Am Rathausplatz in Hirschlanden hält der Bus seltener als bisher. Foto: factum/Granville

Der Bus fährt die Ortsteile Hirschlanden und Schöckingen nur noch alle 30 Minuten an. Gemeinderat und Verwaltung drängen auf Verbesserungen.

Ditzingen - So groß ist der kollektive Unmut im Ditzinger Gemeinderat schon lange nicht mehr gewesen. Doch seit dem Fahrplanwechsel im Januar haben die Busfahrgäste in Hirschlanden und Schöckingen wenig zu lachen. Statt im Viertelstundentakt werden die beiden Ditzinger Ortsteile nur noch alle 30 Minuten angefahren. „Das ist der absolute Hammer“, empörte sich der Freie Wähler-Fraktionschef Manfred Grossmann. Unterstützung erhielt er von Heinz Lienow (SPD). Auch der Oberbürgermeister Michael Makurath (parteilos) kommentierte die Situation ungewöhnlich deutlich: „Das ist ein Ärgernis.“ In ihrer Bekanntgabe an den Gemeinderat schreibt die Verwaltung, es habe „Veränderungen und Pannen“ gegeben.

Lange Mängelliste

Der seit Januar gültige Busfahrplan hat zu Verschiebungen unter anderem bei den Buslinien 620 und 623 geführt. Der Fahrplan der Linie 620, von Ditzingen nach Heimerdingen, wurde so verändert, dass er seit diesem Jahr im Viertelstundentakt Anschluss an die Strohgäubahn hat. Weil aber die Linie 623 nicht darauf angepasst wurde, hält der Bus in Hirschlanden und Schöckingen nicht mehr alle 15 Minuten, sondern nur noch jede halbe Stunde. „Die Leute sind zu Recht verärgert, und wir sind’s auch“, fasst der Oberbürgermeister Michael Makurath zusammen.

Der Fahrplanwechsel hat für die Ditzinger nicht nur diese eine Verschlechterung gebracht. Die Verwaltung führte gleich zehn Punkte auf der Mängelliste auf. Neben der verschlechterten Anbindung der Ortsteile fällt unter anderem ein barrierefreier Umstieg am Bahnhof von Bus zur Bahn weg. Die Haltestelle der Linie 638 – vormals Linie 98 – wurde auf die Bahnhof-Südseite verlegt, also auf die Seite des Unternehmensgebäudes von Reclam. Dort aber gibt es – anders als auf der Nordseite – noch keinen Aufzug. Ein barrierefreier Zugang von der Südseite wird erst mit der Modernisierung des Bahnhofareals errichtet. „Wer hat die Böcke geschossen?“, fragte Grossmann verärgert. Er forderte die Verwaltung dazu auf, mit Nachdruck auf die Beseitigung der Defizite hinzuwirken. Auch nicht mehr vorkommen solle, dass die Fahrer die Strecken nicht kennen – und deshalb zu langsam sind.

Veränderung gegen Willen der Stadt

Wie die Verwaltung mitteilt, will sie die Verschlechterungen nicht akzeptieren. Die Verlegung der Linie 638 auf die Südseite sei vom Landkreis als Träger des öffentlichen Personennahverkehrs getroffen worden – entgegen des Willens der Stadt. Nicht umgesetzt sei zudem eine Verlängerung der Umsteigezeiten am Zentralen Omnibusbahnhof, um mehr Zeit für den Umstieg auf die S-Bahn zu gewinnen.

Der Landkreis hatte die Linienkonzession an die Gesellschaft Regional Bus Stuttgart (RBS) vergeben. Die wiederum übertrug die Aufgabe an ihre Tochter Friedrich Müller Omnibusunternehmen (FMO), die wiederum ein Subunternehmen, die Firma Klingel beauftragte. Der FMO-Geschäftsführer Marco Trovato hat inzwischen per Mail auf die Vorwürfe reagiert. Es laufe vieles noch nicht optimal – „es wird aber durch zunehmende Routine und durch weitere Optimierungen deutlich besser werden“.