Christof Nothacker betreibt in einer ehemaligen Bäckerei sein Café. Foto: Kathrin Wesely

In einer Zeit, da viele Gastronomen die Segel streichen müssen, eröffnet im Süden in einer ehemaligen Bäckerei das Café Lang. Es ist ein lang gehegter Wunsch von Christoph Nothacker, und er setzt auf die eiligen Kaffeetrinker morgens auf dem Weg ins Büro.

Stuttgart-Süd - Christof Nothackers Verhältnis zur Kaffeebohne hat etwas von einer lang gehegten, stillen Liebe, die sich eines Tages Bahn brach. Die Leidenschaft für Kaffee war immer schon da. Doch vorerst war Nothacker mit der Mode liiert, reiste durch Deutschland und Italien und handelte mit Jeans. Auf dem Weg von Boutique zu Boutique lagen viele wunderbare Kaffeebars, denen er in seinem Blog „My best espresso“ warmherzige Rezensionen widmete. „Ich war immer auf der Suche nach gutem Kaffee.“

Vom Blogger zum Barista

Den fand Nothacker schließlich – kurioserweise nicht in der Heimat des Espresso’, sondern in Hamburg, im Café Paris, wo man dem Gast eine italienische Röstung aus Rom kredenzt. Er ließ sich auf einen Seitensprung ein – machte weiter in Mode, vertrieb aber nebenher auch jenen Kaffee, den er in Hamburg so genossen hatte. Vor etwa fünf Jahren schließlich verlegte sich Nothacker ganz auf den Handel mit Kaffee, beliefert seither mit seiner Firma „My best espresso“ Büros und Bars, bezieht die Bohnen aber mittlerweile von einer kleinen Rösterei in Florenz, „eine der wenigen in Italien, die helle Röstungen im Programm haben“.

Irgendwann wollte der Geschäftsmann den Leuten seinen Kaffee selber einschenken. „Ich habe fast zwei Jahre lang nach einem passenden Lokal gesucht. Das Viertel und die Immobilie selbst sollten einen gewissen Charme haben.“ Die ehemalige Bäckerei Lang am Anfang der Liststraße schien ihm perfekt. Und weil die Leute vertraut waren mit dem Namen der Bäckerei, die zuvor dort war, hat der neue Inhaber ihn beibehalten: Café Lang also.

Belebende Konkurrenz

Die Café-Dichte im Quartier bereitet dem 55-Jährigen keine Sorge. Im Gegenteil, Kantinchen, Herbertz oder das Café List, belebten das Quartier, und die Cafékultur sei derart ausdifferenziert, dass auch für ihn noch Platz sei. Das Café Lang sei etwas für den eiligen Weg ins Büro, „wo man morgens noch rasch einen Kaffee nimmt, vielleicht ein Croissant dazu“. Es öffnet um 7 Uhr und schließt um 18 Uhr. Das Kantinchen vis à vis hat indessen seinen Verkaufsbereich ausgedehnt. „Wir waren dort oft während des Umbaus, haben Kaffee getrunken und gegessen. Die haben uns ganz herzlich aufgenommen.“ Überhaupt sei ihm viel Herzlichkeit im Quartier entgegengeschwappt: „Die Leute sagten oft, dass sie sich freuen, dass an der Ecke jetzt was Neues aufmacht.“

Dennoch blickt auch Nothacker mit Sorge auf die kommenden Monate. Bislang war er mit dem Umbau der ehemaligen Bäckerei zu einer Bar mit Kaffeeladen beschäftigt, ihn hatte der Lockdown nicht betroffen. Daniel Ohl vom DEHOGA Baden-Württemberg befürchtet einen „harten Winter“ für die Gastronomie, die schon jetzt in prekärer Lage sei. Nothacker seufzt. Das Café sei lange vor Corona geplant gewesen. „Ich wollte nicht alles stornieren. Und jetzt überwiegt bei mir erst mal die Freude, dass es geklappt hat.“