verließen fast 123 000 Fahrzeuge die Werke der deutschen Hersteller – so viele wie nie. Dies war ein Zuwachs von knapp sechs Prozent. Der Export wuchs in ähnlichem Umfang auf mehr als 55 000 Fahrzeuge. Die deutschen Hersteller sind damit Marktführer in Europa. Viele der rund 70 Industrieunternehmen der Branche haben nach Angaben des Verbands die Produktionskapazitäten ausgeweitet und neue Arbeitsplätze geschaffen.

Das Geschäft lief 2018 besser als erwartet

Die Neuzulassungen von Reisemobilen und Wohnwagen in Deutschland nahmen im vergangenen Jahr um mehr als zwölf Prozent auf den Bestwert von rund 71 200 Fahrzeugen zu. „Mit dem neuen Rekord haben wir unsere optimistischen Prognosen für 2018 übertroffen“, sagte Verbands-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso. Der Zuwachs ist laut Verbands-Präsident Pfaff auch darauf zurückzuführen, dass immer mehr junge Menschen Gefallen am Caravaning finden. „Ich bin zuversichtlich, das 2019 ein weiteres Rekordjahr für die deutsche Branche wird“, sagte Pfaff. Der Verband rechnet mit einem Zulassungsplus auf rund 77 000 Fahrzeuge erwartet.

Der Trend geht dabei nach Angaben des Verbands zu kompakteren Fahrzeugen. Ausgebaute Kastenwagen machten inzwischen die Hälfte der Reisemobilproduktion aus. Die Kunden schätzten, dass diese leichter zu bewegen und daher auch für den Alltag oder einen Städtetrip geeignet sind. Gleichzeitig sei immer mehr Komfort und gefragt. Zudem nehme die elektronische Vernetzung und Digitalisierung zu. Dazu gehört beispielsweise, dass per Smartphone kontrolliert werden kann, wieviel Gas oder Wasser im Tank ist oder wie der Ladezustand der Batterien ist.

Nur fünf Prozent des Reisemobilbestands von Fahrverboten betroffen

Die Debatte über Diesel-Fahrverbote hat laut Verbandsgeschäftsführer Onggowinarso nicht dazu geführt, dass Käufer abwarten, bis Motoren der neuesten Schadstoffnorm Euro 6d-temp verfügbar seien. Pfaff wies darauf hin, dass nur fünf Prozent des Gesamtbestands an Reisemobilen unmittelbar von Fahrverboten betroffen seien. Der Verbandspräsident räumte ein, dass dieses brisante Thema in Stuttgart, wo es bereits ein Fahrverbot gebe, eine viel größere Bedeutung habe als etwa in seiner Heimat Oberschwaben.

Pfaff ist bei der Erwin-Hymer-Gruppe in Bad Waldsee für die Entwicklung neuer Märkte und Geschäftsfelder zuständig. Die Hymer-Gruppe gilt als europäischer Marktführer. Zur Gruppe gehören neben Hymer Marken wie Bürstner, Eriba oder Dethleffs. Elektroantriebe werden nach Einschätzung von Pfaff erst auf längere Sicht eine Rolle bei den Freizeitfahrzeugen spielen. Die Reisemobilhersteller seien dabei auf die Fahrgestellhersteller wie Fiat oder Daimler angewiesen, sagte Pfaff.

Auf der CMT hat der Wohnmobilhändler WOF aus Weilheim an der Teck unter der Marke Iridium nach eigenen Angaben das erste marktreife Wohnmobil mit reinem Elektroantrieb vorgestellt. Die ersten Fahrzeuge sollen im Juli oder August ausgeliefert werden. Die Reichweite wird mit 300 Kilometern angegeben. Die Preisliste beginnt bei 169 000 Euro. Zudem zeigt Dethleffs die Studie eines Wohnwagens, dessen Achse einen eigenen Elektroantrieb hat. Damit wird das Zugfahrzeug entlastet.